Konjektur und Krux (kartoniertes Buch)
Schon seit den Anfängen der Philologie in der Antike wird bei der Edition der Texte die »Konjektur« angewandt, um fehlende oder verfälschte Textstellen zu rekonstruieren. Welche Textstelle für falsch und welche Korrektur für plausibel erklärt wird, ist »Sache des durch Übung gebildeten Talents« des Herausgebers. Im 19. Jahrhundert setzte zeitweilig eine regelrechte Begeisterung für diese Methode ein. Die moderne Philologie hat Zweifel an dieser subjektiven Verfahrensweise angemeldet. An die Stelle des Talents ist eine markierte Leerstelle getreten: die Krux. Doch kann die Krux die Konjektur gänzlich ersetzten?
Aus dem Inhalt:
Kai Bremer, Uwe Wirth: Methodentheoretische Vorüberlegungen
Jean Bollack: Bemerkungen zu einem Berliner Kolloquium
Ursula Kocher: Eingriffe in den Text am Beginn der Editionswissenschaft
Stephan Kammer: Konjekturen machen (1690-1770)
Daniel Weidner: Konjekturen im Text des Neuen Testaments
Martin Schubert: Zur altgermanistischen Editionspraxis
Denis Thouard: Ein Versuch über die Divination
Rüdiger Nutt-Kofoth: Textgenese und Textkritik
Anke Bosse: Paratextuelle Lektüresteuerung und Konjektur
Hubert Thüring: Eine textphilologisch-kulturwissenschaftliche Interpretation von Gottfried Kellers Gedicht »Willkommen, klare Sommernacht« (1844)
Irmgard M. Wirtz: Friedrich Dürrenmatts Midas-Stoff
Caroline Pross: Der Philologe W.G. Sebald