Schauplatz Musik: Paris (gebundenes Buch)

Schauplatz Musik
ISBN/EAN: 9783941530003
Sprache: Deutsch
Umfang: 341 S., über 200 größtenteils farbige Abbildungen
Einband: gebundenes Buch
Was haben die Paris-Reisenden, -Bürger und -Verehrer Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart, Cole Porter und Ella Fitzgerald, Josephine Baker und Sergej Prokofjew, George Gershwin und Igor Strawinsky bei ihren vielfältigen Hommagen an die zwanzig Arrondissements zwischen Montmartre und Montparnasse, zwischen dem Louvre und den Jazzclubs von Saint-Germain gemeinsam? Vor allem anderen wohl die unstillbare Sehnsucht nach der so faszinierenden wie facettenreichen Seine-Metropole und Lichterstadt, der sie und zahlreiche andere Musiker des letzten Jahrtausends erlegen waren – und der sie in Songs, Sonaten, Orchesterwerken, Balletten und Instrumental-Porträts ein unvergeßliches Denkmal setzten.Einige erkoren sich die mythische Hauptstadt der höfischen Oper und des ballet de cour, des Chansons und des Can-can, der bourgeoisen Salons und der Valse-musette zur Wahlheimat; Gustave Charpentier oder Jacques Offenbach widmeten ihr furiose Musikdramen. Andere verfielen ihrem unwiderstehlichen Charme für immer. Und die Lieder und Ohrwürmer, mit denen sich der Wallfahrtsort der Surrealisten und Existentialisten auf alle Ewigkeit feiern läßt,
sind Legion.Doch das frühere wie das heutige Paris, Sinnbild des Sündenbabels, kultischer Schauplatz von Notre-Dame-Musicals und Folies-Bergères-Tingeltangel, Hochburg der musique concrète und des von Pierre Boulez verwalteten Ircam, Triumphstätte für Édith Piaf und Sterbeort für Jim Morrison, repräsentiert viel mehr als eine Anhäufung weltberühmter Boulevards, Quartier-Latin-Gassen, Métro-Stationen und Friedhöfe: Es ist, als 'Insel von Frankreich', auch das unangefochtene Mekka der World music und des frankophonen Rap, Geburtsort des französischen Accordéon, der Revolutionsoper und der Farbpalette des musikalischen Impressionismus. Allerdings nur dann, wenn man bereit ist, sich einzulassen auf die Erkundung der hintergründigen Pariser Topographie: abseits ausgetretener Besucherpfade.Lassen Sie sich deshalb mitnehmen auf eine rasante Fahrt durch den Pariser Untergrund oder spielen Sie mit Julio Cortázar Himmel und Hölle. Flanieren Sie mit der lost generation zum Odéon und blicken Sie mit Colette aus den Fenstern des Palais-Royal. Gehen Sie mit Alain Souchon und seinem Bateau-mouche-Chanson auf urbane Bootsfahrt, lauschen Sie Janequins markanten Marktschreiern, dem Soundtrack früherer Jahrhunderte, und nehmen Sie Platz in der ehrwürdigen Salle Pleyel, um dem famosen Sextett von Haydns Pariser Symphonien Gehör zu schenken. Promenieren Sie mit zu den Gedenkstätten von Chopin und Berlioz. Steigen Sie mit der von Jean Cocteau angeführten 'Groupe des Six' für eine dadaistische Hochzeit auf den Eiffelturm. Blicken Sie hinter die Fassaden des legendären Nightclubs Le Boeuf sur le toit und des glamourösen Olympia, klettern Sie durch die verwinkelten Zimmer von Érik Saties Maison-placard und pilgern Sie zur Madeleine und zur Trinité.Nur hier, so werden Sie uns dann beipflichten, konnten Henri Murgers topographische Szenenbilder einem Puccini zum Vorbild für La Bohème gereichen. Nur hier konnten die verrückten Années Folles zur vollen Blüte, nur hier die Avantgarde-Truppen der Ballets russes und der Ballet suédois zu Weltruhm gelangen. Nur in Paris, diesem einzigartigen Schmelztiegel der Weltkulturen, konnte ein Cabaret wie das unsterbliche Moulin-Rouge gleich zwei erfolgreichen Musical-Filmen als ideale Kulisse dienen.
Jens Rosteck, 1962 in Hameln geboren, dort und in Spanien aufgewachsen, war nacheinander für je ein Jahrzehnt zunächst in Berlin, dann in Paris ansässig. Heute lebt er in Südfrankreich. Der promovierte Musikologe und Literaturwissenschaftler arbeitet dort als Musikforscher, Kulturgeschichtler und Buchautor. Er dozierte an der Pariser Sorbonne und an den Universitäten von Osnabrück und Aachen. Zur französischen, deutschen und spanischen Musik- und Literaturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts hat er zahlreiche wissenschaftliche, biographische, literarische und journalistische Publikationen vorgelegt und gilt insbesondere als ausgewiesener Kenner von Ästhetik, Werdegang und Œuvre der 'Groupe des Six'.

Zu seinen vornehmlich biographischen Buchveröffentlichungen zählen neben einer umfassenden Studie zum Opernwerk von Darius Milhaud und Paul Claudel (Thurnauer Schriften zum Musiktheater, Bd. 15, Laaber 1995) u. a. die erste Doppelbiographie über Lotte Lenya und Kurt Weill (Zwei auf einer Insel, Berlin 1999 / Taschenbuch: Frankfurt am Main 2005) und das Porträt Oscar Wildes vor dem Hintergrund der Metropole Paris (Die Sphinx verstummt, Berlin 2000). In den vergangenen Jahren erschienen aus seiner Feder die erste Doppelbiographie des Schriftstellerehepaares Jane und Paul Bowles unter dem Titel Leben ohne anzuhalten (München 2005), eine Monographie zu Vita, Werk und Wirkung von Bob Dylan (Frankfurt am Main 2006 / Hörbuch: Hamburg 2007), ein kulturgeschichtlicher Führer, die Gebrauchsanweisung für Nizza und die Côte d’Azur (München 2007) und die erste große Biographie über Hans Werner Henze überhaupt (Rosen und Revolutionen, Berlin 2009).