Alte und neue PERRY RHODAN-Comics – Teil 1 Der ehemalige Comic- und ATLAN-Autor Dirk Hess im Interview

2. Februar 2016

Dirk Hess war einer der Menschen, die in den 70er-Jahren dafür sorgten, dass PERRY RHODAN im Comic-Sektor ein starkes Standbein hatte. Er textete »PERRY – Unser Mann im All« in den Jahren 1971 bis 1975 und war damit für den Inhalt der Haupthandlung verantwortlich. In derselben Zeit war er auch als ATLAN-Autor tätig.

Seit Jahren hat er sich in der »Szene« eher rar gemacht. Das Erscheinen der neuen PERRY RHODAN-Comics brachte die Idee auf, ihn zur Vergangenheit zu befragen ... Das Interview wurde per Mail geführt, die Fragen stellte Klaus N. Frick.
Wegen der Länge bringen wir das Interview in zwei Teilen; heute ist Teil eins dran, morgen folgt Teil zwei.


»Perry - Unser Mann im All« Band 47Klaus N. Frick: Was war der erste PERRY-Comic, den du getextet hast?

Dirk Hess: Die Nr. 47 unter dem sinnigen Titel »Planet der Vampire« mit einem von Johnny Bruck auf dem Cover platzierten »cock« im Hintergrund.


Klaus N. Frick: Wie kam der Verlag denn damals auf dich?

Dirk Hess: Ich hatte bereits in den sechziger Jahren für Bildschriften/Williams Superhelden-Comics übersetzt, an »Tarzan« mitgearbeitet, dann bei Bastei zeitweise das ganze Programm mitgestaltet und kleinere Fanarbeiten für PERRY RHODAN abgeliefert, bevor mich Willi Voltz für »Unser Mann im All« empfahl.


Klaus N. Frick: Wie lange ging das gut, und weißt du noch, wie das Ende kam?

Dirk Hess: Ziemlich lange (bis zum PERRY-Heft 129) und dann ganz unverhofft mit nüchternem Anschreiben ex und hopp. Es hatte mich damals schon gewundert, dass ich in den Wochen zuvor drei verschiedene Heftversionen, teilweise in Englisch, abliefern musste, die unabhängig vom Rechte-Teilinhaber Quelle Features nicht mehr in Italien, sondern in Spanien umgesetzt werden sollten. Schätze mal, die Lizenzgebühren für Quelle lagen dem Verlag schwer im Magen.

Mir ist heute unbegreiflich, wie so ein Vertrag überhaupt zustande kommen konnte. Abgesehen davon waren Comics für einen Romanproduzenten eh etwas Artfremdes, auch wenn die Auflage der Basteimarge entsprach. Soviel ich weiß, wurde die komplette Jugendredaktion bei VMP aufgelöst.


Klaus N. Frick: Was war der letzte PERRY-Comic, den du getextet hast?

Dirk Hess: Die 129 mit der PERRY-Story »Wenn die Zeit stillsteht«, der ATLAN-Episode »Das Erbe der Gnome« und einer weiteren Fortsetzung mit dem Titel »Der galaktische Beobachter«.


Klaus N. Frick: Hand aufs Herz: Wie gefällt dir der neue PERRY RHODAN-Comic?

Dirk Hess: Elegantes und professionelles Artwork.

Allerdings harmonieren Bild und Text nicht recht miteinander. Auch wenn wir damals Comics im Stil der sechziger und siebziger Jahre produzierten, legten wir immer Wert auf das möglichst perfekte Zusammenspiel zwischen Bild und Text: Am Anfang standen die Exposés, dann kam das Script – also Bildbeschreibungen für jedes einzelne Bild plus Entwurfstext, damit bereits das Studio dafür Raum im Bild einplanen konnte, und nach Vorlage der kompletten Artwork die endgültige Textanpassung kam.

Beim neuen PERRY RHODAN-Comic stört mich etwas die starke Anlehnung der Figuren an PC-Game- und Superhero-Ästhetik. Da springt bei mir der Funke einfach nicht über. Ganz anders die perspektivische Tiefe der »Kulisse«. Grandios.
Hm ja, noch etwas: Die szenische Reduzierung auf einige wenige Aktionen schmälern den Lesegenuss und das Eintauchen in die Story. Für mich war das Ganze nach nicht mal zehn Minuten vorbei. Habe mich dann allerdings noch Mal in einzelne schöne Bilder »vertieft«.