Suche nicht - sei! (gebundenes Buch)

Werner Ablass über Nondualität, Über nonduales Bewußtsein im Alltag
Verlag:
ISBN/EAN: 9783930243648
Sprache: Deutsch
Umfang: 100 S.
Einband: gebundenes Buch
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Die verflixte Suche nach sich selbst
Viele spirituelle Sucher streben nach Erleuchtung - und verfehlen ihr Ziel gerade dadurch, daß sie suchen! "Suche nicht - sei!", empfiehlt daher der renommierte Lehrer der Nondualität Werner Ablass. In seinem neuen Buch räumt er mit vielen weitverbreiteten Vorurteilen zum Thema Erleuchtung auf, zum Beispiel auch mit der Vorstellung, sie führe zu permanenter Glückseligkeit. Gerade das Streben nach Glück blockiere es, gibt Ablass zu bedenken. Er berichtet davon, wie er sein imaginiertes Ich verlor, wie angenehm es sich ohne dasselbe leben läßt, und spricht viele Probleme an, die andere bei ihrer spirituellen Suche und den Herausforderungen im Alltag erleben.
Der Autor vermittelt zwar keine Methode, um von A nach B zu gelangen. Vielmehr verweist er mit seinen aphoristischen, manchmal paradox erscheinenden Texten auf die absolute Wahrheit und erinnert daran, was der Mensch und die Welt wirklich sind.
Vor seinem Wirken als Autor und Lehrer nondualen Bewußtseins war Werner Ablass als Schlosser, Lastwagenfahrer, Orgelbauer, Wanderprediger, Verkäufer und 7 Jahre im Management der Beiersdorf AG tätig. 1994 machte sich der NLP-Master als Kommunikationstrainer erfolgreich selbständig. Die Begegnung mit dem Advaita-Meister Ramesh Balsekar und die dabei gewonnene Einsicht prägte ihn nachdrücklich und hat erheblichen Einfluß auf sein Leben, seine Arbeit und nahezu all seine Werke.
Ich war voll mit spirituellen Konzepten, Wissen, Anleitungen, Techniken, Methoden, Praktiken, und Ramesh Balsekar spielte Müllmann. Packte mich am Schlafittchen, stellte mich auf den Kopf, der Deckel klappte auf, und das ganze Zeug fiel aus mir raus. Und genauso fühlte ich mich danach: Einfach nur leer! Nicht "mehr" hatte ich von ihm erhalten, nicht einmal "nichts". Ich lief durch die Straßen von Mumbai und hörte das andauernde Hupen wie aus weiter Ferne. Die Menschenmassen, das Gewusel, der Verkehr, die Verkaufsstände, die Geschäfte erschienen mir wie in dem Film Matrix, irgendwie roboterhaft. Auch ich selbst, meine Person, sie war da und gleichzeitig unwirklich, schemenhaft, schattenhaft, illusionär. Was ich tief in mir empfand - wenn man das so sagen will, weil genau der, der etwas empfand, fehlte -, war Leere. Keine jedoch, die mir Angst machte. Keine die mir als Abgrund erschien oder gar als Hölle. Diese Leere war friedlich. Ich dachte, ein Toter müßte, wenn er denn seinen Tod wahrnehmen könnte, genauso empfinden. Ja, denn "ich" war gestorben, war mausetot. Der, welcher bis dahin meinte, er denke, er entscheide, er handle, war raus aus meinem System. Entfernt. Über Nacht sozusagen. Im Expressverfahren. Der Müllmann kam in der Nachtschicht. So leer fuhr ich dann über Land nach Goa runter. Suchte mir nahe am Strand ein Zimmer, es waren kaum Leute da, weil Regenzeit war. In der ersten Nacht schlief ich in einem Raum, bei dem das Dach undicht war, der Tropenregen kam durch, und morgens wachte ich in einer Lache auf. Ich nahm es wahr, ein irgendwie vergnügtes Lachen stieg in mir auf, dann packte ich meine Sachen und suchte mir ein anderes Zimmer. Verwundert sah ich mir dabei zu, wie ich praktisch empfindungslos einfach das Notwendige tat. Was immer ich an Aufregendem erlebte, es geschah einfach, ich war nicht mehr vorhanden. Leer kam ich nach Deutschland zurück, wobei ich nicht einmal sagen kann, daß "ich" zurückkam. Mein Lebensfilm spulte sich weiterhin Szene für Szene ab, und die Szenen aus Indien waren schlicht zu Ende gegangen. Seitdem haben viele Szenenwechsel stattgefunden, ich wohne nicht einmal mehr am selben Ort, viele Menschen von damals sind einfach verschwunden, andere, vorher nicht gekannte, sind da. Nur eins ist geblieben: die wundervoll friedliche Leere. *** Ich lehre weder Meditation noch Kontemplation. Zwar kenne ich Bewußtseinszustände, in denen die Welt, die Materie, die Körperlichkeit verschwinden, strebe sie aber nicht mehr an. Denn: Was wir Welt, was wir Materie, was wir Menschsein nennen, ist nichts anderes als ein Bewußtseinszustand! Ist dir das bewußt? Es gibt keine Materie in der Form, wie wir sie gewöhnlicherweise wahrnehmen und definieren. Es gibt nur Bewußtsein, und in diesem Bewußtsein, das du in Wahrheit bist, gibt es einen Zustand, in dem Welt, Körper, Formen und Menschsein erscheinen. Ist das nicht phänomenal? Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes! Anstatt diesen "außerordentlichen" Bewußtseinszustand zu würdigen, zu bestaunen, zu genießen, zu erforschen, wenden sich spirituell Suchende von ihm ab und versenken sich in das, was wir ohnehin sind: Leere, Nicht-Form, Unbedingtheit, Nicht-Körperlichkeit, Gott, Quelle. Ist mir nicht (mehr) bewußt, wer ich bin, macht es freilich Sinn, mich an mich selbst zu erinnern: Herrjemine, ich bin ja nicht was erscheint, sondern worin es erscheint! Ist das aber realisiert, macht es keinen Sinn mehr, weil ich ansonsten den außerordentlichen Bewußtseinszustand verpasse, in dem Welt und Menschsein erscheinen! Ist der Bewußtseinszustand, den wir "mein Leben" nennen, vorüber, bin ich zwar nichts weniger als unbedingte Liebe und Frieden, kann aber keinen Kaffee mehr trinken, kein gut abgehangenes Filetsteak mehr essen, kann mich nicht mehr an menschgewordenen Zille-Figuren erfreuen, die stumpfsinnig an einer Bar sitzen, Bier trinken und Unsinn reden. Es gibt keinen Sonnenaufgang mehr für mich, kein Abendrot, keine Amseln, deren Gesang mich heutzutage tiefer berührt als ein Klavierkonzert oder ein Popsong, ich kann nicht mehr hinter meinem Haus den Wald durchjoggen, es gibt ihn nicht mehr, den plätschernden Bach, den Weinberg, die süßen Trauben, den Wein, das Schloß auf dem Berg, das ich von meiner Terrasse aus sehen kann, die Sonne hat aufgehört zu scheinen, und ich erlebe ebensowenig Regen, Morgentau, Winterlandschaften, auch das Meer ist nicht mehr. Es gibt keine Filme, keine Bücher, keine Geschichten. Ich kann nicht mehr duschen, keinen Aufguß mehr in der Sauna genießen, nicht einmal vor den Spiegel stellen und kämmen kann ich mich. Alles perdü, denn all das und viel mehr erfahre ich EINZIG in dem Bewußtseinszustand, aus dem die Spirituellen ausbrechen, um Samadhi oder Satori zu erfahren. Es ist zwar keine Sünde ?, und um mich an mich als den Ursprung des Bewußtseinszustands zu erinnern, in dem ich mich augenblicklich befinde, sind solche Bewußtseinszustände nützlich - es wäre jedoch fatal, wenn ich ihretwegen den Bewußtseinszustand verpassen oder gar verachten würde, in dem phänomenale Körper und Welten erscheinen.