Ab wann zählt ein Roman zur Science Fiction? Wenn er in der Zukunft spielt – das wäre eine der vielen gängigen Definitionen. Bei einem Roman wie »Probe 12« ist die Definition tatsächlich nicht so einfach: Er ist ein Thriller, er spielt in der nahen Zukunft – 2023, 2045 oder 2025 –, und er nimmt vorhandene Themen, die er in eine nahe Zeit weiterführt. Und er ist vor allem rasend spannend!
Und um was geht es eigentlich? Um multiresistente Keime, um die Möglichkeiten, dagegen etwas zu tun, und um eine erbitterte Auseinandersetzung, die in Georgien beginnt und in Deutschland ihren Höhepunkt erreicht. Verfasst wurde der Roman zu einer Zeit, als die Corona-Pandemie gerade angefangen hatte und niemand wusste, ob und wie sie jemals enden würde. Er spielt direkt nach der Pandemie und greift die nächste Gefahr auf, die in Form einer Seuche die Menschheit bedrohen könnte.
Eine der Hauptfiguren ist die Journalistin Nina Falkenberg. Zu ihren Themen zählt die Forschung gegen ein Mittel, das helfen soll, die gefährlichsten multiresistenten Keime zu bekämpfen. Als in Georgien ein Forscher bei einem Anschlag getötet wird und sein Labor in Flammen aufgeht, wird ihr klar, dass es Menschen gibt, die ein ganz anderes Interesse an diesen Forschungen haben.
In Berlin lernt sie mehr über die Hintergründe. Sie findet Freunde und Unterstützer, und langsam findet sie heraus, wer hinter dem Anschlag steckt. Es geht nicht nur um Gesundheit und Krankheit, sondern vor allem um viel Geld, das bewegt wird und mit möglichen Medikamenten verdient werden kann …
Was ich schon im Vorfeld an diesem Buch spannend fand, war die Tatsache, dass es sich um ein Gemeinschaftswerk handelt. Kathrin Lange kenne ich seit Jahren; ich mochte ihre Fantasy-Romane sowie ihre historischen Werke, und ich las bereits einen ihrer Thriller. Ich wusste also, dass sie packend erzählen kann. Susanne Thiele wiederum kommt aus der Wissenschaft; die Mikrobiologin und Biochemikerin beschäftigt sich beruflich mit Infektionen.
Es wurde also aufwendig recherchiert, ohne dass dies bei der Lektüre des Romans unangenehm auffällt. Die Autorinnen zeigen einem nicht auf jeder Seite, dass sie jedes Detail ihres Fachgebiets kennen, sondern liefern einen Roman ab, der mit rasanten Wechseln der Personen und der Schauplätze so abläuft, wie man sich das von einem modernen Thriller erwartet. Die Figuren sind stimmig, sie werden klar charakterisiert. Die Dialoge treiben die Handlung voran, die Action-Szenen werden dosiert eingesetzt.
Als erfahrener Thriller-Leser ahnt man irgendwann, wer der »Bösewicht« sein könnte. Die Handlanger auf der gegnerischen Seite haben genau die Mischung aus Brutalität und Bösartigkeit, die man als Leser schätzt; ansonsten sind die meisten Figuren sehr sympathisch und nehmen einen für sich ein. Die Auflösungen, die sich bei diesem Roman ergeben, sind trotzdem so, dass man überrascht sein kann.
Wie das Autorinnenduo die geheimnisvolle Welt der Bakterien und Phagen mit viel Action, einer Prise Herzschmerz und ordentlich viel Ermittlungsarbeit kombinieren, hat mir sehr gut gefallen. Ein bisschen Politik gibt es ebenfalls – und so ist die Mischung aus aktuellem Thriller mit moderner Science Fiction für meinen Geschmack sehr gut gelungen. Empfehlenswert!
Der Roman ist als schönes Paperback erschienen, umfasst 493 Seiten und kostet 15,90 Euro. (Das E-Book kommt auf 9,99 Euro.) Man kann ihn überall im Buchhandel bestellen, die ISBN 978-3-7857-2755-3 kann dabei behilflich sein. Hier geht's zur Leseprobe. Es gibt darüber hinaus eine Hörbuch-Version, die von Torben Liebrecht gelesen wird.
