Jazz (gebundenes Buch)

Mit CD
ISBN/EAN: 9783931135423
Sprache: Deutsch
Umfang: 144 S.
Einband: gebundenes Buch
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Der beigefügte Soundtrack zu diesem Roman enthält Aufnahmen aus der Zeit von 1925 bis 1930, unter anderem von Franz Wachsmann, Cole Porter, Mischa Spoliansky und Duke Ellington Jazz versucht auf humoristische Weise, die Strukturen des Jazz in die Literatur zu übertragen. Die turbulente Handlung beginnt in einem Zug in Großbritannien, in dem eine aus Langeweile in Ohnmacht gefallene Dame von einem zu diesem Zwecke zum Arzt mutierten Sohn aus adeligem Hause per Mund-zu-Mund-Beatmung gerettet wird. Der resultierende Skandal führt zur Verstoßung des jungen Mannes. Er siedelt nach Paris über, gründet 'Lord Punch's Jazz Band' und schlägt sich als Musiker durch. Natürlich trifft er ein Mädchen, die Tänzerin Baby, und alles wäre gut, suchte nicht jene Lady aus triftigem Liebesgrund nach ihm.
Ein europäischer Chronist im Jahre 1999, der die Zeit um 1925 schildern wollte, hätte zu beginnen: Es war die Zeit des 'Bubikopfes', es war die Zeit des 'kurzen Rockes', der 'fleischfarbenen Strümpfe', es war die Zeit der fortgelaufenen Söhne und entführten Töchter, es war die Zeit, da die Vaterländer, statt Gut und Blut von ihren armen Teilnehmern zu fordern, wie in den mörderischen Jahren 19141918 (da man fürs Vaterland nicht nur sterben durfte, sondern auch morden mußte), sich mit dem Hab und Gut der dem Weltkrieg entronnenen Steuersubjekte zufrieden gaben, es war die Zeit, da die Radiowellen, in wachsendem Andrang, täglich dichter und dichter den Erdball umspülten, ein Wellenbad, dessen Wirkung auf die Konstitution des Patienten damals noch ganz ungewiß war, es war die Zeit des ersten Zeppelinfluges über den Atlantischen Ozean, die komische Zeit, da die 'Vereinigten Staaten von Europa' noch Utopie schienen und als Phantasie idealistischer Träumer von den sogenannten Realpolitikern belächelt wurden - unglaublich, aber wahr! - es war die Zeit derhistorischen Dissonanzen zwischen Ost und West: das erste Jahrzehnt des Kommunismus in Rußland war bald überstanden, eine neue Menschheit war unter den Sowjets in der einen Welthälfte herangewachsen, streng abgegrenzt vom bürgerlichen Westen des verarmten, zwieträchtig gespaltenen Europa, vom West-Westen des über und über vergoldeten Amerika, eine Kluft von noch nie erlebter Tiefe war aufgerissen zwischen den beiden Hälften der Menschheit, mitten durch die einstige Zivilisation der Demokratie ging jetzt ihr roter Grenzstrich, hinter dem die proletarische Kultur ihr Zukunftsreich baute diese Dissonanz zwischen Ost und West klang grell durch alles Leben der Erde, ja, es war die Zeit eben dieser grellen Dissonanz, aufgewühlter Kontraste, es war die Zeit der wilden Kindereien, Schattenwürfe nur der tragischen Verwilderungen, die noch bevorstanden, es war die Zeit der wilden Freude an wilder Lausbüberei, an wildem Unfug im Ordnungsbereich, kurz: das wahre Programm der Zeit hieß: Jazz.