Gab es Autoren aus dem »Osten« – Teil drei Eine Kolumne von Stefan Pannor über PERRY RHODAN-Mitstreiter aus der DDR

17. September 2023

Der PERRY RHODAN-Report 568, der in PERRY RHODAN-Band 3228 (»Die Nacht der Anuupi« von Michael Marcus Thurner) veröffentlicht wurde, widmete sich vor allem der Science Fiction in der ehemaligen DDR. Der Autor und Redakteur Stefan Pannor informierte unter anderem über die wenigen PERRY RHODAN-Autoren mit »Ost-Hintergrund«

Diesen Beitrag dokumentieren wir sehr gern auch an dieser Stelle. Wegen seiner Länge kommt er als Kolumne in drei Teilen an aufeinanderfolgenden Tagen.

 

Zwei Ausnahmen aus dem »Osten«

Einen weiteren Grund bringt die ostdeutsche Schriftstellerin Carolina Möbis an, die nach der Wiedervereinigung den Weg zu den PERRY RHODAN-Spin-offs gefunden hat. Ist es vielleicht so, fragt sie, »weil die meisten Autoren über Freunde und Bekannte mit den Verlagen in Kontakt kommen und diese Strukturen für den Osten nicht greifen?«

Tatsächlich haben sich nur wenige westdeutsche Verlage im Osten angesiedelt, sämtliche Entscheiderpositionen sind im Westen besetzt, oft räumlich weit weg von jeder Möglichkeit, persönlich vorstellig zu werden. Netzwerke, die sich in der Frühzeit der Serie als so wichtig erwiesen und weiterhin wichtig sind, haben sich im Fandom vor allem in den alten Bundesländern entwickelt. Oftmals wirken sie bis heute.

Auch Möbis’ Möglichkeit, für PR zu schreiben, ergab sich letztlich über ein solches westliches Netzwerk. »Ich traf Klaus N. Frick auf dem BuCon in Dreieich. Daraus ergab sich alles weitere«, erzählt sie. Ihr erster und bis heute einziger Beitrag zur Serie war »Der Tod in Terrania«, Heft 26 von PERRY RHODAN-Action. Dieses Spin-off war in der Frühzeit der Serie angesiedelt, im Zeitraum nach Heft 149, einer Epoche, die in den Silberbänden bereits abgearbeitet worden war.

Für Möbis ein Glücksfall. Denn die 1979 in Berlin geborene und im heutigen Thüringen aufgewachsene Autorin verdankte ihr PR-Wissen »einer Schulfreundin und ihren Silberbänden. Sie war großer Fan der Reihe und zog mich ins RHODAN-Universum«. Kontakt zu Romanheften hatte sie kaum, »das beschränkte sich weitgehend auf die Silberbände«.

Auch wenn es bei einem Beitrag blieb, »PERRY RHODAN war mein Sprungbrett in die Autorinnen-Karriere«, erinnert sie sich. Über PR gelang es ihr, Kontakte zum Zaubermond-Verlag zu knüpfen, wo sie unter dem Pseudonym Catalina Corvo für die unter anderem von Ernst Vlcek entwickelte Serie »Das Haus Zamis« schrieb. Derzeit arbeitet die Autorin an einer SF-Serie mit dem Titel »A.N.G.E.L.«. Wenngleich sie es für unwahrscheinlich hält, in nächster Zeit wieder für PR zu schreiben, »an meine Zeit bei RHODAN denke ich gerne zurück«.

 

Die »Hiergebliebenen«

Das Gegenstück zu den »Rübergemachten« waren im DDR-Jargon die »Hiergebliebenen«, die dem Osten nie den Rücken zugedreht haben, selbst wenn sie ihm kritisch gegenüberstanden.

So einer ist Thomas Frick (nicht verwandt oder verschwägert mit dem Chefredakteur der Serie), geboren 1962 in Rostock. Er studierte Film- und Fernsehregie an der Hochschule für Film und Fernsehen »Konrad Wolf« in Potsdam, wo er heute noch lebt. Frick ist nach der Wende als Filmregisseur in der ganzen Welt herumgekommen, hat sich aber bewusst entschieden, seinen Wohnsitz in Ostdeutschland zu behalten.

Geprägt hat ihn die in der DDR publizierte SF, »die Geschichten von Jules Verne, Stanislaw Lem, Sewer Gansowski, Klaus Frühauf und den Strugatzki-Brüdern, Science-Fiction-Comics in den frühen ›Mosaik‹-Heften mit den Digedags oder ›Karl Gabels Weltraumabenteuer‹ von Erich Schmidt.«

Sein erster und bis dato einziger PERRY RHODAN-Text ist eine STELLARIS-Episode, erschienen in Heft 2950. Der Kontakt zur Redaktion ergab sich bei einem SF-Autoren-Workshop der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel.

In der DDR zählte Frick zu den unbequemen Dissidenten: »Ich hatte eine wilde DDR-Jugend, inklusive Verhaftungen und Stasiakte«, erzählt er. Damit schließt sich der Kreis zu H. G. Ewers, mindestens in dem Sinn, dass eine Staatsferne, sei sie räumlich oder im Geist, wichtig zu sein scheint, um sich vom Osten aus PERRY RHODAN als Autor zu nähern.