K. H. Scheer Perry Rhodans literarischer Vater

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Als einer der zwei Autoren, die 1961 die PERRY RHODAN-Serie gründeten, wurde K. H. Scheer über die Grenzen des deutschsprachigen Raums hinaus bekannt. Zudem verfasste der Autor zahlreiche Science-Fiction-Romane, die ihn zu einer prägenden Figur für die phantastische Literatur der Nachkriegszeit machten. Bis heute zählt er zu den Autoren, deren Werk von den Fans geradezu verehrt wird.
 
Geboren wurde Karl-Herbert Scheer am 19. Juni 1928 im südhessischen Harheim. Seine Familie zog bald darauf nach Frankfurt am Main, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte; dort erlebte er den Zweiten Weltkrieg. Gegen Ende des Krieges meldete sich Scheer als Kriegsfreiwilliger zur Marine, fuhr jedoch nicht mehr zur See, geriet somit auch nicht in Gefangenschaft.
 
Nach Kriegsende verdiente er sein Geld unter anderem als Musiker in einer Jazz-Kapelle, schrieb aber bereits seine ersten Romane. 1948 erschien mit »Stern A funkt Hilfe« sein erster Science-Fiction-Roman, dem zahlreiche weitere Publikationen folgten. Scheers Bücher wurden in Form von Heftromanen veröffentlicht, damals ein gängiges Format für Unterhaltungsliteratur, parallel dazu war er in Leihbüchereien präsent. Er verfasste nicht nur Science Fiction, sondern ebenso Krimis und See-Abenteuer.
 
Als sich Mitte der fünfziger Jahre in Deutschland die ersten Vereinigungen von Science-Fiction-Fans gründeten, war Scheer ebenfalls eine prägende Figur. Er schrieb Artikel für Zeitschriften, gewann mit seinen Romanen mehrere Preise und war Ende der fünfziger Jahre der wohl populärste deutschsprachige Autor in der wachsenden Science-Fiction-Szene. 
 
Mit seiner Serie »ZbV« – eine Abkürzung für »Zur besonderen Verwendung« – verfasste er Science-Fiction-Romane, die inhaltlich aufeinander aufbauten. Die Fortsetzungsgeschichte war sehr populär und diente für seine späteren Projekte als Grundlage.
 
Mit Walter Ernsting, der unter dem Pseudonym Clark Darlton ebenfalls sehr populär war, erarbeitete er ab 1960 das Konzept für eine neue Fortsetzungsgeschichte. Diese sollte die Geschichte der Menschheit von der nahen bis in die ferne Zukunft erzählen, war auf einige Dutzend Bände angelegt und sollte einen »feststehenden Helden« haben. Der Titel der Serie war PERRY RHODAN, der erste Band erschien im September 1961.
 
Scheer schrieb nicht nur die wichtigsten Romane in dieser frühen Phase der Serie, er war darüber hinaus für die Konzeption der Handlung verantwortlich. Mit den sogenannten Exposés, nach denen andere Autoren ihre Werke verfassten, steuerte er die Serie und sorgte dafür, dass die inhaltlichen Widersprüche im Rahmen blieben. Wichtige Figuren wie der unsterbliche Arkonide Atlan, der monströse Haluter Icho Tolot oder der skurrile Roi Danton entsprangen seiner Phantasie.
 
Viel Energie und Detailreichtum steckte Scheer in die technische Ausstattung seiner Romane. Triebwerke der Raumschiffe wurden so korrekt wie möglich beschrieben, die Leistungsdaten errechnete er möglichst technisch eindeutig und nachvollziehbar. Da die Handlung seiner Romane sowie seine Konzeptionen oftmals auf militärische Lösungen setzten, wurde er dafür oft kritisiert – Scheer blieb aber seiner Linie treu.
Die PERRY RHODAN-Serie wurde populärer, und bald stieg der Bedarf an ergänzendem »Stoff«. Scheer konzipierte die ATLAN-Serie, die im selben Universum spielte, ihren Schwerpunkt aber auf abenteuerliche Geschichten legte.
 
Als er in den 70er-Jahren erkrankte, zog er sich aus der Exposéarbeit beider Serien zurück und übergab sie an den Schriftsteller William Voltz. Dieser wohnte ganz in der Nähe: Scheers Familie war in den späten fünfziger Jahren nach Friedrichsdorf im Taunus gezogen, Voltz wohnte in Heusenstamm.
 
Nach seinem Ausstieg aus der PERRY RHODAN-Serie konzentrierte er sich auf seine unabhängigen Romane und schrieb seine »ZbV«-Serie weiter. Erst in den 80er-Jahren stieg er wieder bei PERRY RHODAN ein und begeisterte auch die »neue Generation«. Am 15. September 1991 starb der Autor in Friedrichsdorf.