Wie »damals« ein PERRY RHODAN-Buch entstand Ein Werkstattbericht von William Voltz

15. Oktober 2018

Seit 1978 erscheinen die PERRY RHODAN-Silberbände. Die Buchausgabe der erfolgreichsten Science-Fiction-Serie der Welt erzählt die Geschichte des Perryversums in komprimierter Form. Als erster Bearbeiter war William Voltz tätig.

Der Schriftsteller, der in den späten 70er- und frühen 80er-Jahren als Exposéautor die Serie steuerte, musste in den 70er-Jahren ohne die modernen Hilfsmittel auskommen, die heute mittels Computer und Scanner zur Verfügung stehen. Umso interessanter ist es, im Jahr 2018 zu lesen, was er 1980 in einem Artikel im damaligen PERRY RHODAN-Magazin dazu schrieb.

(Der folgende Text erschien im PERRY RHODAN-Band 2980 am 28. September 2018.)

Die Vorarbeiten

Gleich zu Beginn machte der Autor klar, wie sehr sich die Arbeit an einem Buch vom Schreiben eines Heftromans unterscheidet. Den Aufwand hatte er wohl selbst unterschätzt.

»Im Ernst: Ein PERRY RHODAN-Buch ist wirklich ein hartes Stück Arbeit, und ich will versuchen, dies anhand der Herstellungsgeschichte zu erklären. Zunächst einmal lese ich die älteren Hefte zwanzig bis dreißig Nummern über jenen Band hinaus, der als letzter in ein PERRY RHODAN-Buch aufgenommen wurde. Bei dieser Lektüre merkt man erst einmal, was man alles vergessen hat. Darüber hinaus treffe ich dabei eine Vorauswahl jener Hefte, die meiner Ansicht nach für das nächste PR-Buch in Frage kommen.«

Auf die Lektüre folgten die Titelauswahl und weitere Gespräche:

»Sobald dies geschehen ist, setze ich mich mit dem Verlag in Verbindung, der im Fall der PR-Bücher von Kurt Bernhardt repräsentiert wird«, berichtete Voltz. »Der Titel des Buches muss ebenso vorab geklärt werden wie die Titelbildgestaltung. Dabei versuchen wir in der Regel, für ein Buch einen Titel auszuwählen, der dem eines in dieses Buch eingebrachten Heftes entspricht. Leider ist dies nicht immer möglich, denn es kommt vor, dass alle Titel zu lang oder zu nichtssagend sind. «

Dabei stellte sich heraus, dass lange Titel »wegen der Titelbildgestaltung nicht geeignet« waren. Beim siebten Buch der Serie wurde aus dem ursprünglichen »Der Einsame der Zeit« schlicht »Atlan«. Nachdem die Titel mit dem Verlag abgesprochen worden waren, konnten dort die Werbe- und Anzeigenabteilung mit der Arbeit beginnen. Gleichzeitig erhielt Johnny Bruck den Auftrag, ein Titelbild zu gestalten.

Kleben, Redigieren und Streichen

Wie Voltz weiter arbeitete, beschrieb er in dem genannten Artikel: »Danach nehme ich mir die sechs ausgewählten Romane noch einmal vor und mache eine Rohbearbeitung, das heißt, die mir unpassend oder falsch erscheinenden Passagen werden gestrichen oder neu formuliert.«

Die weiteren Tätigkeiten klingen für heutige Leser sicher sehr altmodisch – ohne Computer ging es aber kaum anders: »Sobald diese Phase abgeschlossen ist, nehme ich von jedem der sechs ausgewählten Hefte zwei Exemplare und schneide die Seiten so zurecht, dass ich sie quer auf ein DIN-A4-Blatt kleben kann.« Nach eigenen Aussagen hatte der Autor versucht, seine Söhne für diese Arbeit zu begeistern. Aber sie hatten zu viel Unfug verursacht, hatten Texte zerschnitten oder Comic-Bilder zwischen PERRY RHODAN-Texte geklebt.

Mit der genannten Methode schaffte es Voltz, zu beiden Seiten des Originaldruckblattes je eine freie Korrekturfläche zu erzeugen. Am Ende lag ihm eine Rohform des Manuskriptes vor, mit der er nun »richtig« zu arbeiten begann.

»Jede Seite wird nun erneut gelesen und dabei korrigiert«, berichtete der Autor. »Oft ist es nötig, dass neben den handgeschriebenen Korrekturen neue Passagen und Zwischenverbindungen eingesetzt werden müssen. Diese schreibe ich dann mit der Maschine, markiere die Stelle, wo sie zum Einschub kommen, und klebe sie gefaltet zusätzlich auf die entsprechende Seite.«

So ging Voltz Seite für Seite durch, wobei er immer wieder zurückschlagen und nachkorrigieren musste. Er urteilte durchaus kritisch: »Das ganze Unternehmen ist durchaus waghalsig, denn wer immer sich schon einmal auf etwas Derartiges eingelassen hat, wird wissen, dass es ziemlich schwierig ist, gleichzeitig auf stilistische, logische und grammatikalische Dinge zu achten.«

Ebenso kritisch stellte er fest, dass nicht alles aus der »guten alten Zeit« so richtig klasse war: »Wer die alten Hefte und die Bücher miteinander vergleicht, wird feststellen, dass doch eine ganze Menge verbesserungswürdig ist. Dies stelle ich mit allem nötigen Respekt vor meinen Kollegen fest, die damals im Serienschreiben weder die heutige Erfahrung noch die entsprechenden Hilfsmittel besaßen.«

Das Zählen der Zeichen

Nachdem Voltz seine Korrekturarbeit beendet hatte, wobei es »Seiten mit mehr und mit weniger Korrekturen« gab, zählte er die Zeichen. Das macht im Jahr 2018 der Computer, damals war es laut Voltz »eine schreckliche Arbeit und jener Teil meiner Aufgabe, wo ich am ehesten bereit bin, ein bisschen großzügiger zu sein.«

Ein Silberband umfasste rund eine Million Zeichen – und die Buchhaltung musste wissen, wie viele dieser Zeichen von welchem Autor stammten. Hinterher sollten die Erlöse schließlich sinnvoll und fair geteilt werden.

Voltz schrieb noch ein Vorwort und eine Einleitung, dann schickte er die zusammengeklebten Seiten in den Verlag. Dort setzte sich Christa Schurm an die Schreibmaschine und tippte alles noch einmal ab. Dabei entstand ein Manuskript, das sauber und korrekt aussah. Das wiederum wurde an Günther M. Schelwokat geschickt. Dieser arbeitete es noch einmal durch.

Während Schelwokat an die Arbeit ging, blieb Voltz nicht untätig: »Inzwischen versuche ich, passende Risszeichnungen für die Innenklappen auszuwählen und (wenn vom Umfang her nötig) eine Terminologie zusammenzustellen. Ergänzende Texte für Waschzettel und Werbung müssen verfasst werden. Dazwischen laufen bereits wieder die Terminplanung und die Vorbereitung für das nächste PR-Buch an. Zahlreiche Telefongespräche mit der Herstellung über die verschiedensten Fragen runden das Bild dieser Arbeit ab.«

So schilderte William Voltz die Arbeit an einem PERRY RHODAN-Buch. Schon damals gab es wohl kritische Leserstimmen zu seiner Zusammenstellung. Auch dazu äußerte sich der beliebte Autor sehr klar.

»Es gibt Leser, die beklagen, dass einige Romane in den Büchern keine Aufnahme finden – ich kann diese Ansichten verstehen. Auch jene, die die Hefte gern Wort für Wort in Bücher umgesetzt haben wollen, besitzen durchaus gewichtige Argumente. Die mir per Leserzuschrift zugänglichen Meinungen sind derart kontrovers, dass mir manchmal angst und bange wird.« Immerhin lasse die »überwiegende Mehrheit der Briefe« erkennen, dass die meisten Leser die Bücher akzeptierten – die Verkaufszahlen sprachen ebenfalls dafür.

Interessant ist der abschließende Satz, den William Voltz an das Ende seines Artikels setzte: »Ich meine, dass die PR-Bücher für die PR-Serie eine Aufwertung bedeuten, die sie durchaus verdient hat.«

 

Perry Rhodan 143: Ordoban (Silberband)
Arndt Ellmer, Detlev G. Winter, H. G. Ewers, H. G. Francis, Kurt Mahr, Thomas Ziegler
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ISBN/EAN: 9783845331423
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Ordoban
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