Die »Catron«-Staffel beginnt also auf dem Meer. Irgendwie passend, denn M 87, unser neuer Handlungsschauplatz, ist groß und weit. Sehr viel größer und sehr viel weiter als das Meer, ohne Frage, aber das Gefühl von Distanz und Grenzenlosigkeit ist für mich nirgendwo so intensiv wie auf einem Schiff.
Größenverhältnisse sind für Rainer und mich in der neuen Staffel ein wichtiger Faktor. In den frühen Jahrzehnten der PERRY RHODAN-Serie sprang man manchmal allzu sorglos von einer Galaxis zur nächsten. Sternenreiche umfassten da schnell mehrere Zehntausend Welten. Wie groß eine Sterneninsel wie M 87 wirklich ist (immerhin gehört der 1781 von dem französischen Astronom Charles Messier entdeckte Gigant zu den größten Vertretern seiner Art), kann sich kein Mensch wirklich ausmalen. Selbst Vergleiche mit bekannten Phänomenen helfen da nicht.
Die Galaxis ist mit rund sechs Billionen Sonnenmassen (das sind 6000 Milliarden) einfach nur unvorstellbar gewaltig. Ihre Gesamtmasse könnte das bis zu 200-fache der Milchstraße betragen, ihre Ausdehnung etwa eine halbe Million Lichtjahre. Zum Vergleich: Die Ausdehnung der Milchstraße beträgt grob 105.000 Lichtjahre.
Ein riesiges Schwarzes Loch
Im Zentrum von M 87 befindet sich ein supermassereiches Schwarzes Loch mit etwa 6,5 Milliarden Sonnenmassen. Sagittarius A*, das Black Hole im Mittelpunkt unserer Heimatgalaxis, das Perry Rhodan und seine Freunde ebenfalls schon besucht haben, weist schlappe 4,1 Millionen Sonnenmassen auf – das ist ein Faktor von 1444:1.
Besagtes Black Hole wurde 2019 sogar erstmals fotografiert. Das Loch selbst ist dabei natürlich nicht sichtbar; man kann lediglich die Lichtaureole messen, die die rotierende Akkretionsscheibe aus ionisierten Gasen erzeugt. Das nach mehreren Jahren internationaler Zusammenarbeit entstandene Bild wurde damals in sechs weltweit zur gleichen Zeit abgehaltenen Pressekonferenzen vorgestellt und sorgte für große Begeisterung in der wissenschaftlichen Gemeinde.
M 87 ist eine elliptische Galaxis und wahrscheinlich durch die Verschmelzung etlicher Vorgängergalaxien entstanden. Das monströse Schwarze Loch im Zentrum bildete sich parallel dazu durch die Addition der älteren Galaxienkerne. Welche Form die Vorgängergalaxien hatten, ist nicht bekannt, aber wahrscheinlich handelte es sich um Spiralgalaxien und ähnliche Erscheinungsformen.
Letztendlich kann man an M 87 die Zukunft und das Schicksal der Galaxien der Lokalen Gruppe ablesen: Milchstraße, Andromeda und Triangulum streben einem gemeinsamen Schwerpunkt zu. Andromeda wird mit der Milchstraße in etwa drei Milliarden Jahren kollidieren. Das Ergebnis wird was sein? Exakt: eine neue elliptische Großgalaxis!
Auch bei den Entfernungen backen wir diesmal keine kleinen Brötchen. M 87 ist rund 55 Millionen Lichtjahre (die aktuell genauste Messung beträgt 53,49 Millionen Lichtjahre) von der Milchstraße entfernt. Das ist zu weit für einen kurzen Wochenendausflug.
Also brauchten wir ein neues Raumschiff – und das hat uns NEO-Chefingenieur Peter Dachgruber schon vor einiger Zeit geliefert. Seine faszinierenden Neuinterpretationen von CREST und SOL sowie die Konstruktion der legendären MAGELLAN sind längst Geschichte. Mit Perry Rhodans nächstem Transportmittel hat er sich ein weiteres Denkmal gesetzt. In NEO 320 geht es los – und ich bin sehr stolz, dass ich selbst es sein werde, der den Aufbruch in eine neue NEO-Dimension schildern darf.
Mit einem so großen Fahrzeug wie einem Kreuzfahrtschiff zu reisen, ist tatsächlich ein kleines bisschen so, als würde man an Bord eines Raumschiffs fliegen. Wenn der 250 Meter lange und dreißig Meter breite Gigant mit knapp fünfzehn Knoten (etwa 27 Kilometer pro Stunde) durch die schäumenden Fluten pflügt, kann man sich mit etwas Phantasie in die Zentrale einer MAGELLAN oder einer SOL denken und die abenteuerlichen Reisen unserer Helden nachempfinden. Vor allem nachts, wenn die Sterne aufgrund der fehlenden Lichtverschmutzung deutlich heller und prachtvoller am Himmel funkeln als zu Hause.
Von der Wirklichkeit zur Science Fiction
Insofern ist ganz bestimmt ein gutes Stück der Faszination, die ich während meiner Tour durch die norwegischen Fjorde erfahren durfte, in die »Catron«-Staffel eingeflossen. Wir erweitern einmal mehr die Grenzen, die ein unermesslich großes Universum den Menschen setzt. Wir schieben unseren Horizont ein weiteres Stück von uns weg und wagen den Schritt ins Unbekannte, wohl wissend, dass wir dabei unser Leben riskieren.
Doch es ist ein kalkuliertes Risiko, denn die Erkenntnisse und Wunder, die auf uns warten, sind es wert. PERRY RHODAN NEO ist über die Jahre erwachsen geworden. Die Menschheit steht im Zentrum eines komplexen und sich über Jahrmillionen und mehrere Galaxien ziehenden kosmischen Konflikts. Und inzwischen sind viele der anfänglichen Fragen beantwortet. Ja, einige Ideen und Konzepte schleppen wir tatsächlich schon seit Jahren mit uns herum – und auch in der »Catron«-Staffel werden wieder einige kosmische Zusammenhänge geklärt.
So schön der Urlaub auch war – ich freue mich wahnsinnig auf die nächsten Monate. Die Arbeit, die langen Abende am Rechner, die nicht weniger langen Telefonate mit Rainer, der Terminstress, die kritischen Kommentare und kreativen Vorschläge des Chefredakteurs, und die zehntausend Fragen der Kolleginnen und Kollegen … das ist es, was einen auch ohne Zellaktivator jung hält!
