»Die Essenz und die Atmosphäre der Serie« Ein Interview mit Rainer Nagel zu seiner Arbeit an den PERRY RHODAN-Büchern

7. Oktober 2022

Im September 2022 erschien das erste PERRY RHODAN-Buch, das von Rainer Nagel inhaltlich zusammengestellt worden ist. Der Herausgeber ist nach William Voltz, Horst Hoffmann und Hubert Haensel der vierte Bearbeiter der erfolgreichen Science-Fiction-Serie in Form der Silberbände. (Abgekürzt werden die Bücher intern als »HC«, die Abkürzung für »Hardcover«, also gebundene Bücher.)

Grund genug, mit ihm per Mail ein kleines Interview zu führen. Die Fragen stellte Klaus N. Frick.

 

Klaus N. Frick: Wenn im November »Die Spur der Kartanin« erscheint, bist du schon für zwei Bände der PERRY RHODAN-Bücher verantwortlich. Was für ein Gefühl ist das?

Rainer Nagel: Ein sehr gutes. Im Prinzip erstelle ich die »Ewige« Druckversion der PR-Serie, das ist schon spannend – und auch eine große Verantwortung. Ich muss ja die Essenz und die Atmosphäre der Serie herüberbringen, dabei aber gleichzeitig darauf achten, dass Wiederholungen, Widersprüche und gelegentliche »Leerverweise« entfernt werden. Um ein Beispiel aus Buch 159 zu nennen: H. G. Ewers beschreibt in PR 1302 sehr ausführlich und atmosphärisch die »Alte Station«, die aber später nie wieder erwähnt wird. So etwas muss raus, das verwirrt den Leser nur, weil es nirgendwo aufgelöst wird.

 

Klaus N. Frick: Gehst du bei der Bearbeitung der Bücher anders vor als die Kollegen, die bisher für die Bücher zuständig waren?

Rainer Nagel: Das ist schwer zu sagen. Mit William Voltz und Horst Hoffmann kann ich meine Arbeitsweise kaum vergleichen, da zu ihren Zeiten ganz andere Arbeitsbedingungen herrschten. Was Hubert Haensel angeht, denke ich, wir sehen viele Dinge sehr ähnlich und gehen (bzw. gingen) auch ähnlich vor. Einen Unterschied sehe ich allenfalls darin, dass Hubert eher vom Standpunkt eines Autors an die Bearbeitung ging (»Wie würde ich das schreiben, wenn ich der Autor des Romans wäre?«) und ich von dem eines Lektors (»Wie wäre das für mich am angenehmsten zu lesen?«). Das überschneidet sich häufig, aber eben nicht immer.

 

Klaus N. Frick: Derzeit bist du dabei, den Zyklus »Die Gänger des Netzes« zu bearbeiten. Vor welche Herausforderungen stellt dich das?

Rainer Nagel: Prinzipiell sind das die üblichen Probleme mit Widersprüchen und Anschlussproblemen – z.B. fliegen Atlan und Jen Salik bereits in PR 1300 nach DORIFER ein, obwohl sie eigentlich, wie alle anderen Netzgänger, fünf Jahre warten müssen. Das ist an der Stelle zwar für die Motivation der Protagonisten notwendig, widerspricht aber der späteren Handlung, wenn wir in PR 1318 erfahren, dass die beiden tatsächlich fünf Jahre gewartet haben. Auf solche Dinge muss man achten.

Mein größtes Problem im vorliegenden Fall war aber die übergreifende Planung, also die Zuteilung der Romane zu den einzelnen HC. Während großer Teile des Zyklus ist das einfach: Alle Romane einer Handlungsebene kommen in ein Buch. Gegen Zyklusende, wenn an allen Schauplätzen alles zusammenläuft, wird das aber schwierig. Im Fall der »Gänger des Netzes« stand ich vor der Wahl, entweder einen Abschlussband mit vier Heftromanen zu haben oder einen mit zehn. Also musste eine andere Lösung her, eine … sagen wir … innovativere.

 

Klaus N. Frick: Was sind deiner Ansicht nach die Höhepunkte bei den »Gängern des Netzes«?

Rainer Nagel: Trotz des Zeitsprungs löst dieser Zyklus ja auf, was sein Vorgänger eingeleitet hat. Und damit lässt er sich Zeit. Die ersten drei HC arbeiten also offene Fragen auf. Wer zum Beispiel erfahren will, was aus Roi Danton und Ronald Tekener geworden ist, wird auf HC 161 warten müssen. Und der Leser möchte wissen, wie es mit den Ewigen Kriegern weitergeht. 

Daneben aber – und das ist für mich der eigentliche Reiz des Zyklus – dringen wir über die allmähliche Aufdeckung der Geheimnisse der Kartanin immer tiefer in die Kosmologie des »Perryversums« ein, bis sie gegen Zyklusende deutlich erweitert wird. Und das ist schon ein Höhepunkt. Eirene gehört natürlich auch dazu – sie mag in späteren Zyklen etwas untergehen, aber hier sehen wir sie ganz ausgezeichnet dargestellt. Und noch zwei Worte: Salaam Siin …

 

Klaus N. Frick: Vielen Dank für die Antworten.

Die Gänger des Netzes
Rhodan, Perry
Pabel Moewig Verlag KG
ISBN/EAN: 9783955480387
21,50 €
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Perry Rhodan 159: Die Gänger des Netzes (Silberband)
Ewers, H G/Vlcek, Ernst/Ellmer, Arndt u a
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845351223
9,99 €
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