Der Veteran (gebundenes Buch)

ISBN/EAN: 9783570005781
Sprache: Deutsch
Umfang: 384 S.
Einband: gebundenes Buch
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Großmeister der Spannungsliteratur, ungekrönter König des Politthrillers und internationaler Bestsellerautor - Frederick Forsyth ist ein Mann der Superlative. Dass er auch die kleine literarische Form überzeugend beherrscht, beweist eindrucksvoll sein neues Buch. Ob Forsyth von einem Staranwalt erzählt, der ganz eigene Vorstellungen von Gerechtigkeit hat und vor eigenwilligen Maßnahmen nicht zurückschreckt, oder von höchst unfeinen Gepflogenheiten in der feinen Kunstwelt; ob er den Leser in die legendäre Schlacht am Little Bighorn zurückversetzt und eine wunderbar zeitlose Liebesgeschichte zum Leben erweckt oder ob er die Legende von der barmherzigen Katharina im heißen Siena zu modernen Gaunerehren kommen lässt - immer legt er gekonnt seine Köder aus, erfasst den Leser mit prickelnder Spannung, lockt ihn in moralische Sackgassen, um ihn am Ende mit einem verblüffenden Showdown aus seinen Erwartungen zu reißen. Diese Geschichten sind eine Entdeckung - nicht nur für die Millionen Forsyth-Fans auf der ganzen Welt.
Frederick Forsyth, geboren 1938 in Ashford/ Kent, studierte in Granada, Spanien. Nachdem Forsyth mit 19 Jahren jüngster Pilot der Royal Air Force war, arbeitete er als Reporter für die Eastern Daily Presse in Norfolk und wurde Korrespondent der Agentur Reuters. Er berichtete zunächst aus Paris und später aus Ostdeutschland und der Tschechoslowakei. 1965 ging Forsyth als Reporter zur BBC. Seine Erfahrungen aus dem Journalismus verarbeitete er in Romanen. Mit "Der Schakal" gelang ihm auch als Romanautor der internationale Durchbruch. Bis heute wurden seine Titel weltweit mehr als 35 Millionen Mal verkauft.
Siena, 1975 Die Sonne brannte unbarmherzig vom Himmel. Sie knallte auf die verschachtelten Dächer der toskanischen Stadtfestung und ließ die mittelalterlichen Ziegel aufleuchten. Einige schimmerten rosa, doch die meisten waren unter der ewigen Sonnenglut längst dunkelbraun oder aschgrau geworden. Die oberen Fenster der Häuser lagen im nachtdunklen Schatten der weit vorstehenden Dächer, doch dort, wo die Sonne hinkam, glühten die Wände und uralten Ziegel hell in der Hitze. Die hölzernen Fensterbretter waren aufgeworfen und voller Risse. Auf dem Kopfsteinpflaster der engen Gassenschluchten des ältesten Stadtteils gab es erholsame Schatteninseln, auf die sich die eine oder andere schläfrige Katze geflüchtet hatte. Von den Bewohnern der Stadt jedoch fehlte jede Spur, denn dies war der Tag des Palio. Durch eine der Altstadtgassen, die kaum breiter als seine Schultern waren, eilte ein amerikanischer Tourist mit hoch-rotem Gesicht. Er hatte sich im Gewirr der vielen winzigen Gassen verirrt. Die leichte Tropenjacke hing ihm schwer wie eine Decke von der Schulter, und sein kurzärmeliges Baumwollhemd war von Schweiß durchnässt. Hinter ihm stöckelte seine Frau in unpassend hohen und drückenden Plateausandalen. Die beiden Amerikaner hatten sich zum Höhepunkt der Saison viel zu spät um ein Hotel in der Stadt bemüht und mussten schließlich mit einem Zimmer in Casole d'Elsa vorlieb nehmen. Auf der Fahrt hatte sich der Mietwagen in einen Brutkasten verwandelt, und es hatte lange gedauert, bis sie endlich einen Parkplatz außerhalb der Stadtmauern fanden. Jetzt eilten sie von der Porta Ovile zu ihrem Ziel. Im Labyrinth der über fünfhundert Jahre alten Gassen hatten sie schon bald die Orientierung verloren. Mit brennenden Füßen hasteten sie über das heiße Kopfsteinpflaster. Ab und zu blieb der Viehzüchter aus Kansas stehen und horchte in die Richtung, aus der das laute Stimmengewirr der Menschenmenge kam. Dort wollte er hin. Seine gut gepolsterte Frau bemühte sich verzweifelt, mit ihm Schritt zu halten, und fächelte sich ständig mit dem Reiseführer Luft zu. 'Warte auf mich!', rief sie, als sie durch einen weiteren Steinbogen zwischen zwei Stadthäusern eilten, durch den schon Cosimo de' Medici geritten war. Schon zu seiner Zeit waren die Häuser alt gewesen. 'Komm, versuch ein bisschen schneller zu laufen, Schatz', rief er über die Schulter. 'Sonst verpassen wir noch den Umzug.' Er hatte Recht. Eine Viertelmeile von ihnen entfernt drängte sich die Menschenmenge um die Piazza del Campo. Jeder versuchte, als Erster einen Blick auf den Camparse zu erhaschen. An dem farbenprächtigen Umzug in mittelalterlichen Gewändern nahmen die siebzehn Contraden der Stadt teil, die historischen Stadtteilgemeinschaften, von denen Siena einmal regiert wurde. Nach alter Tradition waren zehn der siebzehn Contraden zu dem Pferderennen zugelassen, dessen Gewinner die Siegestrophäe, das Pallium, mit ins heimische Rathaus nehmen durfte. Doch vor dem Rennen kam erst einmal der Umzug. Am Vorabend hatte der Amerikaner seiner Frau alles laut vorgelesen: 'Die Contraden, die Stadtteile Sienas, entstanden zwischen Ende des zwölften und Anfang des dreizehnten Jahrhunderts.' 'Das war vor Kolumbus', warf seine Frau ein. Für sie schien die Geschichte erst mit dem Tag zu beginnen, an dem der große Cristobal von den Ufern des Techo in Richtung Westen aufgebrochen war, um dort Ruhm zu erringen oder der Vergessenheit anheim zu fallen. 'Richtig. Columbus war 1492. Wir sprechen von einer Zeit dreihundert Jahre vor Columbus. Hier steht, dass es ursprünglich zweiundvierzig Contraden gab. Dreihundert Jahre später waren es nur noch dreiundzwanzig. Seit 1675 sind es die siebzehn, die wir morgen im Umzug sehen werden.' Doch jetzt marschierten bereits die ersten Reihen der prächtig herausgeputzten Trommler, Musiker und Fahnenschwinger auf den Campo, dessen sechzehn Paläste mit Wappen und Bannern geschmückt waren. In jedem Fenster und auf ...