Lob der Torheit (gebundenes Buch)

Mit 82 Abildungen nach Zeichnungen von Hans Holbein d. J.
ISBN/EAN: 9783947618750
Sprache: Deutsch
Umfang: 208 S.
Einband: gebundenes Buch
Das Lob der Torheit hat sich Erasmus zurechtgelegt, als er sich im Sommer 1509 von Italien wieder nordwärts wandte. Während ihn sein Pferd langsam über den Splügen und das Rheintal hinunter trug, fand sein unermüdlicher Geist in der Stille des Gebirges Muße und Sammlung, wie sie ihm in Italien nie beschieden gewesen war, und gern denkt man sich aus, daß auch die herrliche Kühle und Reinheit der Alpenwelt, wenn auch dem Reisenden unbewußt, das ihrige mag dazu beigetragen haben, dieses kleine Werk mit ganz besonderer Klarheit, Frische und plastischer Anschaulichkeit zu erfüllen. Welchen Reichtum allerdings an Wissen, Erfahrung und Menschenkenntnis trug dieser Reiter in sich! In den gut vierzig Jahren seines bisherigen Lebens hatte er in seiner niederländischen Heimat, in Frankreich, in England, in Venedig, Bologna und Rom wie Odysseus vieler Menschen Städte gesehen und vieler Menschen Art und Gedanken kennengelernt.
Erasmus von Rotterdam (1466-1536), bedeutender humanistischer Gelehrter der Renaissance, besuchte von 1478 bis 1485 die Lateinschule. Danach (ab 1487) wurde Erasmus Regularkanoniker in einem Kloster der Augustinerchorherren bei der Stadt Gouda. 1492 empfing er die Priesterweihe und wurde Sekretär im Dienste des Bischofs von Cambrai. Nachdem Erasmus die Unterstützung des Bischofs verloren hatte, studierte er von 1495 bis 1499 an der Sorbonne in Paris Theologie. Als Erzieher eines englischen Adligen ging er 1499 England, wo er Thomas Morus kennenlernte. Von 1500 bis 1506 hielt er sich abwechselnd in den Niederlanden, in Paris und in England auf. 1506 zog er nach Italien. In Venedig lernte er den Verleger Aldus Manutius kennen und ließ bei ihm einige seiner Werke drucken. Anschließend zog es ihn wieder an die Universität Cambridge, wo er am Queens College von 1510 bis 1514 Griechisch lehrte. Von 1514 bis 1529 lebte und wirkte Erasmus in Basel, 1517 in Leuwen und später in Freiburg. 1533 kehrte er nach Basel zurück, wo er am 12. Juli verstarb. Sein heute bekanntestes Werk ist die Satire »Lob der Torheit« (Laus stultitiae) aus dem Jahr 1509, die er seinem Freund Thomas Morus widmete. In dieser »Stilübung« (wie er sie nannte) trat er mit Spott und Ernst tief verwurzelten Irrtümern entgegen und setzte sich für vernünftige Anschauungen ein. Dafür fand er die ironischen Worte: »Die christliche Religion steht einer gewissen Torheit recht nahe; hingegen mit der Weisheit verträgt sie sich schlecht!«