Viele Fantasy-Romane orientieren sich an Klassikern, die man schon irgendwoher kennt: Da tauchen Orks und Elfen auf, die aus dem »Herrn der Ringe« stammen; häufig erinnern die Szenarien an ein europäisches Mittelalter. Nora Bendzko ging mit ihrem Roman »Die Götter müssen sterben« einen anderen Weg: Sie griff auf den Trojanischen Krieg als Hintergrund zurück und konzentrierte sich auf die Amazonen.
Über die weiblichen Krieger ranken sich seit dem Altertum allerlei Sagen und Legenden. Sie beflügeln bis heute die Mythen, sie finden ihren Niederschlag in klassischen Theaterstücken und modernen Filmen. Ein Volk von Kriegerinnen, die ohne Männer leben und sich dem Krieg verschrieben haben – das fasziniert offenbar seit Jahrhunderten. Bendzko greift diese Mythen auf, setzt sie in einen neuen Zusammenhang und entwickelt daraus eine wirklich große Geschichte.
Eine der Hauptfiguren des Romans ist Areto. Sie ist keine geborene Amazone, sondern kommt aus Athen, schließt sich den Kriegerinnen aus freiem Entschluss an. Ihr Blick ist der einer Fremden, und daraus resultiert auch der eine oder andere Konflikt. Wie sie sich an die Sitten der Amazonen anpasst, wie sie Freundschaften schließt und sich auch verliebt, das ist alles spannend geschildert und zog mich bei der Lektüre in seinen Bann.
Areto ist letztlich die tragende Figur für die weitere Entwicklung – sie wird von den Göttern auserwählt, sie führt die Amazonen in einen schrecklichen Konflikt. Daneben stellt die Autorin aber andere spannende Figuren, Kriegerinnen und Königinnen etwa.
Bendzko siedelt ihren Roman in der griechischen Vergangenheit an und erweckt damit die klassischen Sagen zu neuem Leben. In dieser Welt sind Göttinnen und Götter allgegenwärtig, sie führen Krieg gegeneinander und setzen die Menschen als Kämpfer ein. Es gibt einen Zugang zur Unterwelt, der natürlich im Verlauf des Romans gegangen werden muss. Die Schlacht um Troja kommt erst im letzten Viertel des Romans richtig zur Geltung; zuvor zeigt sie die Spannungen im Land der Amazonen und den Zug ihres Heers entlang des Schwarzen Meers zu der umkämpften Stadt.
Die Autorin spart nicht an Details. Bei den Kämpfen fließt viel Blut, sie sind streckenweise recht brutal; es artet dabei zwar nicht aus, aber die Beschreibungen sind nicht gerade harmlos. Ebenso werden Sex-Szenen klar beschrieben, wobei diese Schilderungen von pornografischer Darstellung weit entfernt sind. Bendzkos Amazonen lieben das Leben und den Kampf, die Liebe und den Tod, und das erzählt die Autorin sehr konsequent.
Sie bietet in ihrem Roman eine große Anzahl von Personen auf, was die Lektüre manchmal nicht einfach macht. Wer sich aber auf »Die Götter müssen sterben« einlasst, wird mit einem packenden Fantasy-Epos belohnt, das zumindest mich über die gesamte Länge packte. Empfehlenswert für Menschen, die ungewöhnliche Fantasy schätzen!
Erschienen ist der Roman als Paperback mit Klappenbroschur; er umfasst 512 Seiten und kostet 14,99 Euro. Man kann ihn überall im Buchhandel bestellen, auch bei Versendern wie dem PERRY RHODAN-OnlineShop. Die ISBN 978-3-426-52611-8 kann bei einer Bestellung hilfreich sein. Das E-Book kostet übrigens 9,99 Euro. Informationen und eine Leseprobe gibt es auf der Internet-Seite des Verlages.
