Zehn Jahre PERRY RHODAN NEO – Teil 3 Ein Werkstattbericht von Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm in Form eines Zwiegesprächs

20. April 2021

Seit der erste Band von PERRY RHODAN NEO erschienen ist, sind fast zehn Jahre vergangen. Derzeit wird die Serie von Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm gesteuert. In einem Werkstattbericht, den sie als Zwiegespräch inszeniert haben, blicken die beiden Exposéautoren auf die vergangene Zeit zurück.

Wegen seines Umfangs bringen wir dieses Zwiegespräch in drei Teilen. Vorgestern veröffentlichten wir den ersten Teil, gestern kam der zweite Teil, und heute ist der letzte und dritte Teil fällig … Viel Spaß damit!

 

Rüdiger Schäfer: Klar, Konflikte und ein Antagonist, den man hassen kann, sind in einer Spannungsserie unverzichtbar. Ich finde aber, dass man hin und wieder durchaus mal innehalten darf, um sich ein paar ernsteren Themen zu widmen. Man darf es nur nicht übertreiben.

Außerdem halte ich unsere Leser für ziemlich anspruchsvoll, was ich immer wieder an den diversen Zuschriften, Rezensionen oder den Diskussionen im Forum merke. Da wird hinterfragt und auf innere Logik abgeklopft. Da wird jeder Widerspruch gnadenlos aufgedeckt und angeprangert.

 Aber das ist auch der Geist der Zeit. In einer Gesellschaft, in der so gut wie jede beliebige Information innerhalb von Sekunden zur Verfügung steht und man auf etwas, das man gelesen oder erlebt hat, sofort und mit einer nie zuvor gekannten Reichweite reagieren kann, haben sich die Anforderungen an den Beruf des Schriftstellers massiv gewandelt. Manchmal weiß ich nicht so recht, ob ich das bedauern oder mich darüber freuen soll.

 

Rainer Schorm: Ich finde es ebenfalls ambivalent. Dazu kommt, dass wir, etwa was die Astronomie angeht, mit großen Varianzen arbeiten müssen. Wer möchte, kann ja mal zum Spaß nachschauen, was in der Wikipedia zur Entfernung des Sterns Deneb steht. Auch wenn es das Internet und unzählige Datenbanken gibt: Die Welt ist eben nicht komplett vermessen.

Dazu kommt: In der Zeit, die unseren Autoren zum Schreiben zur Verfügung steht, ist eine Recherche wie für einen Großroman (an dem der Autor dann gerne mal ein oder zwei Jahre sitzt) einfach unmöglich. In Fernsehserien haben die Leute ganze Rechercheteams zur Verfügung und trotzdem findet man Bugs en masse. Das ist in unserem Fall zeitlich und ökonomisch gar nicht zu leisten; das gilt sowohl für die Schreib- wie für die Expoarbeit.

Aber wenn ich mich nicht täusche, hast du bei deinem Arbeitgeber Bayer ja sogar von Kollegen in wissenschaftlichen Berufen Lob bekommen.

 

Rüdiger Schäfer: Ja, das stimmt. In der Medizin weiß ich nach dreißig Jahren Berufserfahrung ganz gut Bescheid. Und die Quantenphysik ist seit zwanzig Jahren mein Steckenpferd. Da habe ich inzwischen sogar ein paar Uni-Lehrbücher hinter mir, weil ich den ganzen populärwissenschaftlichen Kram kenne. Wenn man dann zum Beispiel von einem Arzt, der PR NEO liest, ein Lob bekommt, ist das etwas Besonderes.

Wenn ich mir zum Abschluss unseres kleinen Gesprächs unser rund zwanzig Seiten umfassendes Gesamtkonzept anschaue, das die grobe Handlung bis NEO 299 skizziert, bin ich schon ziemlich stolz. Wir haben ja bereits früher darüber gesprochen, dass es sportlich ist, alle zehn Romane einen neuen Höhepunkt bieten zu müssen, noch dazu einen, der den vorangegangenen nach Möglichkeit übertrifft.

Jetzt hoffe ich, dass wir mit der 250 auch wieder ein paar neue Leser anlocken können. Es gibt sicher noch immer eine Menge PR-Fans, die sich bislang nicht an NEO herangetraut haben oder die Serie sogar schlicht ablehnen. Unser diesjähriges Jubiläum (NEO wird 2021 zehn Jahre alt) ist eine perfekte Gelegenheit, es einfach mal zu versuchen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass der ein oder andere ziemlich überrascht sein würde, welcher faszinierende Parallelkosmos zur größten SF-Serie der Welt da entstanden ist.

Aber ob man nun erstmals einsteigt oder schon länger mit dabei ist: Für die kommenden Romane versprechen wir neue und ungewöhnliche Abenteuer, dramatische Niederlagen und große Triumphe, frische und bekannte Gesichter, viele Überraschungen und die Auflösung einiger wichtiger Serienrätsel. Oder siehst du das anders?

 

Rainer Schorm: Wie käme ich denn dazu? Was ich schade finde, ist, dass es tatsächlich PERRY RHODAN-Leser gibt, die NEO einfach nicht mögen, weil es nicht der Original-Rhodan von damals ist. Wenn man auf dem Standpunkt steht, dürfte man auch nur die Original-»Star Trek«-Staffeln gelten lassen. Aber mit »The next Generation« und auch später gab es noch so viele wunderbare Folgen, die man sich damit selbst verbietet. Ich verstehe sehr gut die Anhänglichkeit; immerhin wächst man mit solchen Dingen auf, ist an sie gewöhnt. Mir geht’s häufig ebenso.

Aber hätte man »Doctor Who« tatsächlich nicht neu starten dürfen? Ernsthaft? Da wären einem Christopher Eccleston, David Tennant, Matt Smith oder Peter Capaldi entgangen. Die waren auf ihre jeweils eigene Art und Weise alle großartig.

Es ist ja weder gefährlich noch verboten, in eine andere Serie hineinzuschnuppern. Und nur zur Erinnerung: Auch früher mochte man den einen oder anderen Roman nicht, sei’s weil man mit dem jeweiligen Autor seine Probleme hatte, weil man Galto Quohlfart oder Tatcher a Hainu und Dalaimoc Rorvic nicht mochte … oder aus anderen Gründen. Das gilt selbstverständlich für jede Serie und ist anders gar nicht möglich.

Es ist weder ein Wettlauf noch irgendeine Art von Konkurrenz. Einfach mal ausprobieren und dem Neuen eine faire Chance geben. Wir und die anderen Autoren geben uns wirklich Mühe.

 

Perry Rhodan Neo 250: Zeitenwende
Rüdiger Schäfer / Rainer Schorm
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845354507
3,49 €
(inkl. MwSt.)
Download
In den Warenkorb