Kinder (kartoniertes Buch)

Psychothriller, Piper Taschenbuch 27307
Verlag:
ISBN/EAN: 9783492273077
Sprache: Deutsch
Umfang: 416 S.
Einband: kartoniertes Buch
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Annette und Rainer Pietsch leben mit ihren drei Kindern in der Nähe von Stuttgart. Sie sind glücklich verheiratet und mit ihrem Alltag mehr als zufrieden. Doch als nach den Sommerferien ein neues Schuljahr anfängt, beginnen die Kinder sich zu verändern. Der Familienfrieden wird bald vom immer aggressiveren Auftreten der Kinder erschüttert, und als schließlich ein Mitschüler unter seltsamen Umständen ums Leben kommt, beschleicht die Eltern ein schlimmer Verdacht. Annette und Rainer Pietsch leben mit ihren drei Kindern in der Nähe von Stuttgart. Als nach den Sommerferien ein neues Schuljahr beginnt, richtet sich die Familie wieder im Alltag ein. Doch nach einigen Wochen beginnen sich die Kinder zu verändern. Sarah wird zunehmend abweisend, und auch Michael und Lukas entwickeln merkwürdige Verhaltensweisen. Der Familienfriede wird immer mehr von dem aggressiven Auftreten der Kinder erschüttert. Haben die Veränderungen etwas mit den beiden neuen Lehrern, Rosemarie und Franz Moeller, und deren ziemlich unkonventionellen pädagogischen Methoden zu tun? Als schließlich ein Mitschüler unter seltsamen Umständen ums Leben kommt, beschleicht die Eltern ein schlimmer Verdacht.
Jürgen Seibold, 1960 geboren, lebt mit seiner Familie in der Nähe von Stuttgart. Er ist gelernter Journalist und arbeitet als Schriftsteller. Unter anderem ist er der Autor einer erfolgreichen Regionalkrimireihe.
Er klappte das Buch zu und legte es beiseite. Dann nahm er seine Lesebrille ab, massierte sich die Nasenwurzel und sah aus dem Fenster. Tief drunten, am Fuß des Hügels, breitete sich nach allen Seiten dichter Wald aus, zog sich die Hänge gegenüber hinauf und bedeckte beinahe die ganze Landschaft, die Muhr von seinem Schreibtisch aus übersehen konnte. Der Mond stand als fahle Scheibe am Himmel, Wolkenfetzen zogen vorbei, vom starken Wind geschoben und verzerrt. Die Nacht war lau, aber der durch die Ritzen der Erkerfenster dringende Wind wirkte kühl. Muhr goss sich ein wenig Wein nach, nahm einen Schluck und sah wieder hinaus. Er liebte die Vulkaneifel, liebte den Blick von hier oben auf diese manchmal wie verwunschen daliegende Landschaft, liebte die Ruhe, die diese Wälder und Hügel und Überreste uralter Krater ausstrahlten. Irgendwie schien ihm diese Gegend aus der Zeit gefallen, und mit ihr das Internat, das oben auf dem Cäcilienberg in einem ehemaligen Kloster untergebracht war. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er das erste Mal durch das steinerne Tor hindurch den Innenhof betreten hatte. Die Abgeschiedenheit, der tiefe Frieden, der von dem alten Gemäuer ausging, hatten ihn so sehr beeindruckt, dass er die Stelle als Mathematiklehrer sofort angenommen - und alle anderen Vorstellungstermine abgesagt hatte. Er hatte seine Entscheidung nie bereut. Über die Jahrzehnte war aus dem engagierten Junglehrer Robert Muhr der Rektor des Internats geworden, und noch immer war er gefangen von der besonderen Atmosphäre 'seiner' Schule. Ein leises Knacken hinter ihm schreckte ihn auf. Muhr drehte sich in seinem Schreibtischstuhl um, aber nichts Ungewöhnliches war zu sehen. Er lauschte. Nichts. Es war inzwischen so spät in der Nacht, dass wohl auch die letzten Schüler und Lehrer in den Schlaf gefunden hatten. Muhr wandte sich wieder dem Fenster zu und trank noch einen Schluck. Er ärgerte sich, dass ihn inzwischen selbst ein leises Geräusch, wie es für das alte Gebäude doch so typisch war, beunruhigte. Wut kam in ihm auf, wieder einmal, weil die Ereignisse der vergangenen Monate ihm viel von der Ruhe und dem Frieden geraubt hatten, die er an seinem Leben auf dem Cäcilienberg so sehr schätzte. Die Polizei hatte lange ermittelt, um die tragischen Vorfälle rund um das Internat aufzudecken. Aber sie hatten keine Beweise gefunden, keine ausreichenden Indizien - und er selbst hatte geschwiegen. Er wollte dem Ruf der Schule nicht schaden, gerade in einer Zeit, in der überall in den Internaten Skandale aufgedeckt oder zumindest gesucht wurden. Muhr lachte bitter auf. Mit sexuellen Übergriffen hatten die Ereignisse auf dem Cäcilienberg freilich wirklich nichts zu tun. Aber er wusste inzwischen, dass das längst nicht die einzige schlimme Möglichkeit war. Seine Gedanken rasten, und in schneller Abfolge tauchten die Bilder der Opfer vor ihm auf, die scheinheiligen Erklärungen der Verdächtigen, die zynischen Geständnisse unter vier Augen. Und wieder bohrte sich das Gefühl der Ohnmacht in seinen Magen, das er seit Wochen so gut kannte. Natürlich hatte er die beiden sofort entlassen, und sie hatten verabredet, dass beide Seiten zum Wohl der Schule über alles schweigen würden. Ihm hätte ohnehin niemand geglaubt, dazu war alles viel zu geschickt eingefädelt. Von seinen Gegnern viel zu raffiniert mit scheinbar wasserdichten Alibis und schlüssigen Argumenten verwoben. Die beiden würden den Cäcilienberg in wenigen Tagen verlassen, und niemand würde je wieder ein Wort über die Ereignisse verlieren. Er aber würde mit seinem Wissen leben müssen. Und mit daran Schuld haben, dass alles ungesühnt blieb. Und nur er würde es wissen. Nur er, und niemand konnte ihm diese Last abnehmen. Niemandem konnte er sich anvertrauen. Von niemandem konnte er Trost erwarten. Nie. Letztlich würde ihn das seine Freude kosten, mit der er noch bis vor wenigen Monaten, wenigen Wochen sein Leben als Leiter dieser Schule genossen hatte. Die Ruhe, der Fried