Die »Elfenzeit« in einer Neuauflage– Teil 1 Ein Interview mit Uschi Ziesch-Jambor alias Susan Schwartz

6. Juli 2020

Im Juli 2020 beginnt Uschi Zietsch-Jambor – den PERRY RHODAN-Lesern vor allem unter ihrem Pseudonym Susan Schwartz bekannt – damit, die »Elfenzeit«-Serie im eigenen Verlag neu zu veröffentlichen. Aus diesem Grund stellte Michael Marcus Thurner, ihr Autorenkollege, ihr einige Fragen. Das Interview bringen wir seiner Länge wegen in zwei Teilen: heute Teil eins, morgen Teil zwei.

 

Michael Marcus Thurner: Uschi, am 10. Juli erscheint bei dir im Fabylon-Verlag der erste Band der Serie »Elfenzeit«. Ich werde dich gleich mal in deinem Job als Verlegerin testen: Sei so lieb und fasse die Ausgangslage für die Helden der Geschichte in Buch 1 (»Herbstfall«) in drei Sätzen zusammen. Liefer mir also bitte einen »Pitch«, wie man in der Buchbranche so sagt …

Uschi Zietsch-Jambor: Die Anderswelt der Unsterblichen und die Menschenwelt sind normalerweise voneinander getrennt. Doch dann bricht die Zeit über die Anderswelt herein und mit ihr die Sterblichkeit; die Grenzen zwischen den Welten fangen an, sich aufzulösen. Um dies aufzuhalten, werden Gesandte in die Menschenwelt geschickt – doch es gibt Gegner und Feinde, die mehr als nur die Unsterblichkeit wollen: die Gesamtherrschaft über alle Welten ...

 

Michael Marcus Thurner: Ich habe auf deiner Internet-Seite nachgelesen, dass die Grundidee zu »Elfenzeit« im Zusammenspiel mit dem PERRY RHODAN-Chefredakteur Klaus N. Frick entstand. Binnen dreier Wochen hattest du im Frühjahr 2007 anhand gemeinsam erarbeiteter Stichpunkte das Serienexposé, Charakterblätter, Schauplätze, Leseprobe und so weiter entwickelt. Für mich ist das angesichts der Größe des Projekts kaum fassbar.

Hast du noch Erinnerungen daran, wie du das geschafft hast? Hattest du Unterstützung, hat dein Mann Gerald Inspirationen geliefert?

Uschi Zietsch-Jambor: Ja, das war wirklich unglaublich damals. Aber irgendwie war der unerwartete Anruf von Klaus N. Frick eine Initialzündung, der eine Kettenreaktion auslöste. Er nannte mir den Serientitel und die Grundvoraussetzung – und in dem Moment sprudelten schon die Ideen in meinem Kopf über. Ich sah sofort alles vor mir und konnte gar nicht so schnell schreiben, wie die Ideen rauswollten.

Tatsächlich hatte in mir schon lange der Wunsch geschlummert, eine tolle Urban-Fantasy-Serie zu machen, mit einer Weltreise zu bekannten historischen Stätten, mit der Einbindung von bekannten Sagenfiguren, Helden, Mythen ... Da ich schon seit meiner Kindheit die Sagen und Legenden der Welt sammelte und reichhaltige Fachliteratur in den Bücherregalen stehen hatte, fand rasch eines zum anderen. Da kamen 16-Stunden-Tage zusammen, um aus der Vielfalt der Ideen ein Konstrukt zu machen, das den roten Faden und den Seriencharakter mit den Einzelabenteuern enthielt.

Für das erste Konzept zur Vorstellung brauchte es den groben Handlungsrahmen – schließlich hatte ich nicht weniger als 20 Bände vor, was sowohl Klaus Frick als auch Bertelsmann erst mal zum Schlucken brachte –, den Inhalt des ersten Bandes, das Konzept für die drei folgenden Bände, und die Protagonisten und Antagonisten. Und dazu noch die Leseprobe – ich war wie im Rausch und konnte gar nicht mehr aufhören. Das war vermutlich eine der intensivsten kreativen Phasen meines Lebens, weil auch die Zeit so sehr drängte.

Es war eine einmalige Chance, alles hing davon ab, denn wenn der Testlauf mit den ersten vier Romanen positiv verlief, so war ich überzeugt, die gesamte Geschichte bis Band 20 erzählen zu können. Diesen Raum brauchte sie nun einmal. Und was soll ich sagen: Der Testlauf war der beste, den Bertelsmann je bei so einem Projekt hatte ...

 

Michael Marcus Thurner: Du verwendest ein sehr spannendes und interessantes Figurenensemble in der »Elfenzeit«. Auf Seiten der Menschen sticht sicherlich Nadja Oreso hervor, auf der »dunklen« Seite ist es für mich Bandorchu. Aber auch viele Nebencharaktere sind liebevoll und, vor allem, passend zur Geschichte konzipiert.

Hattest du von Anfang an Lieblingsfiguren? Gab es solche, die sich beim Schreiben in den Vordergrund geschoben und andere Anta- oder Protagonisten verdrängt haben?

Uschi Zietsch-Jambor: Nadja ist insofern eine Lieblingsfigur, als ich all die Abenteuer durch ihre Augen erleben kann. Sie ist selbstbewusst, optimistisch, kämpferisch, feinfühlig, ein wenig chaotisch und geht leichtfüßig durch die Welt – warum, klärt sich dann noch. Wir haben ein großes Figurenensemble, aber Nadja ist immer die lichte Zentralfigur – und der Getreue, ihr unheimlicher Gegenspieler, die dunkle Zentralfigur. Mit den beiden steht und fällt alles.

Bandorchu ist absolut faszinierend, jemand, den man nie erreichen kann, majestätisch und vernichtend zugleich, eine überragende Gestalt, die im Anklang an Galadriel, hätte sie den Einen Ring genommen, »schön und entsetzlich« ist, »alle lieben sie und verzweifeln«.

Den ewigen Zweifler Robert mag ich auch sehr, der wiederum einen Kontrapart in Anne Lanschie hat. Die vier Elfen muss man aufgrund ihrer Unschuld lieben.

Und dann gibt es da noch Tom, den Journalisten, der für einen einzigen Auftritt in Roman 4 geplant war und nicht mal in der »Serienbibel« aufkreuzte, geschweige denn im Exposé. Ich brauchte mal eben jemanden, der Nadja in einer einzigen Szene unterstützen musste, und schwupps war er da, und schwupps ging er einfach nicht mehr weg. Er klingelte an Nadjas Tür, und egal was ich versucht habe, ihn loszuwerden, er kehrte immer wieder. Also hatte er im Verlauf der Geschichte noch eine bestimmte Funktion zu erfüllen, und das war sehr spannend, bis es dazu kam. Er ist so eine stille, eigentlich unbedeutende Nebenfigur, die jedoch Frohsinn in die dunkelsten Stunden bringt, deswegen hatte er sich auch in mein Herz geschlichen.

Ein ganz anderer, den ich nicht mehr losgeworden bin, war Darby O'Gill/Alebin, der ebenfalls nur einen Auftritt in Roman 2 haben sollte, der aber seine Finger nicht mehr von Nadja lassen wollte. Es hat lang gedauert, bis wir ihn endlich zur Strecke bringen konnten; er ist nicht nur die mörderischste, sondern zugleich auch schillerndste Figur, wie ich finde.

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