Im Kampf für Gott (Leinen)

Fundamentalismus in Christentum, Judentum und Islam
ISBN/EAN: 9783886807697
Sprache: Deutsch
Umfang: 608 S.
Einband: Leinen
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Seit dem späten zwanzigsten Jahrhundert sieht sich die Welt mit dem Aufkommen fundamentalistischer Bewegungen konfrontiert, die die Vorherrschaft westlicher, säkularer Werte in Frage stellen und sich aggressiv und gewaltsam Gehör verschaffen - ob in Oklahoma City, Jerusalem, New York, Madrid oder anderswo. Fundamentalismus lässt sich heute in jeder großen Glaubenstradition beobachten. Es ist eine kampfbereite Form der Religiosität, die zu ignorieren wir uns nicht mehr leisten können. Die englische Theologin und Religionswissenschaftlerin Karen Armstrong untersucht drei Beispiele: protestantischen Fundamentalismus in den Vereinigten Staaten, jüdischen in Israel und islamischen im sunnitischen Ägypten und im schiitischen Iran. Dabei geht sie bis ins Jahr 1492 zurück, um zu zeigen, wie sich in Christentum, Judentum und Islam - parallel und in enger Verbindung miteinander - fundamentalistische Bewegungen als Reaktion auf die gravierenden Umwälzungen der Moderne entwickelten. Der Fundamentalismus, so ihre zentrale These, ist keineswegs ein Rückfall ins Mittelalter, sondern in jeder Hinsicht ein Produkt der Moderne: in seinen Methoden, seinen Ursprüngen, seinen Zielen. 'Durch Gewalt lässt sich der Fundamentalismus nicht abwehren. Wenn wir ihn besiegen wollen, müssen wir ihn zunächst einmal verstehen. Dieses gescheite und ausgewogene Buch', urteilte der 'Daily Telegraph', 'leistet dazu einen entscheidenden Beitrag.'
Inhalt Einleitung TEIL EINS Die Alte und die Neue Welt KAPITEL 1 Juden: Die Vorläufer (14921700) KAPITEL 2 Muslime: Der konservative Geist(14921799) KAPITEL 3 Christen: Schöne neue Welt (14921870) KAPITEL 4 Juden und Muslime im Modernisierungsprozess (17001870) TEIL ZWEI Fundamentalismus KAPITEL 5 Schlachtlinien (18701900) KAPITEL 6 Fundamente (19001925) KAPITEL 7 Gegenkultur (19251960) KAPITEL 8 Mobilmachung (19601974) KAPITEL 9 Die Offensive (19741979) KAPITEL 10 Niederlage? (19791999) Epilog Einleitung Eine der bestürzendsten Entwicklungen des späten zwanzigsten Jahrhunderts ist die militante Frömmigkeit, gemeinhin 'Fundamentalismus' genannt, die in allen großen religiösen Traditionen entstand und bisweilen erschreckende Erscheinungsformen annimmt. So mussten wir miterleben, wie Fundamentalisten betende Moscheebesucher niedermetzelten, Ärzte und Pflegepersonal von Abtreibungskliniken umbrachten, den Ministerpräsidenten des eigenen Landes erschossen und sogar eine starke Regierung zu Fall brachten. Solche terroristischen Akte verübt zwar nur eine kleine Minderheit, aber selbst die friedlichsten und gesetzestreuesten Fundamentalisten geben uns Rätsel auf, weil sie viele der höchsten Errungenschaften der modernen Gesellschaft offensichtlich rigoros ablehnen: Für Demokratie, Pluralismus, religiöse Toleranz, Friedenssicherung, Redefreiheit oder die Trennung von Kirche und Staat haben sie nichts übrig. Christliche Fundamentalisten bestreiten die Erkenntnisse der Biologie und Physik über die Entstehung des Lebens und halten stattdessen den Schöpfungsbericht der Genesis in allen Einzelheiten für wissenschaftlich stichhaltig; jüdische Fundamentalisten halten sich in einer Zeit, in der viele die Fesseln der Vergangenheit abwerfen, strenger denn je an ihr offenbartes Gesetz, und Musliminnen, denen die Freiheiten der Frauen im Westen viel zu weit gehen, verhüllen sich mit Kopftüchern und Tschadors. Den arabisch-israelischen Konflikt, der als bewusst säkulare Auseinandersetzung begann, interpretieren sowohl muslimische als auch jüdische Fundamentalisten aus rein religiösem Blickwinkel. Außerdem beschränkt sich der Fundamentalismus nicht auf die großen monotheistischen Religionen: Es gibt auch buddhistische, hinduistische und sogar konfuzianische Fundamentalismen, die ebenfalls viele mühsam erlangte Einsichten der liberalen Kultur ablehnen, im Namen der Religion kämpfen und töten und erbittert versuchen, ihr einen festen Platz in der Innen- und Außenpolitik ihres Landes zu sichern. Die Renaissance der Religiosität hat viele Beobachter überrascht. Um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts galt als selbstverständlich, dass der Säkularismus eine nicht mehr umkehrbare Entwicklung sei und der Glaube nie wieder eine maßgebliche Rolle in der Weltpolitik spielen werde. Da die Menschen nun zunehmend von der Vernunft geleitet würden, so die Annahme, hätten sie entweder überhaupt keine religiösen Bedürfnisse mehr oder wären zufrieden, sie auf die unmittelbar persönlichen und privaten Lebensbereiche zu beschränken. Doch Ende der siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts begannen Fundamentalisten sich gegen die Übermacht des Säkularismus aufzulehnen und der Religion erneut eine Hauptrolle auf der Weltbühne zuzuweisen. Das gelang ihnen auf bemerkenswerte Weise. Die Religion ist wieder zu einer Kraft geworden, die keine Regierung ungestraft ignorieren kann. Zwar hat der Fundamentalismus die eine oder andere Niederlage erlitten, doch ist er durchaus nicht untätig. Er ist vielmehr ein wesentlicher Bestandteil der modernen Gesellschaft geworden und wird künftig zweifellos innen­ und außenpolitisch eine bedeutende Rolle spielen. Deshalb müssen wir uns mit ihm auseinander setzen: Wir müssen uns klar machen, was diese Form von Religiosität bedeutet, wie und aus welchen Gründen sie entstanden ist, was sie über unsere Kultur aussagt und wie wir am besten mit ihr umgehen sollen. Zuvo