Post Mortem (kartoniertes Buch)

Ein Kay-Scarpetta-Roman 1, Kay Scarpetta 1
ISBN/EAN: 9783442471652
Sprache: Deutsch
Umfang: 412 S.
Einband: kartoniertes Buch
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Der erste Fall für Gerichtsmedizinerin Dr. Kay Scarpetta Ein Serienmörder versetzt Richmond, Virginia, in Angst und Schrecken. Drei Frauen wurden bisher brutal ermodet – und es gibt keinen Anhaltspunkt, der auf ein Motiv hinweist. Allein der Zeitpunkt ist allen Taten gemeinsam: der frühe Samstagmorgen. Dr. Kay Scarpetta, seit kurzem Leiterin der Gerichtsmedizin, sieht ihre einzige Chance darin, dem Täter eine Falle zu stellen. Schließlich weiß sie, wann er wieder zuschlagen wird: Der nächste Samstagmorgen rückt unaufhaltsam näher ... Jetzt in hochwertiger Neuausstattung.
Patricia Cornwell, 1956 in Miami geboren, arbeitete als Polizeireporterin in der Rechtsmedizin, bevor sie mit ihrem ersten bahnbrechenden Thriller um die Gerichtsmedizinerin Dr. Kay Scarpetta die Bestsellerlisten stürmte. Neben ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin war sie dann unter anderem als Leiterin der Abteilung für Angewandte Forensik an der National Forensic Academy der University of Tennessee tätig. Patricia Cornwells hochspannende und bis ins kleinste Detail recherchierte Bücher wurden mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet und erobern nach wie vor regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten.
Am Freitag, dem 6. Juni, regnete es in Richmond. Es begann bei Tagesanbruch und goss in solchen Strömen, dass von den Lilien nur nackte Stängel übrigblieben und der Asphalt und die Gehwege voller Blätter lagen. Bäche flossen über die Straßen, und auf Rasenflächen und Spielplätzen entstanden Teiche. Das Geräusch von Wasser, das gegen das Schieferdach klopft, begleitete mich in den Schlaf, und während die Nacht sich in dem Dunst des beginnenden Samstags auflöste, hatte ich einen schrecklichen Traum. Ich sah ein weißes Gesicht hinter der regennassen Glasscheibe, ein Gesicht, das so formlos und unmenschlich aussah wie die Gesichter von unförmigen Puppen aus Nylonstrümpfen. Mein Schlafzimmerfenster war dunkel, bis plötzlich das Gesicht auftauchte, etwas Böses, das hereinsah. Ich wachte auf und starrte in die Dunkelheit, ohne etwas zu sehen. Ich wusste nicht, was mich geweckt hatte, bis das Telefon erneut klingelte. Ohne lange herumzusuchen, fand ich den Hörer. 'Dr. Scarpetta?' 'Ja.' Ich tastete nach der Lampe und knipste sie an. Es war zwei Uhr dreißig. Mein Herz pochte wie wild. 'Pete Marino hier. Wir haben wieder eine. Berkley Avenue 5602. Sie kommen wohl besser her.' Der Name des Opfers, so erklärte er weiter, war Lori Petersen, eine weiße Frau, dreißig Jahre alt. Ihr Ehemann hatte die Tote vor ungefähr einer halben Stunde gefunden. Einzelheiten waren nicht nötig. In dem Moment, als ich den Hörer abnahm und Sergeant Marinos Stimme erkannte, wusste ich Bescheid. Vielleicht wusste ich es bereits, als das Telefon klingelte. Wer an Werwölfe glaubt, fürchtet den Vollmond. Ich hatte angefangen, mich vor den Stunden zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens zu fürchten, wenn der Freitag zum Samstag wird und die Stadt schläft. Normalerweise wird der ärztliche Leichenbeschauer, der Bereitschaftsdienst hat, zum Fundort der Leiche gerufen. Aber das hier war nicht normal. Nach dem zweiten Fall hatte ich ausdrücklich darum gebeten, persönlich gerufen zu werden, falls ein weiterer Mord geschehen sollte, egal zu welcher Zeit. Marino war nicht begeistert von dem Gedanken. Von dem Augenblick an, als ich zum Chief Medical Examiner, das heißt zum obersten Gerichtsmediziner von Virginia, ernannt worden war, hatte ich Probleme mit ihm. Ich war mir nicht sicher, ob er Frauen im Allgemeinen oder nur mich nicht mochte. 'Berkley's in Berkley Downs, Southside', sagte er herablassend. 'Kennen Sie den Weg?' Ich gab zu, dass ich ihn nicht kannte, und kritzelte die Angaben auf den Notizblock, der immer neben meinem Telefon liegt. Ich legte auf und war auch schon aufgestanden, Adrenalin wirkte wie Espresso auf meine Nerven. Im Haus war es ruhig. Ich griff meine schwarze Arzttasche, die vom jahrelangen Gebrauch schon ganz abgewetzt und mitgenommen aussah. Die Nachtluft war kühl und feucht, und es brannte kein Licht in den Fenstern der Nachbarhäuser. Ich fuhr mit meinem dunkelblauen Kombi rückwärts aus der Einfahrt und sah zu dem Licht, das über der Veranda brannte, zu dem Fenster im ersten Stock, wo das Gästezimmer lag, in dem meine zehnjährige Nichte Lucy schlief. Das würde ein weiterer Tag im Leben des Kindes werden, an dem ich nicht teilhaben konnte. Ich hatte sie am Mittwochabend vom Flughafen abgeholt, und bis jetzt hatten wir noch nicht oft gemeinsam gegessen. Auf den Straßen war kein Verkehr, bis ich auf den Parkway kam. Minuten später fuhr ich über den James River. Weit vorn brannten Rücklichter wie Rubine, die Skyline des Stadtzentrums spiegelte sich geisterhaft im Rückspiegel. Zu beiden Seiten breitete sich fächerförmig die Dunkelheit aus, an ihren Rändern feine Ketten aus Lichttupfern. Irgendwo da draußen ist ein Mann, dachte ich. Es konnte jeder sein. Er geht aufrecht, schläft in einem Haus und hat die normale Anzahl Finger und Zehen; er ist wahrscheinlich weiß und viel jünger als ich mit meinen vierzig Jahren. Er ist in nahezu jeder Hinsicht durchschnittlich und fährt vermutlich keinen BMW, besucht keine Bars in teuren Stadtvierteln und