Das kurze Leben des Giuseppe M. (gebundenes Buch)

Ein Opfer von Jugendgewalt
ISBN/EAN: 9783887473303
Sprache: Deutsch
Umfang: 128 S.
Einband: gebundenes Buch
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Ein authentischer, genauer Blick in die Jugendszene von heute:
Träume, Wünsche, Enttäuschungen und immer wieder Aggression …
Roswitha Quadflieg, in Zürich geboren, aufgewachsen und Kunststudium in Hamburg. 1973 bis 2003 druckte sie Künstlerbücher in ihrer eigenen Verlagswerkstatt Raamin-Presse. 1985 erschien ihr erstes Buch »Der Tod meines Bruders«, es folgten Romane, Dokumentationen (»Beckett in Hamburg), Theaterstücke, Hörspiele und Drehbücher. Von 2006 bis 2012 arbeitete sie in Freiburg und gründete dort den Literatursalon »Textetage«. Seit 2012 lebt sie in Berlin. Zuletzt erschien »Brief an meine Schwester« (gemeinsam mit der Schauspielerin Leslie Malton). Die Hälfte ihres Autorenhonorars geht an die Giuseppe Marcone Stiftung.
Die Überwachungskamera auf dem U-Bahnhof zeigt: Zwei junge Männer laufen den Bahnsteig entlang. Einer trägt eine rote Jacke (Giuseppe) und schiebt ein Fahrrad. In der Mitte des Bahnsteigs treffen sie auf drei Personen, die sich bei einer Bank aufhalten, beide bleiben stehen, man erkennt, dass Worte gewechselt werden. Giuseppe und sein Freund Raul kehren um, gehen denselben Weg, den sie gekommen sind, zurück, Richtung Ausgang. Eine der drei Personen, auf die sie gestoßen sind - mit einem weißen T-Shirt und mit einer offen darüber getragenen dunklen Jacke -, folgt den beiden auf gleicher Höhe. Offensichtlich fallen heftige Worte. Er packt Giuseppe an der Schulter, führt ihn ein Stück, macht eine Winkbewegung zu den beiden Anderen, bleibt plötzlich stehen, zieht provokativ seine Jacke aus, gestikuliert heftig, schlägt mit seiner linken Hand in Richtung Giuseppes Kopf. Giuseppe und Raul reagieren nicht, gehen zügig weiter bis zum Treppenaufgang. Was die Kamera nicht sehen kann: Giuseppe übergibt Raul das Fahrrad, ruft ihm zu, er solle weglaufen, rennt selbst aus dem U-Bahnhof, Ali verfolgt ihn. Die Verkäuferin im Backshop auf der anderen Straßenseite, die kurz vorher ihren Laden aufgemacht hat und auf den LKW mit frischer Ware wartet, sieht, wie einer in einer roten Jacke über die Straße läuft, direkt auf sie zu. Von der anderen Seite nähert sich ein Auto. Sie denkt: Junge, bleib stehen! Ein Knall. Die Verkäuferin sieht, wie der, der auf sie zulief, von dem Auto erfasst, durch die Luft fliegt. Aus dem Urteil: 'Es liegt auf der Hand, dass es dem Angeklagten Ali T. - wie dieser auch selbst eingeräumt hat - bei der Verfolgung ersichtlich nur darum ging, die körperliche Auseinandersetzung zu suchen und gegen beide gewalttätig vorzugehen. (.) Der Angeklagte Ali T. hat als Mittäter eine gefährliche Körperverletzung (.) begangen, indem er seinem Opfer mit der Hand einen Schlag an den Kopf versetzt hat und sich dadurch innerhalb eines einheitlichen Geschehensablaufs mit der unmittelbar zuvor erfolgten Tätlichkeit des Angeklagten Baris B. gegenüber Giuseppe M. einverstanden erklärt hat, so dass der gemeinsame Tatplan konkludent durch arbeitsteilige Tatausführung gefasst werden kann.(.) Auch konnte die Kammer nicht feststellen, dass Giuseppe M. Todesangst hatte.