Lee Child: Der Spezialist Auf den Spuren seines Vaters

1. Oktober 2021

Mit der Figur des Einzelgängers Jack Reacher ist dem Schriftsteller Lee Child etwas gelungen, das ihm seit Jahren verlässliche Bestseller-Erfolge sichert. Sein Erfolgsrezept ist offenbar ganz einfach und wird immer mal wieder von anderen Autoren kopiert: Im Zentrum eines jeden Romans steht der Held, der zu Beginn des Romans in eine ihm bisher fremde Stadt kommt. Dort wird er mit einem harmlos wirkenden Problem konfrontiert, das sich als komplex herausstellt, das er aber am Ende löst – worauf er dann weiterziehen kann.

Im aktuellen Band, der vor wenigen Wochen unter dem Titel »Der Spezialist« erschienen ist, variiert der Autor das Thema ein wenig. Reacher kommt nämlich auf die Spur seines Vaters, als er aus Zufall in der Gegend unterwegs ist, aus der dieser stammt. Spontan erreicht er den Ort Laconia und sucht dort nach Spuren seines Vaters. Dabei fährt er durch die Gegend, fällt einigen Leuten durch kritische Fragen auf die Nerven und wird recht schnell in einen Konflikt verwickelt.

So weit so bekannt – die Geschichte bekommt aber nicht nur einen familiären Hintergrund, sondern auch eine komplette zweite Handlungsebene: Ein Paar aus Kanada strandet in derselben Gegend. Weil sie eine Panne haben, mieten sich die beiden in einem Motel ein. Dort stoßen sie auf merkwürdige Leute und erkennen nach einiger Zeit, dass einiges nicht stimmt. Weil ihr Auto aber beschädigt ist, sitzen sie im amerikanischen Hinterland fest …

Lee Child ist kein Autor, der sich mit umfangreichen Beschreibungen oder intellektuellen Dialogen aufhält. Seine Figuren handeln, ständig passiert etwas. Damit ist nicht unbedingt Action gemeint – wobei es die reichlich gibt. Schüsse fallen, ein Gebäude brennt am Ende, Menschen kämpfen gegeneinander.

Aber das ist nur eine Seite der Handlung: Der Autor schafft es, auch Dialoge so zu schreiben, dass sie jederzeit spannend sind und die Handlung vorantreiben. Zudem bleibt er stets im Innern seiner Figuren, die er somit sehr glaubhaft präsentiert. Man ist jederzeit dicht an Reacher oder dem Paar aus Kanada dran und verfolgt ihre Handlungen und Gedanken intensiv. Wer selbst schreibt, kann von Lee Childs Art, Figuren darzustellen, auf jeden Fall einiges lernen – auch wenn man das natürlich nicht eins zu eins übernehmen kann.

Für Fans der Serie ist »Der Spezialist« eine gelungene Erweiterung der bisherigen Romane: Man erfährt mehr über Reacher, seine Familie und seine Vorgeschichte, wobei das am grundsätzlichen Charakter der Figur nichts ändert.

Und wer die Serie nicht kennt, erhält einen packenden Thriller, dessen Spannung sich kontinuierlich steigert und den man ohne weitere Bezüge zur Serie lesen kann. Die Gefahr für potenzielle Neuleser ist eher, dass sie von Jack Reachers Abenteuern »angefixt« werden und dann mehr von Lee Childs Romanen lesen möchten …

Gibt es nichts zu kritisieren an diesem Roman? Seien wir fair: Es ist kein klassischer Reacher-Roman, weil der Fokus diesmal zu einem großen Teil auf dem Paar aus Kanada ruht. Die beiden nehmen recht viel Raum ein, was ich allerdings sehr gut gefunden habe. Echten Fans der Serie kann das aber möglicherweise missfallen, weil der Roman so ein wenig aus dem Rahmen fällt.

Insgesamt kann ich »Der Spezialist« absolut empfehlen. Erschienen ist der Roman als Hardcover mit Schutzumschlag bei Blanvalet; er ist 448 Seiten stark und kostet 22,00 Euro. Mithilfe der ISBN 978-3-7645-0761-9 kann man ihn überall im Buchhandel bestellen, auch bei Versendern wie dem PERRY RHODAN-OnlineShop. Das E-Book kostet übrigens 16,99 Euro.

Wenn sich jemand ein wenig einlesen möchte, findet er oder sie auf der Internet-Seite des Verlages weitere Informationen sowie eine Leseprobe.

Klaus N. Frick

Der Spezialist
Child, Lee
Blanvalet Verlag
ISBN/EAN: 9783764507619
Der Spezialist
Child, Lee
BLANVALET
ISBN/EAN: 9783641269975
9,99 €
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