Wie wäre es denn, wenn Superhelden zum Alltag gehören würden? Wie würde sich eine Gesellschaft verändern, in der Menschen mit besonderen Fähigkeiten unterwegs wären? Wie könnten Jugendliche ihren Weg finden, wenn die sogenannten Begabten zu besonderen Vorbildern würden?
In seinem aktuellen Roman »Das Camp der Unbegabten« nimmt Boris Koch solche Fragen als Hintergrund seiner phantastischen Welt. Sie unterscheidet sich nicht grundsätzlich von der unseren. Weder gesellschaftlich noch technisch gibt es Unterschiede, alles ist praktisch gleich, die Handlung spielt im »Hier und Jetzt«. Mit einem wesentlichen Unterschied: Es gibt eben Superhelden – in diesem Roman heißen sie »Begabte«.
Der Autor erzählt seine Geschichte aus der subjektiven Sicht der Hauptfigur. Sein Held heißt Bjarne, ist 14 Jahre alt und möchte unbedingt fliegen können. Deshalb tut er alles, um ein Begabter zu werden, blamiert sich dabei ziemlich und wird zur psychologischen Begutachtung geladen.
Der Arzt schickt ihn kurzerhand in ein spezielles Ferienlager – in das Camp der Unbegabten. Dort soll Bjarne lernen, wie wichtig es ist, einfach ein guter Mensch zu sein, und wie unwichtig es sein kann, irgendeine Begabung zu entwickeln.
Bjarne lernt neue Freunde kennen, verguckt sich in ein Mädchen und bringt sich in die Gemeinschaft vor Ort ein. Doch als eine bislang unbekannte Gruppierung damit anfängt, sogenannte Begabte zu entführen, wird Bjarne gegen seinen Willen in einen komplexen Kriminalfall verwickelt …
Boris Koch erzählt seinen Roman mit viel Freude an witzigen Details und bleibt dabei immer dicht an seiner Hauptfigur. Als Leser folgte ich Bjarnes Abenteuern direkt; ich war praktisch in seinem Kopf und wusste stets, was er denkt und fühlt. Bjarne dürfte eine ideale Identifikationsfigur für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren sein.
Wer möchte, kann den Roman als Jugendbuch ohne phantastischen Charakter betrachten; so werden es wohl auch die meisten Leserinnen und Leser tun. Mit genau demselben Recht kann man ihn aber als einen leichtgängigen Science-Fiction-Roman ansehen: Der Autor setzt die eingangs erwähnten »Was wäre wenn …«-Fragen konsequent um.
Boris Koch weiß, wie man eine gute Geschichte erzählt. Sein »Das Camp der Unbegabten« ist flott und unterhaltsam, wenngleich es nicht so witzig ist wie beispielsweise sein »Das Kaninchenrennen«; dafür spielen stärker die Elemente von Internatsromanen hinein.
Wer einen gelungenen Unterhaltungsroman für junge Leser sucht, in dem nicht die ganze Zeit der Zeigefinger warnend erhoben und stattdessen eine phantastische Geschichte erzählt wird, ist bei diesem Buch an der richtigen Adresse.
Es ist bei Thienemann-Esslinger als Hardcover erschienen, umfasst 320 Seiten und kostet 16,00 Euro. Mithilfe der ISBN 978-3-522-20263-3 kann man es in jeder Buchhandlung bestellen, auch bei Versandhändlern wie dem PERRY RHODAN-OnlineShop. Die E-Book-Version kostet 11,99 Euro. Auf der Internet-Seite des Verlages gibt es viele Hintergründe zu dem Buch, unter anderem kann man sich eine Lesung von Boris Koch anschauen.
