Von Aschenputtel bis Rotkäppchen (kartoniertes Buch)

Das Märchen-Entwirrbuch
ISBN/EAN: 9783579065274
Sprache: Deutsch
Umfang: 240 S.
Einband: kartoniertes Buch
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Märchen als Mutmacher auf dem abenteuerlichen Weg durchs Leben Die 10 bekanntesten Grimm'schen Märchen neu erzählt Ein Ausflug in die moderne Märchendeutung interessant, anregend und verblüffend Was steckt eigentlich hinter den Erzählungen von Aschenputtel, Hänsel und Gretel oder dem Froschkönig? Sind dies nur aufregende Geschichten für Kinder; Volksmärchen ohne Bedeutung und Hintergrund? Christian Feldmann erschließt ungewohnte Zugänge zu den bekanntesten deutschen Märchen. Amüsant und informativ sind seine Ausführungen und Interpretationen. Er bringt eine erstaunliche Bandbreite an Botschaften und Symbolen zum Vorschein. Ein Buch, das alle Märchenliebhaber mit Gewinn lesen werden
Christian Feldmann, geboren 1950 in Regensburg, studierte Theologie und Soziologie, anschließend arbeitete er als Journalist und Rundfunkautor. Seit 1985 ist Feldmann freier Schriftsteller und verfasste bisher mehr als 50 Biografien und Sachbücher.
Wie die Märchen Mut zum Leben machen Anfang des 19. Jahrhunderts setzte die Wiener Zensurbehörde ausgerechnet Grimms Märchen auf den Index der verbotenen Bücher. Begründung: Sie seien zu abergläubisch. Fortschrittliche Pädagogen ließen in den wilden 68ern ebenfalls kein gutes Haar an den überlieferten Märchensammlungen. Ihre Argumente hörten sich natürlich ganz anders an: Die Märchen verführten zur Flucht aus der Realität; statt Wahrheit ein verlogenes Wolkenkuckucksheim; statt Lebensweisheit Rückzug in ein von Königen, Hexen und Zwergen bevölkertes Traumland; statt Erziehung zur Weltgestaltung Konfliktscheu und fehlgeleitete Fantasie. Im Reich der Brüder Grimm entdeckte die Märchenkritik autoritäre Familienbilder, frauenfeindliche Rollenzwänge und gefährliche Gehorsamsideale. Märchenkönige werden von niemandem kontrolliert, Märchenkinder haben brav zu sein, fleißige Aschenputtel warten auf den schönen Prinzen und am Ende wird alles ganz von selber gut. Muss ein Erwachsener, der als Kind mit solchen Wunschbildern gefüttert wurde, nicht zwangsläufig die Lust verlieren, für humanere gesellschaftliche Strukturen zu kämpfen? Umso erstaunlicher wirkt die Märchenrenaissance, die in den letzten Jahren auf breiter Front einsetzte. Plötzlich entdeckte man befreiende, Mut machende Energien in den gerade noch verachteten Geschichten. Luden die Märchenhelden nicht dazu ein, sich vom Elternhaus mit seinen Kontrollzwängen zu lösen, selbstständig zu werden und sich selbst zu verwirklichen, kreativ Abenteuer zu bestehen und die Macht der Verhältnisse mit List und Mut zu unterlaufen? Der aufgeklärte Marxist Ernst Bloch fand für sein Prinzip Hoffnung keine besseren Beispiele als die "revolutionären Elemente" in den alten Volksmärchen. Bloch, der Querdenker, staunte: "Als der Bauer noch in Leibeigenschaft lag, eroberte der arme Märchenjunge des Königs Tochter. Als die gebildete Christenheit vor Hexen und Teufeln zitterte, betrog der Märchensoldat Hexen und Teufel von Anfang bis Ende (nur das Märchen pointiert den "dummen Teufel "So fantastisch das Märchen ist, so ist es doch, in der Überwindung der Schwierigkeiten, immer klug."Ernst Bloch "Weggeschichten" als Experimentierfeld Gewiss hängt die Aufwertung der Märchen auch mit der wieder erwachten Sehnsucht nach der guten alten Zeit zusammen, mit dem Bedürfnis nach Idylle und heiler Welt. Doch das allein wäre eine oberflächliche Erklärung. Märchen sind wieder "salonfähig" geworden, weil man erkannt hat, dass Kinder Fantasie nötig haben, wenn sie nicht innerlich verkümmern wollen. Dass sie selbst Geschichten erfinden müssen, um mit den Problemen des Lebens fertig zu werden, ihre Wünsche und Ängste zu bewältigen. So begründet der amerikanische Kinderpsychologe Bruno Bettelheim seine These "Kinder brauchen Märchen" - denn Märchen enthalten das Menschheitserbe an Fantasie. Man müsse dem Kind Möglichkeiten geben, sich in der so kompliziert erscheinenden Welt zurechtzufinden und im Chaos seiner Gefühle Ordnung zu schaffen. Bettelheim: "Um den Wechselfällen des Lebens nicht hilflos ausgeliefert zu sein, muss man seine inneren Kraftquellen erschließen, so dass Gefühle, Fantasie und Intellekt einander unterstützen und bereichern." "Auf einer Dorfstraße trafen sich eines Tages die Wahrheit und das Märchen. Das Märchen bunt gekleidet und fröhlich, die Wahrheit abgehärmt und im grauen Gewand. Die Wahrheit klagte, ach, niemand wolle sie einlassen. Das Märchen erwiderte, weil es sich so farbig und heiter gebe, lasse es jedermann gern zur Tür herein, und es brauche nicht zu darben. 'Mach es wie ich', riet das Märchen der Wahrheit - und so erscheint die Wahrheit nun im Märchengewand." Aus der jüdischen Tradition Märchen als Orientierungshilfe, als Experimentierfeld für die eigene Lebensplanung - wer möchte behaupten, dass das nur für Kinder gilt? Märchen enthalten gleichnishaft, in verschlüsselter Form, die Grundsituationen menschlichen Lebens: Ablösung von den Eltern, Rivalität der Gesch