Ein Interview mit Richard Dübell »Zurück zu meinem Jugendtraum«

30. Juli 2012

Mit seinem PERRY RHODAN-Roman »Toufec« nimmt ein neuer Gastautor Kurs auf das größte Science-Fiction-Universum der Welt: Richard Dübell ist vor allem als Autor erfolgreicher historischer Romane bekannt, die in verschiedene Sprachen übersetzt worden sind und deren Auflage die Millionengrenze überschritten hat.

Seine schriftstellerische Laufbahn begann der Autor tatsächlich mit PERRY RHODAN – Grund genug, mit ihm dieses Interview zu führen. Die Fragen stellte Klaus N. Frick von der PERRY RHODAN-Redaktion.

Klaus N. Frick: Du warst in den frühen 80er-Jahren als Zeichner und Autor für Fan-Zeitschriften aktiv, hast auf der Leserkontaktseite veröffentlicht – weißt du noch, wie deine erste Begegnung mit PERRY RHODAN verlaufen ist?

Richard Dübell: Meine allererste Begegnung fand in der dritten Auflage mit Band 180 statt. An manche Dinge erinnert man sich eben im Detail! Ein Schulfreund hatte mich auf PERRY RHODAN aufmerksam gemacht. Ich war zuerst skeptisch, als mir klar wurde, welch ungeheuer großes Romanuniversum ich da zu betreten eingeladen worden war – aber mit dem ersten Heft war ich schon restlos in Perry Rhodans Bann gezogen.

Klaus N. Frick: Wie kam es denn zum Kontakt mit der Fan-Szene? Gestaltete sich das als schwierig?

Richard Dübell: Das kam von ganz allein, als ich begann, Beiträge für die LKS zu verfassen und bei zwei Kurzgeschichtenwettbewerben mitmachte, die damals noch von William Voltz gesteuert wurden. Ich erhielt Zuschriften von anderen Fans, auch von solchen, die eigene Magazine herausbrachten, und in Nullkommanichts war ich ein Teil der Szene. Von all meinen sehr guten Erinnerungen an meine Zeit im Perry-Universum wird mir diese Gastfreundschaft, die Aufgeschlossenheit und das Interesse der Perry-Fans eine der liebsten bleiben.

Klaus N. Frick: Start ins Berufsleben, Gründung einer Familie – es sind die üblichen Gründe, die einen dazu bringen, ein geliebtes Hobby aufzugeben. Wie kam's dazu, dass du wieder mit dem Schreiben angefangen hast?

Richard Dübell: Daran war eigentlich der große Streik im Münchner Personennahverkehr von 1993 schuld. Ich arbeitete damals in München, wohnte aber noch in Landshut, und pendelte mit Zug, U-Bahn und Bus zu meinem Arbeitsplatz. Da U-Bahnen und Busse aber eine Zeit lahmgelegt waren, bildete sich eine Fahrgemeinschaft mit drei anderen Kollegen aus Landshut. Und plötzlich war ich am Abend nicht mehr zwei Stunden nach Hause unterwegs, sondern nur noch 45 Minuten (damals waren die A 9 und die A 92 noch nicht zu Bayerns größten Parkplätzen verkommen … Zwinkernd. Die überraschend gewonnene freie Zeit investierte ich in das Hobby, das aufzugeben mir am meisten Schmerzen bereitet hatte: das Schreiben.

Klaus N. Frick: Seither bist du als Autor historischer Romane sehr erfolgreich. Hast du in der Zeit den Kontakt zur Science Fiction im Allgemeinen und PERRY RHODAN im Besonderen komplett abgebrochen?

Richard Dübell: Nein, abgebrochen niemals. Ich war lange Zeit noch in Kontakt mit Hans und Monika Herrmann, die seinerzeit das sehr ambitionierte Fanzine »Capricorn« herausgaben, und auf meinen Lesereisen treffe ich immer wieder Leser, die mich wegen meiner Perry-Vergangenheit ansprechen und sich stolz ebenfalls als Fans outen, was dann zum freudigen Austausch von Insiderwissen führt. Lesemäßig habe ich mich ein bisschen von der technischen SF wegentwickelt, schaue mir aber immer noch gerne »Star Trek« oder »Star Wars« an und hoffe weiterhin innig, dass es doch einmal einen anständigen PERRY RHODAN-Film geben wird.

Klaus N. Frick: Und wie ist das jetzt, nach all den Jahrzehnten wieder zurück zu den Wurzeln zu kehren?

Richard Dübell: Sehr, sehr schön. Wenn ein Autor mit einem Projekt in die Zeit zurückgehen darf, in der er seine ersten Schritte wagte, dann ist das ein wie ein wärmender Energiestoß, der noch lange nachwirkt, nachdem man das Projekt fertig gestellt hat. Da kamen Erinnerungen an meine ersten Schreibexperimente hoch – damals noch an einer Vorkriegs-Schreibmaschine Marke URANIA (die habe ich von meinem Vater bekommen, nicht dass jemand denkt, ich sei schon 99!), deren Punkt-Type so scharf war, dass sie regelmäßig Löcher ins Papier haute.  

Klaus N. Frick: Hättest du als Autor eigentlich lieber eine der Hauptfiguren gehabt? Einen Perry Rhodan oder Alaska Saedelaere, einen Atlan oder einen Gucky beispielsweise?

Richard Dübell: Ehrlich gesagt habe ich nicht erwartet, als Gastautor einen der Hauptcharaktere führen zu dürfen. Mir hat auch gar nichts gefehlt – ich habe mich mit Toufec sofort angefreundet und mich nur ungern von ihm verabschiedet.
Falls die Frage auch noch bedeutet: Welche Hauptfigur würde ich als Autor denn gerne in ein Abenteuer führen, würde ich antworten: Atlan. Von ihm war ich von Anfang an fasziniert. Als Teenager wollte ich zwar immer wie Perry Rhodan sein, aber je mehr mein Interesse an Geschichte sich entwickelte, desto mehr sagte mir die Figur des zehntausendjährigen, unfreiwilligen Wächters über die Menschheit zu, der dazu noch gerne einen kessen Spruch auf der Lippe hat, auch mal unedle Entscheidungen trifft und die Welt um sich herum mit wohlwollender Ironie betrachtet.

Klaus N. Frick: Mit welchen Romanen können die Leser als nächstes rechnen? Soweit ich weiß, steht gewissermaßen ein Jugendbuch vor der Tür.

Richard Dübell: Im September 2012 erscheint »Löwenherz – Im Auftrag des Königs« bei Ravensburger, ein historischer Jugendroman, der die Zeit kurz vor dem Dritten Kreuzzug, die Krönung Richards I. und die Bemühungen eines Geschwisterpaars erzählt, ihren auf einer geheimen Mission im Heiligen Land verschollenen Vater wiederzufinden. Im Frühjahr 2013 schließt sich dann mit »Paladin« mein nächster historischer Erwachsenenroman bei Lübbe an.

Klaus N. Frick: Vielen Dank für das Interview!
Richard Dübell: Hat mich sehr gefreut. Jederzeit wieder. Lächelnd