Checkpoint Jerusalem (kartoniertes Buch)

Eine Liebe in Zeiten des Terrors
Verlag:
ISBN/EAN: 9783570302491
Sprache: Deutsch
Umfang: 224 S.
Einband: kartoniertes Buch
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Am Checkpoint Jerusalem sehen sich die Jüdin Maya und der Palästinenser Amer zum ersten Mal in die Augen – und der Krieg scheint auszusetzen … Anhand einer Liebesgeschichte führt Manfred Theisen souverän in die Zusammenhänge des Nahost-Konfliktes ein, dessen Gewaltspirale undurchbrochen ist.
"Komm endlich!" Marie l?t das Lenkrad los, st?tzt ihren Arm auf den Beifahrersitz und ruft aus dem Fenster: "Jetzt mach schon, Sabreen! Wir warten!" Dann dreht sie sich nach hinten und sagt zu Amer, der den Rucksack vor seinen F??n verstaut: "Was macht sie denn noch so lange?" "Wei?nicht." "Es ist gleich halb zehn." "Das musst du mir nicht sagen, Marie. Ich muss nicht ins Krankenhaus, sondern sie." "Kannst du sie nicht holen?" In dem Moment tritt Sabreen aus dem Haus, die schwarzen Haare hochgebunden und unter dem Kopftuch verborgen; sie tr? verwaschene Jeans, Bluse und Jeansjacke. Die k?nstlichen Steine, die auf den Brusttaschen aufgesetzt sind, funkeln gr?n, gelb und blau in der Sonne. "Wir m?ssen", sagt Marie noch einmal vorwurfsvoll, dann dreht sie den Z?ndschl?ssel. Und noch mal. Jetzt erst ruckt der Ford Escort unwillig an und hustet Ru? Marie dr?ckt das Gaspedal im Leerlauf durch, um den Motor freizubekommen. Dann geht es die Stra? hinunter nach Jerusalem, vorbei an Ahmeds Fleischerei, Optiker Jaber und den gackernden H?hnern der Metzgerei neben Amers Haus. Alle zwei Wochen muss Marie mit Sabreen zur Blutw?he nach Jerusalem und immer tr?delt Sabreen. Sie hat sich auf die R?ckbank gelegt, den Kopf auf Amers Scho? "Seht euch das an", sagt Marie. "Anscheinend wollen die israelischen Soldaten ?berhaupt keinen Pal?inenser mehr durchlassen." Vor dem Checkpoint nach Jerusalem staut sich der Verkehr. Die Soldaten durchsuchen einen Minibus. Etwa zehn Leute haben in den Bussen - meist Ford Transit -Platz. Sie sind das Hauptfortbewegungsmittel der Pal?inenser. "Das kann Stunden dauern", sagt Marie und fackelt nicht lange. Sie f?t sofort auf die linke Stra?nseite - vorbei an den wartenden Fahrzeugen, die ihre Motoren laufen lassen, als hofften sie, es ginge gleich weiter. Marie m?sste jetzt die Schlange kreuzen, sie durchbrechen, um auf der anderen Seite in eine winzige Nebenstra? einzubiegen. "K?nnen Sie nicht ein bisschen zur?cksetzen?", fragt Marie den b?igen pal?inensischen Fahrer, der keine Lust hat, Platz zu machen. Sie hupt, f?t ihm fast in die Seite. Hupt wieder. Die israelischen Soldaten stehen mit ihren Maschinenpistolen im Anschlag am Kontrollpunkt. Sie blicken kurz zu dem blauen Escort hin?ber, der, knapp 50 Meter von ihnen entfernt, die d?sende Schlange aufmischt. Dann nehmen sie weiter den Minibus auseinander. Endlich. Der pal?inensische Fahrer macht Platz und Marie quetscht sich durch. "Mit ein bisschen H?flichkeit geht's doch." Marie ist fast sechzig. Niemand, der sie mit ihren zerzausten, schulterlangen blonden Haaren am Steuer sitzen sieht, k? auf die Idee, dass sie einem evangelischen Orden angeh?rt, im sittsamen Davos aufwuchs, dort in einem Sanatorium zur Krankengymnastin ausgebildet wurde und heute die Leiterin eines pal?inensischen Waisenhauses ist. Marie f?t ?ber den Schleichweg. Die halb zerst?rte Stra? ist die einzige Chance, mit Sabreen nach Jerusalem zu gelangen. Das M?hen ist sechzehn und besitzt blo?einen orangen Pass, mit dem sie nicht von Bethanien nach Jerusalem reisen darf. Nur wer einen blauen, einen israelischen Pass hat, Jerusalemer oder Israel-Araber ist, kann die Checkpoints zwischen Pal?ina und Israel ohne spezielle Genehmigung passieren. Die ?rigen wie Sabreen versuchen, irgendwie auf Nebenstra?n um den israelischen Kontrollpunkt herumzukommen. Das wissen nat?rlich auch die Israelis und machen deshalb mit Panzern und Bulldozern die Schleichwege schwer passierbar. Marie ?berholt einen Mann auf einem Esel und weiter jagt der blaue Kombi den Berg hinauf, umschifft Schlagl?cher und Asphaltst?cke und wackelt dabei mit dem Heck wie eine Biene mit ihrem Hinterteil beim Tanz. "Pass auf!", sagt Amer. Da schrammt Marie auch schon an einer Hauswand entlang. Zur?ck bleibt ein blauer Kratzer vom Seitenspiegel. "Wir m?ssen uns beeilen", sagt Sabreen. Marie explodiert fast bei diesen Worten. Aber als sie sich umsieht und in Sabreens schelmisches Gesicht blickt, muss sie lachen. "Du wi