Michael Marcus Thurner interviewt Marie Sann »Vielseitigkeit ist eine meiner großen Stärken« – Teil zwei

20. September 2018

Die Comic-Zeichnerin und Illustratorin Marie Sann ist den PERRY RHODAN-Lesern spätestens seit dem Tag bekannt, an dem sie auf dem PERRY RHODAN-WeltCon auftrat und die erste Ausgabe von PERRY RHODAN NEO exklusiv für den Con illustrierte. Was die Zeichnerin derzeit macht, das erzählte sie Michael Marcus Thurner in einem Interview.

Wegen seiner Länge wird das Interview in zwei Teilen veröffentlicht: gestern Teil eins, heute Teil zwei. Die Fragen und Antworten wurden per Mail ausgetauscht.

 

Michael Marcus Thurner: Auf der anderen Seite deines gestalterischen Spektrums finde ich die sinnlichen Bilder von Kinky Karrot, auch solche mit deutlichem Fetisch-Charakter. Wie schwer ist es denn, Erotik in Bildern zu verpacken?

Marie Sann: Mir fällt das nicht schwer.

Es macht mir unheimlich viel Spaß, Erotik darzustellen. Kinky Karrot ist ein sehr persönliches Projekt, da ich damit der Öffentlichkeit zeige, was für mich ganz persönlich »gute Erotik« ist. Mich haben Sexualität und erotische Inhalte schon früh zu faszinieren begonnen. Ich wurde aber immer wieder sehr enttäuscht von der Auswahl an »Erotik«, die man auf dem Markt so findet. Gerade als Frau fühlt man sich doch schnell angegriffen und heruntergestuft … Da dachte ich mir, ich mach einfach mein eigenes sexy Projekt, mit Inhalten, die auch Frauen ansprechen.

 

Michael Marcus Thurner: Gelingt dir das? Kaufen überdurchschnittlich viele Frauen deine Drucke oder Originale? Bekommst du viel Bestätigung von weiblicher Seite, wie sind da die Reaktionen?

Marie Sann: Ich fange gerade erst an, mit dem Projekt gezielt auch auf Frauen zuzugehen. Meine Follower bestehen momentan aus zwei Dritteln Männern und einem Drittel Frauen. Mein Ziel ist aber, im nächsten Jahr auf 50/50 zu kommen. Es fällt mir sehr stark und positiv auf, dass sich viele Pärchen gemeinsam Prints von mir aussuchen, um sie sich dann in ihrer Wohnung aufzuhängen. Oft schicken sie mir dann auch Fotos von ihrer neuen kleinen Kinky-Karrot-Galerie. Das finde ich sehr süß.

Es ist natürlich immer toll, positive Rückmeldungen zu bekommen, egal, ob von Mann oder Frau. Das schönste Kompliment ist für mich allerdings tatsächlich, wenn Frauen mir erzählen, sie finden sich in meinen Bildern wieder und dass ihnen die respektvolle Art der Darstellungen von weiblichen Charakteren gefällt.

 

Michael Marcus Thurner: Mich sprechen die meisten deiner Kinky-Karrots-Bilder sehr an. Ich glaube, da steckt einiges an Kompositionsarbeit dahinter. Was braucht es, damit du mit einem Bild zufrieden bist? Was muss es haben, was ist das Besondere für dich?

Marie Sann: Die Illustrationen für Kinky Karrot sind sehr detailliert und aufwendig. An einem Bild sitze ich vier bis fünf Tage, und es fließt viel Liebe und Planung mit hinein. Mir ist bei allen erotischen Darstellungen, die ich mache, wichtig, dass die Charaktere Spaß an ihrer eigenen Sexualität und dem Präsentieren ihres Körpers haben. Sex und Erotik müssen Spaß machen und die Figuren in meinen Bildern sollen das ausstrahlen.

Mir ist wichtig, nicht nur »perfekte« Körper zu zeigen, die der »Norm« – geschaffen durch die Werbeindustrie – entsprechen, und daran zu erinnern, dass Schönheit vielfältig ist.

Bisher habe ich nur Frauen gezeichnet; es werden demnächst aber auch die ersten männlichen Pin-ups entstehen, denn ... hey!, in Kinky Karrot geht es auch um Gleichberechtigung. Und es gibt bisher viel zu wenige erotische Darstellungen von Männern, während der Frauenkörper übersexualisiert wird.

 

Michael Marcus Thurner: Die Kinky-Karrot-Homepage ist englischsprachig, auch deine dazugehörigen YouTube-Videos. Verkaufst du entsprechend viel von deiner Kunst außerhalb des deutschsprachigen Raums, ist diese Internationalisierung erfolgreich?

Marie Sann: Ja, ich bin sehr zufrieden, wie gut die Internationalisierung allein durch das englische Auftreten im Internet funktioniert. Immer mehr Kunden kommen aus Amerika und anderen Teilen der Welt. Und das, obwohl ich mich bisher nur innerhalb von Europa auf Conventions bewegt habe.

Trotzdem tut es mir leid, dass die Website bisher nur auf Englisch einzusehen ist. Das will ich dieses Jahr noch ändern und auch eine deutsche Option anbieten.

 

Michael Marcus Thurner: Wohin wird dich die Reise führen, Marie? Ist die Etablierung von Kinky Karrot samt (beginnendem) Merchandising der vorläufige Endpunkt deiner beruflichen Entwicklung? Oder sitzt du bereits an anderen neuen Projekten?

Marie Sann: Es gibt nie einen Endpunkt, Michael!

Jedenfalls nicht bei mir. Allein durch Kinky Karrot entwickle ich mich in vielen Hinsichten so extrem weiter. Und das ist ja nicht das einzige Projekt, an dem ich arbeite.

Du wirst also noch viel von mir zu sehen bekommen, denn der Stift ruht nie und die Ideen tanzen in meinem Kopf.

Hier geht es zu Kinky Karrot: https://kinkykarrot.com

 

Der Terraner / Graffiti
Voltz, William
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845399553
Kostenfrei
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