Das neue Grab (Leinen)
In Text und Bild veranschaulichen beide Chronologien, wie sich das Verhältnis zum Tod in jenen Jahren verändert. Waren die Gräber zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch mit Gestirnen, Kometen und Engeln geschmückt, so kappt der Erste Weltkrieg jede Bindung ans himmlische Jenseits. Gegen das Pathos steht die neue Schlichtheit der architektonischen Grabform. Inschriften reduzieren sich auf Name und Datum.
Diese Entwicklung lässt sich auch in den Gedichten der zwanziger Jahre ablesen: Dichter wie Kurt Tucholsky, Erich Kästner und Bertolt Brecht gehen auf Distanz zur expressiven Ich-Behauptung der Kriegsjahre. Ihrer Demut vor dem Diesseits entsprechen klare Strophenformen und ein ruhiger, mitunter spöttischer und selbstironischer Ton.