Tante Dimity und der verschwiegene Verdacht (kartoniertes Buch)

Roman
ISBN/EAN: 9783442369287
Sprache: Deutsch
Umfang: 350 S.
Einband: kartoniertes Buch
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Der schönste Wohlfühlkrimi aller Zeiten! Emma Porter ist vierzig, ziemlich mollig, nicht gerade schick gekleidet und eine leidenschaftliche Gärtnerin. Als ihr langjähriger Lebensgefährte sie wegen einer jüngeren und schlankeren Blondine verlässt, flieht Emma aufs Land. Sie ahnt nicht, dass die geheimnisvolle Tante Dimity ihre Hände im Spiel hat, als sie ausgerechnet in Penford Hall landet, einem alten Schloss in Cornwall. Dort erwarten sie ein mysteriöses Rätsel um eine Zauberlaterne und andere mörderische Geheimnisse .
»Kommen Sie zurück, Master Grayson!« »Master Grayson, halt!« »Grayson Alexander! Wenn ich dich in die Finger kriege.« Das wütende Brüllen seines Vaters wurde vom aufkommenden Wind übertönt, während der Junge die Terrassenstufen hinunterstürmte und auf die Burgruine zurannte. Sein Hemd war aus der Hose gerutscht und wehte wie eine Fahne hinter ihm her. Er achtete weder auf die Rufe des Dieners noch auf den Zorn seines Vaters, sondern stürmte davon, nur auf sein Entkommen bedacht. Schwarze Wolken ballten sich am Himmel zusammen, und von der See her peitschte ein kalter Wind, der die Klippen heraufheulte und an Graysons Haaren zerrte, während er durch leere Torbögen stürzte und an zerbröckelnden Mauern vorbeihetzte. Blind von Tränen stürzte er über einen halb versunkenen Granitquader und lag einen Moment lang keuchend da, dann raffte er sich auf und rannte weiter. Er erreichte die grüne Tür, stieß sie weit auf und stolperte die Steinstufen hinunter in Großmutters Garten, der von einer Mauer umgeben war. Hier, hoch auf den schroffen Felsen, die die Bucht flankierten, stand ein kleines, dem Wind trotzendes Bauwerk. Man nannte es die Marienkapelle, obwohl es niemandem besonders heilig war, außer vielleicht dem Jungen. Es thronte über der hinteren Gartenmauer und blickte auf das sturmgepeitschte Meer hinaus wie ein Schiff, das auf dem Wellenkamm reitet; ein kleines, rechteckiges Gebäude aus grob behauenen Granitquadern und mit spitzem Dach, die Tür in einem Rundbogen mit vom Alter schwarzen Scharnieren. Uralt und moosbedeckt erhob es sich, als sei es hier gewachsen, mit Wurzeln, die tief in die dunkle Vergangenheit von Cornwall hinabreichten. Der Junge reckte sich, um den Riegel zu erreichen, dann stemmte er sich mit der Schulter gegen die Tür und schlüpfte hinein. Immer noch keuchend stieß er die Tür hinter sich zu. Stille. Ruhe. Licht? Er wurde unsicher. Er nahm Kerzenlicht wahr, das von irgendwoher kam, wo kein Kerzenlicht hingehörte, nämlich dort vom Sims unter dem Glasfenster - dem bunt leuchtenden Fenster, das aufs Meer hinausging. »Hallo, Grayson.« Die Stimme klang freundlich und beruhigend. »Jetzt müssen wir wohl erst mal sehen, was wir mit deinem Knie machen, nicht wahr?« In der ersten Reihe des hölzernen Gestühls saß eine Frau. Als sie sich umdrehte, fiel das Kerzenlicht auf ihr weißes Haar und die grauen Augen in dem freundlichen, runzligen Gesicht, und als sie lächelte, erinnerte er sich: Großmutters Freundin, eine Frau, für die Crowley seine tiefsten Verbeugungen reserviert hatte und in deren Gegenwart sogar Nanny Coles Stimme sanft geworden war. Wenn sie Geschichten erzählte, drängten sich die Bediensteten um die Tür zum Kinderzimmer, um ihr zuzuhören. Zuerst hatte sie Miss Westwood geheißen, aber dann hatte sie einen anderen Namen bekommen. »Tante Dimity?« Er wischte sich die Tränen ab und ging den Mittelgang entlang zu ihr. »Das wird eine ungemütliche Nacht, fürchte ich«, sagte sie, indem sie ihre perlgrauen Handschuhe abstreifte. »Ein richtiger Cornwall-Sturm, der sich da zusammenbraut. Aber hier sitzen wir im Warmen und Trockenen.« Aus den Tiefen ihrer voluminösen Tasche aus Gobelinstoff, die zu ihren Füßen lag, zog sie ein Tüchlein hervor, sowie ein Fläschchen und eine Mullbinde. »Setz dich, mein Junge«, befahl sie. »Es wird ein bisschen brennen.« Mit geschickten Händen reinigte und verband sie ihm das Knie, das er sich beim Sturz in der Ruine verletzt hatte. Nachdem sie Tuch und Fläschchen wieder in die Tasche gesteckt hatte, lehnte sie sich zurück, faltete die Hände und wartete. »Warum bist du nicht gekommen?«, fragte er. »Ich wusste es nicht«, antwortete sie. Natürlich. Großmutters Beerdigung war eine jämmerliche Angelegenheit gewesen. Vater hatte es sicher nicht bekannt gegeben. »Es tut mir schrecklich Leid, Grayson«, fügte sie hinzu. »Ich kann mir vorstellen, wie sehr du sie vermisst.« Grayson rieb sich mit den schmutzigen Fäusten die Augen, dann starrte er auf seine immer noch geballten Hän