Der erste PERRY RHODAN-Club Deutschlands – Teil eins Ein Interview mit Jürgen Sonnemann aus Salzgitter

7. Dezember 2020

Gegründet wurde der erste PERRY RHODAN-Club bereits in den 60er-Jahren. Die Blütezeit der Clubs dürfte in den 70er-Jahren gelegen haben, heutzutage gibt es praktisch keine mehr. Doch wie war das eigentlich damals? Ein Interview mit Jürgen Sonnemann soll darüber erste Auskunft geben – er war einer der Gründer des ersten PRC Deutschlands in Salzgitter.

Die Fragen stellte Klaus N. Frick, das Interview wurde per Mail geführt. Wegen seiner Länge bringen wir das Interview in zwei Teilen; heute Teil eins, morgen Teil zwei.

 

Klaus N. Frick: Wie hieß euer Club damals?

Jürgen Sonnemann: Schlicht und einfach PRC Salzgitter! Der Vorstand bestand aus meiner Wenigkeit als Presse- und Finanzwart, Hermann Krüger (heute Rechtsanwalt und Notar in Hildesheim) und Dr. Hermann Fischer (Gründer von Livos- und später AURO-Farben in Braunschweig), der leider vor vielen Jahren schon verstorbene Dietmar Wollers, Wolfgang Erhard (IT-Fachmann in München) und Wilfried Arnold (heute Betreiber des Göttinger Programm-Kinos Lumière) sowie Michael Campe (als Übersetzer jetzt im Ruhestand).

Klaus N. Frick: Wann habt ihr euch gegründet, und was war eigentlich die Motivation dazu?

Jürgen Sonnemann: Wir gründeten uns 1967 – das »Sergeant-Pepper«-Album der Beatles war gerade rausgekommen! Wir alle – anfangs sieben Leute - waren SF- und vor allem PERRY RHODAN-Leser am Gymnasium Salzgitter-Bad. Selbst unser Klassenlehrer, der im Hauptfach Deutsch die Serie als »Schund- und Groschenliteratur« brandmarken musste, war ein heimlicher Fan der Serie.

Klaus N. Frick: Was habt ihr eigentlich mit eurem Club gemacht? Gab es einen Raum, an dem ihr euch getroffen habt?

Jürgen Sonnemann: Wir haben uns anfangs privat getroffen – unsere Eltern waren zufrieden, weil sie uns »unter Kontrolle« wähnten. Dann erhielten wir im Rahmen der Jugendförderung der Stadt in Salzgitter-Bad (damals 25.000 Einwohner) im Jugendheim eine Erlaubnis zur regelmäßigen Nutzung eines großen Raumes. (1942 war die Stadt mit 31 Ortschaften gegründet worden wegen der in den früheren Hermann–Göhring-Werken zu verarbeitenden Eisenerzvorkommen aus Salzgitters Untergrund, heutige Salzgitter AG.)

Wir informierten uns gegenseitig auf den Club-Abenden über die raumfahrttechnische Entwicklung – jeder Raketenstart, jeder Satellit, jede bemannte Mission wurde mit Begeisterung verfolgt. Eigene Kurzgeschichten wurden geschrieben und vorgetragen. Wir legten eine große SF- und PERRY RHODAN-Bibliothek im Jugendheim an.

Auch »SF-Musik« entdeckten wir und führten sie den anderen Mitgliedern vor! Vorneweg war das natürlich Pink Floyd mit den Langrillen »Pipers at the Gate of Dawn« oder »A saucerful of Secrets« unter anderem mit dem Stück »Set the controls for the heart of the sun« und der Wahnsinnsrückseite, die sogar in einer Musikstunde von einem die Klassik liebenden Lehrer in voller Länge vorgeführt und sogar diskutiert wurde!! Chapeau!

SF-Filme wie »Countdown: Start zum Mond« oder »Perry Rhodan – SOS aus dem Weltall« schauten wir gemeinsam an und »verhauten« später den ersten PERRY RHODAN-Film in unserem Fanzine fürchterlich. Da waren ein Jahr drauf Kubricks »2001 – Odyssee im Weltraum« und die Verfilmung von Lems »Solaris« von einem ganz anderen Kaliber. Auch den Start der »Planet der Affen«-Reihe fanden wir nicht schlecht.  »Raumschiff Enterprise« begeisterte uns alle später!

Klaus N. Frick: Wie sah es mit Kontakten nach außerhalb aus, wie verlief das Wachstum?

Jürgen Sonnemann: 1968/69 trafen wir uns mit Mitgliedern aus benachbarten Clubs in Bad Gandersheim, Hildesheim oder Hannover, um auch politisch über die »Perry-Idee« einer geeinten Menschheit zu diskutieren. Auf unsere Einladung hin erhielten wir Besuch von den großen Meistern Clark Darlton und K. H. Scheer im Jugendheim. Beide machten je eine 100-DM-Spende für unser Fanzine locker!

Später hatte ich über mehrere Jahre Kontakt zum langjährigen Vorsitzenden des japanischen PR Clubs, Tadatoshi Iguchi, aus Osaka. Sogar drei Semester japanisch hatte ich an der lokalen VHS, um die japanische Delegation beim Jubiläums-Con in Karlsruhe als akkreditierter Pressevertreter zu begleiten.