Das Glück der Musik (kartoniertes Buch)

Vom Vergnügen, Mozart zu hören
ISBN/EAN: 9783630620824
Sprache: Deutsch
Umfang: 221 S.
Einband: kartoniertes Buch
10,00 €
(inkl. MwSt.)
Lieferbar innerhalb 2 - 3 Wochen
In den Warenkorb
Auch verfügbar als:

Über 20 Jahre nach seiner klassischen Studie „Mozart im Inneren seiner Sprachen“ setzt sich Hanns-Josef Ortheil von Neuem intensiv mit dem Geheimnis der Mozartschen Musik auseinander. In seinem groß angelegten Buch, einer Mischung aus Tagebuch, Erzählung und Essay, geht er auf sehr persönliche Weise dem Faszinosum Mozart nach, lässt den Leser an seiner Art zu hören teilnehmen und entschlüsselt dabei nicht nur viele der bekannten und auch weniger bekannten Musikstücke dieses großen Komponisten, sondern kommt auch ausführlich auf dessen Opern und deren Entstehung zu sprechen. Damit wendet sich dieses Buch an alle, die Näheres über Mozarts Genie erfahren möchten, die seine Musik intensiver hören und die ihr Verständnis von Mozarts Lebens-, Denk- und Empfindungskosmos vertiefen wollen.

Hanns-Josef Ortheil wurde 1951 in Köln geboren. Er ist Schriftsteller, Pianist und Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Seit vielen Jahren gehört er zu den beliebtesten und meistgelesenen deutschen Autoren der Gegenwart. Sein Werk wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Thomas-Mann-Preis, dem Nicolas-Born-Preis, dem Stefan-Andres-Preis und dem Hannelore-Greve-Literaturpreis. Seine Romane wurden in über zwanzig Sprachen übersetzt.
Vorbemerkung Im Januar 2005 las ich durch Zufall, da?Rossini empfohlen habe, jeden Tag eine oder zwei Kompositionen Mozarts zu h?ren. Die Empfehlung gefiel mir und brachte mich auf den Gedanken, durch ein solches t?iches H?ren meinen Mozart-H?rsinn zu sch?en. Jeden Tag w?rde ich mich fragen: Was h?re ich und wann h?re ich es?, t?ich g? es, wo auch immer ich unterwegs w?, zumindest eine kleine Mozart-S?ce, ja ich k?nnte diese Unterbrechung des Alltags sogar mit bestimmten Ritualen verbinden und dadurch zu einem besonderen, herausgehobenen Tagesmoment machen. Dar?ber hinaus aber w?rde ich auch notieren, wie Mozarts Musik auf mich wirkt, wie sie die jeweilige Umgebung verwandelt und was mir durch den Kopf geht, wenn ich sie h?re. Hatte das schon einmal jemand versucht, hatte schon einmal ein H?rer m?glichst genau und ?ber einen l?eren Zeitraum davon erz?t, wie er Mozarts Musik h?rt und warum sie ihn mehr als jede andere animiert und begeistert? Genau das, dachte ich damals sofort, m??e man aber einmal genauer erkunden, anstatt immer nur ins Biographische oder Analytische zu fl?chten, zu Lebensdetails also oder in das oft hilflose Sezieren der St?cke und damit in S?e von der Art ?Es folgt eine Aufl?sung von H nach Ais mit einer sich anschlie?nden chromatischen Stufensequenz, die, r?ckgeleitet zur Grundtonart A-Dur, nach dem Doppelstrich in Krebsf?hrung erneut auftritt?. Anstatt mich an solche S?e zu klammern, wollte ich an den verschiedensten Orten und zu den unterschiedlichsten Zeiten m?glichst genau hinh?ren: In der Abgeschiedenheit eines Musikzimmers, in einem Caf?in der Natur, mitten in einer Gro?tadt, fr?hmorgens, sp?in der Nacht, im Sitzen, in Bewegung, in allen nur denkbaren Konstellationen. Am 27.Januar 2005, Mozarts 249.Geburtstag, habe ich meine ersten Notizen gemacht, genau ein Jahr lang habe ich meine H?reindr?cke notiert, dann habe ich die Notate gek?rzt und eine Auswahl von ihnen f?r dieses Buch zusammengestellt. Allzu private Eintragungen habe ich ausgelassen, daf?r habe ich manchmal aber auch kurze Notizen aufgenommen, die den Blitz der ?erw?igung nur registrieren, gerade durch ihre Sprachlosigkeit und Erstarrung vielleicht aber besonders deutlich von jenen intensiven Momenten des Gl?cks handeln, die Mozarts Musik immer wieder beschert. 27. Januar 2005. Heute vor 249 Jahren wurde Wolfgang Amadeus Mozart gegen 8 Uhr abends im Wohnhaus seiner Eltern und seiner viereinhalb Jahre ?eren Schwester Nannerl in der Salzburger Getreidegasse 9 geboren und am darauf folgenden Tag im Salzburger Dom auf die Namen Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus getauft. Fast genau f?nf Jahre sp?r, Ende Januar 1761, notiert Leopold Mozart, der Vater, die ersten Kompositionen des Sohnes in ein Notenbuch, das er zun?st f?r Nannerls Klavierunterricht angelegt hatte. Es handelt sich um zwei kurze, kaum eine halbe bzw. eine viertel Minute lange Klavierst?cke, ein Andante und ein Allegro, beide in C-Dur, am fr?hen Vormittag habe ich sie mir angeh?rt und damit mein H?r- und Aufzeichnungs-Projekt begonnen. Ich sa?im Musikzimmer und spitzte die Ohren, ich war etwas aufgeregt und ermahnte mich, genau zuzuh?ren, Takt f?r Takt, ohne mich ablenken zu lassen, es gelang aber nur zum Teil, denn ich hatte laufend die Zimmer des Salzburger Geburtshauses vor Augen, diese dunklen H?hlen mit ihren sp?ichen Fensterl?chern, die ich bereits seit meiner Kindheit kenne. Ich sah Mozarts Vater und den kleinen, f?nfj?igen Sohn, ich sah ein Kind, das sich ?ber ein Klavier beugt und immer neue Varianten erprobt: So nicht ?, vielleicht aber so, hier weiter ?, nicht dort. Zwei kleine H?e gehen auf den Tasten spazieren und erkunden noch nichtsahnend die Gesetze und Grenzen eines gewaltigen gro?n Terrains. Die kurzen, ?berschaubaren St?cke haben etwas immens R?hrendes, sie handeln von Laut und Leise, Vor und Zur?ck, beinahe wie Elementarskizzen. Anfangs habe ich die St?cke noch in zu gro?r Lautst?e geh?rt, als k?nnte ich sie mir auf diese Weise besonders