Flick (gebundenes Buch)

Der Konzern, die Familie, die Macht
ISBN/EAN: 9783896674005
Sprache: Deutsch
Umfang: 912 S., 74 s/w Illustr.
Einband: gebundenes Buch
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Erstmals die ganze Geschichte einer beispiellosen deutschen Karriere Kein Name verkörpert das Drama der deutschen Wirtschaft im 20. Jahrhundert klarer als der Name Flick. Zweimal folgte dem beispiellosen Aufstieg der politische und moralische Bankrott. Unter vier politischen Systemen, vom späten Kaiserreich über die Weimarer Republik und das Dritte Reich bis in die Bundesrepublik, war Flick erfolgreich - und scheiterte doch auf ganzer Linie. Was ihm vorschwebte, war ein gewaltiger Konzern, der generationenübergreifend in Familienbesitz bleiben sollte. Aber nach dem Vater versagten die Söhne. Die Techniken, mit denen das Haus Flick politischen Einfluss nahm, um seine unternehmerischen Ziele zu erreichen, waren seit den Zwanzigerjahren auf verhängnisvolle Weise gleich geblieben. Auf die sich verändernden Rahmenbedingungen in der Bundesrepublik fand der Konzern keine passenden Antworten mehr und ging im Strudel des Parteispendenskandals der Achtzigerjahre unter. Sein Gründer aber blieb bis heute ein Symbol unternehmerischer Skrupellosigkeit und unverstandener Schuld.Die Autoren erzählen die Geschichte einer Industriellendynastie, deren Macht und Möglichkeiten stets aufs Engste mit der Politik verknüpft waren - und deren Skandale immer wieder die Öffentlichkeit erregten. Spannend wie ein Thriller und hochaktuell.
Norbert Frei, geboren 1955, Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Jena, von ihm zuletzt (zusammen mit Ralf Ahrens, Jörg Osterloh, Tim Schanetzky): Flick. Der Konzern, die Familie, die Macht, München 2009
Fragt man im feinen Konstanzer Inselhotel nach Friedrich Flick, bekommt man noch heute eine seltsame Geschichte zu h?ren: Bei sch?nem Wetter habe sich der hoch betagte Dauergast fr?h morgens oft zur Uferpromenade fahren lassen. Dort sei er Richtung Yachthafen spaziert, wo seine Limousine bereits auf ihn wartete. Nicht selten habe der Chauffeur ihn dann zum Ausgangspunkt zur?ckgebracht - und die Ert?chtigung begann von neuem: mit herrlichem Blick ?ber den Bodensee, vor sich die imposante Alpenkette, der Morgensonne entgegen. Die vier Jahrzehnte, die seitdem vergangen sind, m?gen die Details der Anekdote ein wenig abgeschliffen haben; aber vielleicht wirkt sie gerade deshalb wie ein Gleichnis auf die Karriere des Friedrich Flick. Im sp?n Kaiserreich gepr?, seinen Aufstieg im Ersten Weltkrieg nehmend, die schwierigen Jahre der Weimar Republik geschickt ?berstehend, im "Dritten Reich" von Erfolg zu Erfolg getragen, gelang dem Selfmademan in den f?nfziger Jahren nochmals ein sagenhafter Aufstieg. Hyperinflation, Weltwirtschaftskrise, NS-Boom und Krieg, N?rnberger Prozess, Gef?nis und Wirtschaftswunder - unbeirrbar, so scheint es, schritt Flick ?ber alle wirtschaftlichen und politischen Br?che des 20. Jahrhunderts hinweg. Vorw?s, immer nur vorw?s. Zu Beginn der zwanziger Jahre war Friedrich Flick bereits aus der Siegerl?er Provinz in die Spitze der deutschen Wirtschaftselite vorgesto?n. Vom Stahl kommend, engagierte er sich in der Kohlef?rderung, im Maschinenbau, in der Chemie- und Papierindustrie. Die Unternehmen, an denen er sich beteiligte, produzierten Badewannen und Eisenbahnwaggons, Flugzeuge und Autos, Sprengstoffe, Panzer und Gesch?tze. Mit den Beteiligungen wechselten die Schaupl?e. Der Sohn eines Holzh?lers und Bauern begann im heimatlichen Umkreis, aber schon bald bet?gte er sich ?berall im Deutschen Reich, dann in den Niederlanden, in Polen, Belgien und Frankreich; seine Erben investierten schlie?ich auch in den USA. Weil Flick mit keinem Unternehmen, keiner Branche und keiner Region wirklich identifiziert werden kann, blieb seine Karriere das bis heute einzig Fesselnde an diesem Mann. Er geh?rt nicht in die Reihe gro?r Gr?nderfiguren wie Bosch, Siemens oder Krupp. Technologische Innovation, sozialpolitisches Engagement oder auch nur einen einzigen Betrieb, dessen Schicksal ?ber seinen Tod hinaus mit der Familie verbunden geblieben w? - all das sucht man bei Flick vergebens. Stattdessen ist sein Name zum Synonym f?r politischen Opportunismus und den skrupellosen Einsatz wirtschaftlicher Macht geworden. Zweimal ?berdauerte Flicks Karriere seinen politisch-moralischen Bankrott: 1932, als er den Konkurs nur dank skandalumwitterter staatlicher Unterst?tzung abwenden konnte, und nach 1945, als ihm die Amerikaner den Prozess machten - zu offensichtlich war sein Erfolg im Nationalsozialismus gewesen, seine Bereicherung an j?dischem Verm?gen, der Profit aus R?stungsproduktion und Zwangsarbeit. Nicht zuletzt wegen dieser Vorgeschichte schlug Anfang der achtziger Jahre das politische Beben der "Flick-Aff?" die bundesdeutsche ?fentlichkeit ?ber Monate in Bann. Wie es schien, waren sich die Methoden der politischen Einflussnahme im "Hause Flick" seit den zwanziger Jahren auf fatale Weise gleich geblieben. Diesen dritten Skandal ?berstand der Konzern nicht. Sich mit Flick zu besch?igen bedeutet weit mehr, als das Drama der deutschen Wirtschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert am Beispiel eines ihrer umstrittensten Protagonisten nachzuzeichnen. Die Karriere des Industriellen - und die seiner Nachkommen - war immer mit der gro?n Politik verwoben. Die Flicks machten Politik, waren Gegenstand politischer Auseinandersetzungen und dienten der Politik als Vehikel der Propaganda. Das begann in der Weimarer Republik, setzte sich in N?rnberg fort, wo Flick als erster deutscher Industrieller f?r sein Handeln in der NS-Zeit zur Rechenschaft gezogen wurde, und endete nicht in der deutsch-deutschen Systemkonkurrenz des Kalten Krieges. Je mehr Fl