Warum Brasilien? (gebundenes Buch)

Trojanische Pferde 11
Verlag:
ISBN/EAN: 9783932170645
Sprache: Deutsch
Einband: gebundenes Buch
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Die Sprachgewalt Angots zeigt sich in ihrem neuen Roman so intensiv wie nie zuvor. Sie geht der Frage nach, inwieweit ein Liebender die Vergangenheit ablegen kann, um die Gegenwart eines anderen Menschen zu erfahren. Christine Angot findet Briefe ihres Vaters wieder, die der "Vernichtung" entgangen sind. Voller Bewunderung heißt es dort: "Warum Brasilien? Vielleicht weil dies ein Land ist, dessen ganzer Reichtum in der Zukunft liegt, wie auch für Dich, der Dir die Erde gewidmet wurde." Ein Versprechen, das das Leben nicht eingelöst hat. "Warum Brasilien" erzählt das Zusammentreffen der Schriftstellerin Christine Angot mit dem jüdischen Journalisten Pierre Louis Rozynès. Ist er es, der das große Versprechen der Liebe einzulösen vermag? Behutsam wird der Leser in das Leben zweier Außenseiter geführt, die mit größtmöglicher Sorgfalt ihre aufblühende Liebe zu behaupten versuchen. Aber alltägliches Leben, gesellschaftliche Zwänge, eigene biographische Erfahrungen und das historische Erbe des Judentums lassen in dieser Liebe die immer wieder drohende Zerstörung und stets erhoffte Utopie des väterlichen Versprechens gleichermaßen zu Tage treten. Vor den Augen des Lesers entsteht das Protokoll einer Liebe, das in seiner Offenheit, Klarheit und Unbedingtheit von mehr als dieser einen Liebe zeugt. Die essentiellen Themen von Christine Angot entfalten in diesem Roman über Liebesverlangen und emotionalen Rückzug eine nicht dagewesene Wirkung. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob die Liebe als utopische Kraft taugt. Ob sie es einer Frau ermöglicht, ihre Vergangenheit mittels der Briefe, die sie als junges Mädchen von ihrem Vater erhielt, mit der Gegenwart zu verknüpfen. Christine Angot geboren 1959 in Châteauroux, lebt mit ihrer Tochter Léonore in Paris. Nach dem Bestseller "Inzest" (Tropen 2001) mußte sie ihren Wohnort von Montpellier nach Paris verlegen, worüber sie in dem Roman "Die Stadt verlassen" (Tropen 2002) berichtet. Leseprobe: Dann gingen wir in mein Zimmer. Wir sprachen kaum. Wir sahen uns an. Lächelten uns an. Lange, und sprachen kaum. Ich sagte mir: vielleicht ist er es. Er ist es, vielleicht ist er es, er ist es, vielleicht ist er es. Nicht, daß ich wankelmütig bin oder meine Meinung ändere, aber diese beiden Sätze hielten sich die Waage. Und er, er sagte sich: und wenn sie es ist. Das spürte man. All die Zärtlichkeiten, all die Blicke, es gab diesen Satz, der mir einfiel. Und gleichzeitig war ich skeptisch, und genau das war es, was genial war, meine Skepsis. Er ist es. Er ist es. Ich werde es morgen wissen, wenn er es ist. Viel Zeit bedarf es nicht. Vielleicht ist er es, oder er ist es. Und er, ebenso, ich spüre es. Wir sagen nichts dazu. Ich spüre es im Lächeln, ich spüre es in den Augen, und ich spüre es in den Händen. Und überhaupt. Es gibt nichts, was nicht gutgeht, es gibt nichts, was schiefläuft. Und daraufhin spüre ich es, denn es war noch nie so einfach, es glitt noch nie so sanft, noch nie. Ist es eine Frage der Größe, oder eine Frage von ich weiß nicht was, ich weiß noch nicht von was. Des Maßes? Ist es physisch? Bestimmt. Ich weiß es nicht. Ich weiß es noch nicht und ich will es wissen. Der Größe. Physisch? Er hat zu mir gesagt, daß beim ersten Mal, als er mich hier gesehen hat, als er in die Wohnung eingetreten ist, schon beim ersten Schritt ein Parfum in der Luft lag, wobei er sich sagte: ich mag ihren Geruch. Er mochte meinen Geruch.