Montenegro Reisehandbuch (kartoniertes Buch)

schwarze Berge - grüne Wälder individuell entdecken mit Online-Update 2024
ISBN/EAN: 9783981927375
Sprache: Deutsch
Umfang: 172 S.
Einband: kartoniertes Buch



















Leseprobe Seite 130 Im Herzen Montenegros Stufenförmig führt die enge Straße kontinuierlich durch die Karstabschnitte von 1.000 Meter nach oben auf 1.500 Meter Höhe zum Krnovo-Plateau. Im Winter sind Teile der Etappe kaum passierbar. Diese einsame, weite und reizvolle Gegend an den Ausläufern des Maganik, wartet noch auf seine Entdeckung, das leichte Gelände ist prädestiniert für ausgedehnte, einfache Wanderungen, die Gipfel und Grate sind verhältnismäßig unbeschwerlich zu besteigen. Zahlreiche Pisten und Pfade eignen sich bestens zum Mountainbiking und zur Erkundung per Geländefahrzeug. Hier findet man noch ein ausgesprochen ursprüngliches Montenegro vor. Die wenigen ansässigen Almwirte gehen harter Arbeit nach und leben noch in typisch mit Stroh bedeckten Hütten ohne Strom und fließendes Wasser, den sogenannten Kolibe, deren Dächer bis zum Boden reichen. Abgelöst werden diese Unterkünfte von den neueren, vergleichsweise moderneren Häuschen, welche von der jungen Generation meist nur während der Sommerferien bewohnt werden. Eine Bewirtschaftung des Bodens ist nur mit robusten Gemüsesorten und Kartoffeln möglich, vereinzelte Viehherden lockern die Bilderbuchidylle auf. Hier, in dieser unwirtlichen Einsamkeit, entstand Montenegros erster kommerzieller Windpark. Mit dem Krnovo-Projekt werden inzwischen 46.000 Haushalte mit Strom versorgt und so jährlich 79.000 Tonnen CO eingespart. Ein guter, innovativer Schritt in Richtung Ökologischer Staat. Nach einem längeren Serpentinenabschnitt abwärts erreicht man Savnik, einen kleinen Ort mit 600 Einwohnern. Er liegt sehr malerisch, aber einsam in einer Talsenke an der Bukovica, umgeben von dicht bewaldetem Bergland und wartet auf seine touristische Erschließung, was hier durchaus Potential hat, das Städtchen ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen. Noch verirrt sich kaum ein Tourist hierher. Es existiert eine kleine Brücke aus römischer Zeit über die Bukovica. Der Honig aus der Umgebung von Savnik ist im ganzen Land bekannt und beliebt. Zudem ist der Ort das Zentrum der regionalen Holzverarbeitung.  Etwa 10 Kilometer östlich von Savnik, bei Tusina, befindet sich das Kloster Podmalinsko. Der Abstecher lohnt sich auf jeden Fall, es liegt definitiv idyllisch und sehr ruhig am Ufer der Bukovica. Die serbisch-orthodoxe Kirche stammte ursprünglich aus dem Jahr 1252, Stefan Uros aus dem bedeutendsten serbischen Herrschergeschlechts des Mittelalters, den Nemanjic, ließ es erbauen. Im Laufe seiner Geschichte wurde es mehrmals zerstört, vor allem später durch die Türken, jedoch hartnäckig immer wieder aufgebaut und der Grundriss dürfte weitestgehend erhalten geblieben sein. Der heutige Bau mit dem nebenstehenden Glockenturm stammt aus dem Jahr 1840. Die Rekonstruktion der Fresken wurde erst vor wenigen Jahren fertiggestellt. Im weiteren Verlauf wird die Strecke alles andere als langweilig und nach Durchquerung des Ursprungsgebietes der Moraca und einiger verschlafener Weiler, trifft man nach 50 km auf die E65, die Hauptachse zwischen der Hauptstadt Podgorica und Kolasin. Eingebettet zwischen den Ortschaften Savnik, Zabljak, Mojkovac und Kolasin liegt Montenegros höchstes Bergweideland - die 40 km lange und 15 km breite Sinjajevina (auch Sinjavina). Auf durchschnittlich 1.600 Metern Höhe erstreckt sich diese wunderschöne, eindrückliche Landschaft. Der klangvolle Name steht aber nicht nur für das Bergplateau, sondern auch für einen Gebirgszug mit zahlreichen grauen Kalkstein-Gipfeln über 2.000 Meter, die erhaben über der weiten, grünen Einsamkeit thronen. Der höchste von ihnen ist der 2.277 Meter hohe Babin zub (auch Torna) im südlichen Teil. Für die einst zahlreichen Viehherden hier oben war der gräserreiche Flecken ein Paradies, heute wird nur noch wenig Viehwirtschaft betrieben. Die relativ waldarme Sinjajevina wird eingerahmt von den Flüssen Tara im Norden, der Moraca im Osten und der Bukovica im Süden. Dennoch ist es, trotz etlicher Quellen, ein relativ trockenes Gebiet und die wenigen kleinen Gletscherseen sind in ihrer Existenz bedroht. Dazu gehören der Zabojsko und der Zminicko jezero. Das Gelände bietet viele Möglichkeiten zum Mountainbiken, Klettern, Wandern, für Offroad-Erlebnisse und im Winter auch zum Skifahren. Zugänglich ist die Sinjajevina recht gut südlich von Zabljak aus, für Wanderungen auf die höchsten Gipfel, z.B. den 2.203 Meter hohen Jablanov vrh mit der schönsten Aussicht, wählt man die Zufahrt unmittelbar nördlich von Kolasin über Donje Lipovo. Wer länger hier im Herzen Montenegros bleiben möchte, findet auch einfache Unterkünfte und Campingwiesen.  Doch zurück nach Savnik. Denn die eigentliche Attraktion der Ortschaft ist der nördlich davon gelegene Nevidio- oder Komarnica-Canyon.