Gespräch mit der »BASIS« (Teil 3) Ein Interview mit Christian Montillon für den französischen PERRY RHODAN-Club

28. November 2012

Gestern und vorgestern veröffentlichten wir zwei Teile eines Interviews, das der französische PERRY RHODAN-Fanclub BASIS mit dem PERRY RHODAN-Autor Christian Montillon führte. Hier und heute kommt der dritte und abschließende Teil:

Frage: Zurück zu dem, was du vorhin gesagt hast: Neue Autoren, die nicht bei der klassischen PR-Serie mitschreiben, treten als Autoren bei NEO in Erscheinung. Das war am Anfang nicht der Fall. Wieso?

Montillon: Es ist nicht einfach, neue Autoren zu finden – das sage ich, ohne mich um dieses Problem selbst kümmern zu müssen. Natürlich bewerben sich viele als Autoren für die Serie. Am Anfang der Serie haben natürlich die »bewährten« Autoren der Stammserie geschrieben ... nun bekommen talentierte Neuautoren eine Chance. »Neu« zumindest im Perryversum. Viele haben auch an anderen Orten, zum Teil sehr erfolgreich, schon Romane veröffentlicht. Etwa Bernd Perplies, dessen eigenständige Romane in Deutschland auf dem Taschenbuchmarkt sehr erfolgreich sind.

Frage: Wird man in PR NEO dieselben Abenteuer (die Posbis, die Lemurer, usw.) wiederfinden, wie in der klassischen PR-Serie, oder läuft alles anders?

Montillon: Es gibt die klassischen Elemente – aber nicht nur. Und sie werden nun in immer größerem Maß völlig neu erzählt. Aktuell etwa erzählen die Romane mehr über die Kultur der Topsider, als das je vorher der Fall war. Die Handlung verläuft in völlig neuen Bahnen, es gibt völlig andere Hintergründe, völlig neue Geschichten.
NEO erzählt ganz sicher »nicht nur« die alten Romane neu nach – auch nicht die alten Zyklen in dem Sinn, dass demnächst mit Sicherheit etwa der Zyklus um die Meister der Insel folgt. Vielleicht tauchen die Meister auf, vielleicht nicht, vielleicht in ganz anderem Zusammenhang. Da bin ich selbst gespannt ...

Frage: Was genau heißt das? Entstehen die Texte und Geschichten in NEO völlig neu oder können sie sich falls nötig auf die alten PERRY RHODAN-Romane beziehen ?

Montillon: Genau das ist es – sie können, aber sie müssen nicht. Völker und Geschehnisse werden völlig neu interpretiert, ausgelassen, umgedeutet – oder auch so verwendet, wie es einst der Fall war. Gerade zentrale Momente stehen in völlig neuem Zusammenhang.

Frage: Sind die speziellen Wörter und Bezeichnungen bei NEO dieselben, wie in der klassischen Reihe?

Montillon: Es werden Begriffe übernommen, andere werden nie auftauchen. Natürlich gibt es etwa den Zellaktivator ... aber der muss nicht so funktionieren wie in der PERRY RHODAN-Serie. Manche spezielle Technologie mag es bei NEO nie geben.

Frage: Werden die NEO-Romane auf dieselbe Weise vertrieben wie die Heftromane?

Montillon: Die NEO-Romane erscheinen ja als Taschenheft, also eher eine Art einfaches Taschenbuch – die RHODAN-Romane als Heftroman. Aber ja, NEO ist auch vor allem am Kiosk erhältlich zur aktuellen Erscheinungszeit. Aber ganz wichtig: Genau wie PERRY RHODAN selbst erscheinen auch die NEO-Romane gleichzeitig als dauerhaft erhältliche E-books und Hörbücher, also Lesungen. NEO gelangt als Hörbuch sogar mit ein wenig Verzögerung je zwei Romane gesammelt als sehr schön gestaltete CD in den Handel.

Frage: In der klassischen Serie umfasste ein Zyklus zu Beginn fünfzig oder hundert Hefte. Gibt es ein solches Muster auch bei NEO?

Montillon: Die ersten Zyklen bei NEO waren stets acht Romane lang – das gilt jetzt schon nicht mehr. Der aktuelle Zyklus umfasst mehr Bände. So wird es wohl auch bleiben ... etwas länger, aber nicht unbedingt festgelegt. Das vermute ich aber nur.

Frage: Wie verteilen sich die Romane auf die Autoren? Kennt jeder die Episode, die seiner eigenen vorangeht?

Montillon: Das ist so, wie auch bei der PERRY RHODAN-Serie. Jeder Autor kennt selbstverständlich die Exposés der vorangegangenen Romane. Da an den Romanen aber oft zeitgleich geschrieben wird, liegen die Romanendfassungen oft noch nicht vor.
Vor kurzem habe ich zum Beispiel an NEO 30 geschrieben. Der Roman baut auf Band 26 und Band 28 auf. 26 konnte ich lesen, 28 auch – aber das war eher ein Zufall, weil ich noch spät am 30er gearbeitet habe. Aber über das Exposé hätte ich jederzeit nachlesen können, was im 28er geschieht ... außerdem tausche ich mich mit den Autoren der Vorgängerromane aus. Die meisten kenne ich persönlich, andere nur per Mail, aber Austausch ist ständig da, um Details abzusprechen.
In diesem speziellen Fall beginnen die Romane 26, 28 und 30 in der wichtigsten Handlungebene stets mit einem fast identischen, leicht weiterentwickelten Satz – ein Spaß, den wir Autoren uns gegönnt haben. Ich habe den Kollegen davon nichts gesagt; als Kollege Christian Humberg, der den 28er geschrieben hat, dann den Anfang meines 30ers gelesen hat, schrieb er mir, dass er schallend hat lachen müssen. So haben wir auch unseren Spaß ...

Soweit das Interview für den französischen Fan-Club BASIS.