Im Anfang war die Gebärde (kartoniertes Buch)

Die Geschichte der evangelischen Gehörlosenseelsorge, von ihren Berliner Anfängen bis 1992
ISBN/EAN: 9783889812872
Sprache: Deutsch
Umfang: 395 S., 29 Illustr.
Einband: kartoniertes Buch
Hans Jürgen Stepf gibt einen historischen Überblick über den
Aufbau der Gehörlosenseelsorge: von den Anfängen in der
Preußischen Provinz Brandenburg 1788 in Berlin bis zum
Zusammenschluss zur Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Evangelische
Gehörlosenseelsorge 1992. Dabei lässt der Autor, der jahrelang als
Gehörlosenseelsorger in verschiedenen Gemeinden gearbeitet hat,
seine reiche Erfahrung als Seelsorger einfließen.
Schwerpunkte des einzigartigen Werkes: Der Aufbau in den deutschen
Ländern, die Gründung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für
evangelische Gehörlosenseelsorge, das „Dritte Reich“ mit der
Zwangsmaßnahme Sterilisierung und der fehlenden Wiedergutmachung
in der Nachkriegszeit in Ost und West sowie internationale Kontakte.
Hans Jürgen Stepf, geboren 1935
in Berlin, arbeitete als Gemeindepfarrer
und Gehörlosenpfarrer in
Frankfurt, Zürich und zuletzt in
Berlin. Außerdem war er Schriftführer
der Deutschen Arbeitsgemeinschaft
für Evangelische
Gehörlosenseelsorge (DAFEG) und
Mitglied des Vorstands und des
Joint Committee of deaf mission
societies der Gehörlosenmission
für Schulen in Eritrea
und Tansania.
Dieses Buch will ermutigen, tiefer in die Geschichte der Deutschen evangelischen Gehörlosenseelsorge einzudringen. An vielen Orten ruhen noch Schätze, die gehoben und bewahrt werden müssen. An vielen Stellen schlummern in den Archiven Beispiele für ein besseres Verständnis der Vergangenheit, die ihre Auswirkungen bis in die Gegenwart haben. Den Schwerpunkt meiner Arbeit bildet Berlin-Brandenburg. Von Berlin gingen wesentliche kirchliche und schulische Impulse aus für die Förderung der Gehörlosen (Taubstummen) in Preußen, seinen Provinzen und dem Deutschen Reich nach 1871. In Berlin liegt auch die einzige Gehörlosengemeinde Deutschlands, die durch die Mauer achtundzwanzig Jahre geteilt war. Beispiele aus den Landeskirchen zeigen die Entwicklung der Gehörlosenseelsorge. Übergreifend wird versucht, die Anstöße und die Aktivitäten der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Evangelische Gehörlosenseelsorge e.V. (DAFEG) nicht nur im landeskirchlichen Bereich, sondern auch im ökumenischen Zusammenhang aufzuzeigen. Von den ersten Ansätzen der Seelsorge in der Reformation bis zur Vereinigung der 31 Jahre getrennten Arbeitsgemeinschaft 1992 reicht der Bogen. Einen breiteren Raum nimmt das Dritte Reich mit seinen die Menschenwürde verachtenden Gesetzen ein. Natürlich konnte sich die Gehörlosenseelsorge in den Jahrhunderten der Diskussion nicht entziehen. Ist die orale Methode oder die Gebärde das richtige Mittel, die deutsche Sprache zu erlernen? Für die Gehörlosenseelsorge ist letztlich entscheidend, wie das Evangelium, die frohe Botschaft der Bibel, die jedem Menschen gilt, gehörlosen Kindern und Erwachsenen verständlich und glaubwürdig vermittelt werden kann. Das Buch zeigt: In weiten Teilen besteht auch in kirchlichen Kreisen Unverständnis über die seelische Entwicklung von Gehörlosen. Ein Gehörloser ist von einem Hörenden in seinen Reaktionen, seinem Denken so verschieden wie ein Europäer von Angehörigen anderer Kulturen. Ausgewählte Dokumente befinden sich im Anhang. Bei den Quellen stütze ich mich auf den Bestand im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin (EZA) und dem Landeskirchlichen Archiv Berlin-Brandenburg (ELAB). Beim EZA folge ich den neuen Signaturen der Akten. Die Tätigkeitsberichte der Vorsitzenden der DAFEG bilden eine wichtige Quelle. Als Schriftführer der DAFEG von 1976 bis 1992 hatte ich Einblicke in die verschiedenen Vorhaben und Projekte. Bei den 670 Namen im Register bleiben einige Vornamen zu ergänzen. Für die Jahre von 1971 bis 1975 lag mir kein Material vor, es gab nicht einmal Jahresberichte von Stoevesand. Einige Fragen bleiben: Was haben die evangelischen Kirchen für die Gehörlosenseelsorge bewirkt? Wie ernst nehmen die Kirchenleitungen in den deutschen Landeskirchen die Seelsorge an gehörlosen Mitchristen? Wird diese sprachliche Minderheit, die in der hörenden Kirche wie in einer Personalgemeinde, verteilt über die ganze Kirche Berlin-Brandenburg lebt, als Partner ernst genommen? Vielleicht finden die Leser auf diese Fragen eine Antwort aus der Geschichte für heute. Mein Dank gilt allen, die mich bei diesem Buch unterstützt haben: Herrn Dr. Helmut Sander und Frau Elisabeth Stephanie (gestorben) vom Evangelischen Zentralarchiv in Berlin. Mein besonderer Dank gilt Herrn Dr. Wolfgang Krogel vom Landeskirchlichen Archiv Berlin-Brandenburg sowie für den Verein für BerlinBrandenburgische Kirchen Herrn Dr. Peter Johann und Herrn Dr. Lorenz Wilkens. Für das Korrekturlesen danke ich Herrn Dr. Ulrich Schröter, Herrn Pastor Horst Paul, Frau Ingeburg Limpach, für die Hilfe am PC meinem Sohn JeanOtto. Meiner Frau danke ich für die Geduld, Ermutigung und Mithilfe. von Hans Jürgen Stepf