Kassandra (kartoniertes Buch)
Kassandra wird somit zum Logbuch aus der Zeit der "heißen Viertelstunde" der Studentenrevolte in Wien, in der Schindel gleich dem mythologischen Vorbild als Rufer und Mahner fungiert. Im dichten Fluß der Aneinanderreihung von autobiografischen Gesprächs-Bruchstücken und Zitaten literarischer wie politischer Vorbilder schreibt er gegen herrschende Strukturen an und thematisiert so die Selbstsuche einer ganzen Generation zwischen Konsum, Beziehungsnöten und Marx. Nicht zufällig erscheint dabei die Gattungsbezeichnung in Klammern: Der gut 100 Seiten umfassende "(Roman)" verzichtet auf erzählerische Fülle und wird zum stenografischen Bericht von montierten Fragmenten, ohne jedoch das schillernde Motivspektrum zu vernachlässigen, das Schindels spätere Dichtung so unverkennbar macht.
Zusätzlich zum Nachwort, das in der Erstausgabe Gustav Ernst beisteuerte, schrieb Robert Menasse ein Vorwort zur Neuausgabe, in dem er den Einfluß Schindels auf die um 1970 heranwachsende Dichtergeneration aufzeigt.