Die Perspektive einer Autorin und eines Autors – Teil zwei Ein Interview von Ben Calvin Hary mit Liza Grimm und Titus Müller

4. Juni 2022

Eine spezielle Beilage hatte der Roman »Lloyd und das Chaofaktum« von Michael Marcus Thurner, der die Bandnummer 3164 trug und im April erschien. Im PERRY RHODAN-Report erschien ein Interview, das Ben Calvin Hary mit Liza Grimm und Titus Müller geführt hatte – beide hatten Gastromane zur PERRY RHODAN-Serie beigesteuert.

Dieses Interview dokumentieren wir an dieser Stelle. Wegen seines Umfangs bringen wir ihn in zwei Teilen: gestern kam Teil eins, und heute liefern wir den zweiten Teil.

 

 

Zwischen Buch- und Heftroman

Ben Calvin Hary: Jetzt dürft ihr aus dem Nähkästchen plaudern! So ein Buchroman ist ja etwas völlig anderes als ein Heftroman. War das eine große Umstellung für euch?

Liza Grimm: Total! Am schwierigsten waren für mich der große Respekt vor dem Gesamtepos und der großen Fangemeinde. Auf eine Autorin, die bis dahin nichts mit dem PERRY RHODAN-Universum zu tun hatte, wirkt das alles super einschüchternd.

Auch die Länge eines Heftromans ist natürlich etwas ganz anderes und zwingt zu einem anderen Erzählverhalten; da wird plötzlich jede Szene genau auf Wichtigkeit überprüft und im Zweifel gestrichen. Im Romanbereich druckt man dann eben einfach zwanzig Seiten mehr.

Titus Müller: Für mich war vor allem die Geschwindigkeit eine Umstellung. Manche schaffen es in drei Wochen, einen Heftroman zu schreiben. Ich brauchte Monate. Aber vom Erzählen her war es doch recht ähnlich wie das Schreiben eines Buch-Romans.

Was den Respekt vor dem Gesamtepos angeht, da haben mir Robert Feldhoff und Klaus Frick wunderbar geholfen. Erstens spielte meine Geschichte auf einem abgelegenen Planeten, wo ich nicht viel falsch machen konnte, und zweitens gab es ja die »Bibel« mit allen Eckdaten zur Gesamtgeschichte und wichtigen Technologien. Und ich wusste, wenn ich trotzdem irgendwo danebenhaue, werden die zwei es mir sagen, bevor das Heft gedruckt wird.

Ben Calvin Hary: Wie hat sich die Arbeit, also das eigentliche Schreiben, von eurem sonstigen Schaffensprozess unterschieden?

Liza Grimm: Normalerweise schreibe ich wild los und überarbeite sehr intensiv. Bei PERRY RHODAN musste ich vorab viel recherchieren und beim Schreiben immer wieder prüfen, ob ich damit dem Kanon entspreche. Sich selbst austoben und plötzlich mal einen Planeten erfinden, weil er gerade in die Geschichte passt, ist bei so einem Gesamtkunstwerk wie PERRY RHODAN keine gute Idee.

Titus Müller: Mir ging es genau umgekehrt, das ist lustig. Ich fand es toll, ein Exposé zu bekommen, an dem ich entlangschreiben konnte. Robert Feldhoff hat da wunderbar vorgearbeitet. Den Kanon, der gewisse Dinge vorgibt, empfand ich als angenehmes Nest.

Vielleicht schreibe ich deshalb so gern über den Mauerbau, den Untergang der Titanic oder die Guillaume-Affäre: Da sind schon viele Details vorgegeben, und ich ordne sie nur noch zu einer mitreißenden Geschichte. Ich glaube, ich habe ein geringeres Freiheitsbedürfnis als du, Liza, und suche mir deshalb immer wieder feststehendes Material beim Schreiben.

Ben Calvin Hary: Was hat euch jeweils am meisten genervt bei der Arbeit?
Liza Grimm: Das Kurzfassen! Ich hätte so gerne die doppelte Menge an Worten rund um Dva und Odin geschrieben. Die beiden sind mir richtig ans Herz gewachsen.

Titus Müller: Die Zeitknappheit und die Vorstellung, dass andere es doppelt so schnell können wie ich.

Ben Calvin Hary: Glaub mir, Titus, das geht uns Teamautoren – in meinem Fall bei PERRY RHODAN NEO und diversen Miniserien – oft exakt genauso.

Und was war euer positivstes Erlebnis?

Liza Grimm: Definitiv die Zusammenarbeit mit Klaus. Er weiß ganz genau, was er tut.

Titus Müller: Neben der schönen Zusammenarbeit mit Klaus und Robert war es für mich das Gefühl: Bei PERRY RHODAN hat man gemeinsam Vergnügen daran, eine gigantische Welt aufzubauen und mit spannenden Geschichten zu füllen.

Ben Calvin Hary: Das Autorendasein ist meist ja ein eher einsamer Schaffensprozess, hier aber musstet ihr in einem Autorenteam arbeiten. Wie habt ihr diese Zusammenarbeit empfunden? Hat euch das eher eingeengt oder war das eine Erleichterung – Stichwort Recherche?

Liza Grimm: Es war eine große Erleichterung! Gerade, da ich im PERRY RHODAN-Universum so unbedarft war, habe ich die Recherchemöglichkeiten stark in Anspruch genommen und war unfassbar dankbar für die Hilfe und die Anmerkungen aus dem Lektorat.

Aber auch bei meinen eigenen Büchern wünschte ich mir manchmal jemanden, den ich zu meinem bisherigen Geschriebenen befragen könnte. Es fällt mir nämlich sehr schwer, mir Dinge zu merken, weshalb ich im Lektorat nicht selten Doppelungen angestrichen bekomme. Da zieht sich in einer Szene ein Charakter gerne zwei Mal den Mantel aus oder hat plötzlich doch einen Führerschein, während er drei Kapitel vorher noch darüber sinniert, dass er den dringend mal machen müsste.

Generell arbeite ich auch gerne mit kreativen Menschen zusammen und mag Gemeinschaftsprojekte.

Titus Müller: Ich glaube, wenn man zu zweit an der Tastatur sitzen und über jeden Satz diskutieren würde, wäre Schreiben im Team für mich schrecklich. Aber so, mit klar zugeteilten Aufgaben, Klaus als Chefredakteur, Robert (damals noch) als Exposéautor, und ich zum Ausformulieren und für die Feinheiten, war es ein Vergnügen.

Ben Calvin Hary: Hat die Arbeit euch unterm Strich Freude bereitet? Würdet ihr nochmal einen PERRY RHODAN-Roman schreiben wollen – oder hat euch die einmalige Erfahrung gereicht?

Liza Grimm: Ich hatte sehr viel Freude und wäre definitiv wieder für einen PERRY RHODAN-Roman zu haben, falls es die Zeit zulässt! Aktuell arbeite ich an recht vielen Projekten, aber in das Perryversum würde ich jederzeit zurückkehren.

Titus Müller: Ich wäre auch sofort wieder dabei. Wenn das Team mal Urlaub macht und Platz für einen Gastroman entsteht, sagt Bescheid! Ich gebe jetzt schon mein fröhliches Ja.

Ben Calvin Hary: Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt!

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