Hinter den Materiequellen Ein Mysterium der frühen PR-Serie

8. September 2017

Bei Recherchearbeiten zu einem Artikel über die beiden Traditionslinien der frühen PR-Serie (Scheer / Darlton) für den PR-Report in Band 2928 bin ich auf ein kleines Geheimnis aus dem »MdI«-Zyklus gestoßen.

Zu Einstimmung in die Problematik möchte ich Michael Nagula aus seinem Band 1 von »PERRY RHODAN – Die Chronik« zitieren, wo er das Thema anschaulich auf Seite 148-149 darstellt. Vergleichbare Schilderungen gibt es in den Scheer- und Darlton-Biografien von Heiko Langhans:

»Aber nicht alle Autoren schätzten diese Gigantismen – insbesondere einer nicht. Dies zeigte sich, als Clark Darlton ein Exposé erhielt, in dem Gucky eine ganze Flotte der feindlichen Maahks vernichten sollte. Der Mausbiber versetzte sie jedoch durch einen technischen Trick in den Hyperraum. Scheer erzürnte das so sehr, dass Cheflektor Kurt Bernhardt und Verleger Rolf Heyne die beiden Autoren nach München zitierten.

Darlton nahm die Sache ziemlich locker: Wozu die ganze Aufregung? Er hatte Millionen Außerirdische nicht wie geplant vernichtet, sondern im Gegenteil aus der kriegerischen Situation herausgeholt. Er hatte einen Massenmord durch einen terranischen Sympathieträger verhindert – das würde der Serie doch einen guten Ruf einbringen!

Scheer wandte ein, dass es um etwas anderes gehe. Der Mausbiber verfüge nicht über die erforderlichen technischen Kenntnisse. Nun war es an Darlton, zu grollen. Woher wollte Scheer wissen, was Gucky konnte und was nicht? Er gelobte, sich künftig streng an die Exposés zu halten – doch das Verhältnis der beiden Gründerväter von PERRY RHODAN hatte einen deutlichen Knacks bekommen.

Künftig fiel es ausgerechnet Kurt Bernhardt zu, einem zur Cholerik neigenden Menschen, der sich rühmte, kaum jemals ein RHODAN-Manuskript gelesen zu haben, zwischen den beiden zu vermitteln – vielleicht wurde er in diesem Zyklus deshalb als der ›listenreiche‹ Major Curt Bernard verewigt, der in Heft 244 den verschollenen Gucky wiederfindet.«

Der Roman ist nicht so erschienen wie von Ernsting verfasst, Scheer hat sich wohl durchgesetzt. Aber welcher war es?

Klar ist, dass es aus dieser Epoche der Serie keinen Darlton-Roman mit dieser Thematik gibt. Das Zeitfenster für die Suche ist recht eingeschränkt. Die Maahks tauchen in Band 217 (K. H. Scheers »Gefahr aus der Vergangenheit«, Oktober 1965) in der Milchstraße auf. Gucky trifft drei Bände später, im Folgemonat in »Der Tod von den Sternen« zum ersten Mal in Darlton-Regie auf die »Methanatmer«, später dann noch in PR 229 (»Feind aus fremder Galaxis«, Januar 1966) sowie PR 232 (»Die Zeitfalle«, Februar 1966). In den beiden letzteren geht zwar einiges an Maahk-Raumschiffen kaputt, aber nicht im oben beschriebenen Ausmaß.

Bis der nächste Darlton (Heft 240, »Welt unter heißer Strahlung«, April 1966) erscheint, ist unser Zeitfenster auch schon wieder zu, denn die oben erwähnte Unterhaltung muss sich aufgrund des redaktionellen Vorlaufs ja vor der Niederschrift von PR 244 (»Die Kugel aus Zeit und Raum«, Mai 1966) abgespielt haben.

Ich vermute, es geht um PR 228, »Die Rache des Mutanten« vom 14. Januar 1966, pikanterweise unter dem Namen von Willi Voltz erschienen. Die Tatsache, dass die Invasionsflotte der Maahks in diesem Roman durch Rakal Woolver (eine gern von Voltz benutze Figur) durch technische Sabotage in eine tödliche Falle gelockt wird, spricht dafür.

Interessanterweise erwähnt Inge Voltz in ihrer an sich recht ausführlichen Biographie ihres Mannes im betreffenden Teil 8 nicht, dass ihr Mann einen Darlton-Roman umgeschrieben hat, sondern ist bei dessen Romanen in diesem Jahr eher vage.

William Voltz war ein schneller Schreiber, man könnte es ihm durchaus zutrauen, den Roman neu verfasst zu haben.

Heutzutage, mit über fünfzig Jahren Abstand, lassen sich die Umstände nicht mehr aufarbeiten. Aber eine interessante Randnotiz ist es allemal.