Morris: Lucky Luke 100 Die Ursprünge eines Western-Comics

22. Oktober 2021

Mit der Doppel-Figur eines witzigen Cowboys und seines intelligenten Pferdes gelang dem belgischen Zeichner Maurice De Bevere – bekannt wurde er unter dem Pseudonym Morris – ein großer Comic-Erfolg, der bis heute nachwirkt. Morris, Jahrgang 1923, starb bereits 2001, sein Werk wird aber von jüngeren Künstlern weitergeführt. Und sein »Lucky Luke« ist wohl, wie es aussieht, eine der unsterblichen Figuren der Popkultur. Es gibt zahlreiche Comic-Bände und Zeichentrickserien, dazu kommen Merchandise-Produkte aller Art.

Im deutschsprachigen Raum wird »Lucky Luke« vom Ehapa-Verlag veröffentlicht. Es gibt die aktuellen Comics als dünne Alben und stabile Hardcover, und wer mag, kann sich auch die Gesamtausgabe in dicken Hardcover-Bänden ins Regal stellen. Als in diesem Jahr das Jubiläum anstand, griffen die Verantwortlichen im Verlag beim hundertsten Band tief in die Vergangenheitsgeschichte: Band 100 von »Lucky Luke« heißt korrekterweise »Die Ursprünge« und präsentiert tatsächlich »Western von gestern«.

Die Geschichten kannte ich schon aus früheren Veröffentlichungen, in dieser Zusammenstellung sind sie allerdings neu. »Arizona 1880« wurde erstmals 1946 publiziert, »Die Goldmine von Dick Digger« kam 1947 heraus. Es handelt sich also um echte Frühwerke des Künstlers, in denen Lucky Luke eine andere Figur ist, als man sie heute kennt. Auch die Geschichten sind völlig anders; man merkt ihnen an, dass sie für Kinder von acht bis zehn Jahren gedacht waren.

Erzählerisch handelt es sich vor allem um Slapstick mit allerlei Western-Klischees. Im Hauruck-Tempo werden die üblichen Themen abgehandelt: Goldgräber, Schlägereien im Saloon, Postkutschen, rauflustige Cowboys und eben ein Mann, der schneller schießt als sein Schatten, sowie sein überdurchschnittlich kluges Pferd.

Die Dichte an Gags ist hoch, wenngleich diese arg schlicht sind – in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg dürften sich die jungen Leser darüber aber schlappgelacht haben. Heute wird die schnelle Abfolge an Aktionen und Witzen einen jungen Leser wohl nicht mehr begeistern. Als Comic-Fan, der sich für die Frühgeschichte eines echten Klassikers interessiert, kann ich mich darüber aber amüsieren.

Spannend sind die Zeichnungen: Dieser Lucky Luke ist weit entfernt von der Figur, wie sie später bekannt geworden ist. Zwar sind die Bilder sehr dynamisch, aber die runden Formen erinnern eher an Disney-Zeichnungen als an die späteren Western-Comics, die Morris zeichnete. Man erkennt Lucky Luke und sein Pferd Jolly Jumper zwar eindeutig, aber das liegt schlicht an der Kleidung und an den Farben – ansonsten sind die Zeichnungen schon sehr einfach.

Ganz klar richtet sich dieser Band an die »Lucky Luke«-Fans. Wer den Cowboy und seine Abenteuer schon seit vielen Jahren schätzt, wird die klassischen Comics mögen. Alle anderen würden das vielleicht zu altmodisch oder schlicht finden.

Erschienen ist dieses Album in zwei verschiedenen Versionen: als Hardcover-Ausgabe für 14,00 Euro und als einfache Album-Ausgabe für 7,99 Euro. Ich empfehle natürlich das Hardcover, das einfach schöner aussieht.

Die Album-Ausgabe ist derzeit sogar beim Verlag vergriffen, man kann sie aber teilweise noch im Comic-Fachhandel bekommen. Die Hardcover-Ausgabe gibt es überall im Buch- und im Comic-Fachhandel, ebenso bei Versendern wie dem PERRY RHODAN-OnlineShop.

Klaus N. Frick

Lucky Luke 100
Morris
Ehapa Comic Collection
ISBN/EAN: 9783770401222
14,00 €
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