Der erste PERRY RHODAN-Club Deutschlands – Teil zwei Ein Interview mit Jürgen Sonnemann aus Salzgitter

8. Dezember 2020

Gegründet wurde der erste PERRY RHODAN-Club bereits in den 60er-Jahren. Die Blütezeit der Clubs dürfte in den 70er-Jahren gelegen haben, heutzutage gibt es praktisch keine mehr. Doch wie war das eigentlich damals? Ein Interview mit Jürgen Sonnemann soll darüber erste Auskunft geben – er war einer der Gründer des ersten PRC Deutschlands in Salzgitter.

Die Fragen stellte Klaus N. Frick, das Interview wurde per Mail geführt. Wegen seiner Länge bringen wir das Interview in zwei Teilen; gestern Teil eins, heute Teil zwei.

 

Klaus N. Frick: Habt ihr auch Fanzines publiziert?

Jürgen Sonnemann: Unser Fanzine »5 D« war das erste in der PERRY RHODAN-Szene und verstand sich schon ab Ausgabe 1-67 (Dezember) als Mitteilungorgan für die Clubs in Niedersachsen und Norddeutschland. »5 D« kostete vierzig Pfennig. Sogar Anzeigen boten wir in der ersten Ausgabe – sie hatte eine Auflage von 200 Exemplaren – bundesweit an; die Preise reichten von 0,40 DM (für fünf Zeilen einspaltig) bis 12 DM für die ganze Seite.

Auf den Inhaltsseiten wurde auf SF-Kurgeschichten hingewiesen; es gab einen Fortsetzungsroman, Witze, Cartoons und eine mehrteilige Serie über das Sonnensystem. In der Rubrik »Blick zurück im Weltall« wurden die Starts der Raketen mit den Satelliten oder Apollo- und Gemini-Projekte bis hin zur Mondlandung mit Armstrong (nicht Perry Rhodan) behandelt, und die Rubrik »Neue Raumfahrtsysteme der NASA« spricht für sich.

Insgesamt erschienen sieben Ausgaben bis 1969. Alle im Spiritus-Umdruckverfahren und das vierfarbig! Eine Sensation damals! Wir konnten das Gerät von Hermann Fischers Vater benutzen, der die erfolgreiche Firma »Weimar Nachf.« für Gewächshäuser besaß. Das Problem, aus DIN A 4-Seiten ein vierfarbiges DIN A5-Magazin mit tollen Titelbildern zu zaubern, lösten wir in gemeinsamer Anstrengung ganz gut. Die erste Ausgabe leierte Hermann Fischer im Büro seines Vaters mit Krampf in den Händen quasi allein herunter!

Klaus N. Frick: Wann ist der Club eigentlich aufgelöst worden, und warum war irgendwann das Ende da?

Jürgen Sonnemann: Das fing damit an, dass Hermann Fischer schon 1969 in das berühmte Internat auf Spiekeroog verbannt wurde, wo er im »Werner-von-Braun«-Zimmer mit einem Kumpel wohnte. Hermann Krüger fing ein Jahr später sein Jura-Studium in Göttingen an, Wilfried Arnold und Wolfgang Erhardt verschwanden auch aus Salzgitter, und ich war Ende der 60er-Jahre mit Hausarbeiten wegen meiner erkrankten Mutter beschäftigt, da mein Bein amputierter Vater das nicht konnte. Ich studierte dann Lehramt an Grund- und Hauptschulen in Braunschweig.

Klaus N. Frick: Du hast ja Erfahrungen aus dieser Club-Zeit in die berufliche Zeit übertragen. Kann man das so sagen?

Jürgen Sonnemann: Texte schreiben hat mir schon in der Schule Spaß gemacht. Als ich die Chance bekam, als zukünftiger Sportlehrer für die »Salzgitter-Zeitung« auch über den Profi- und Amateursport zu schreiben, schlug ich schon 1973 zu. Damals spielte der hiesige SV Union Salzgitter in der Amateur-Oberliga (heute 3. Liga) vor 2000 bis 5000 Zuschauern, auch der VfL Wolfsburg gehörte damals zu den Gegnern. Es gab mehrere Anläufe, in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Meine Berichte erschienen unter anderem im »Kicker«.

Dann folgten von 1983 bis 2016 viele erfolgreiche Journalistenjahre, die das niedersächsische Kultusministerium genehmigte (acht Stunden pro Woche), neben der Lehrer- und Schulleitertätigkeit. Artikel erschienen in diversen Sonntagszeitungen des Madsack-Konzerns (Hannover).

Mit einem Bekannten gründete ich 2012 ein regionales Sportmagazin namens »sports«, das ich mit Beginn der Pensionärsphase vor zwei Jahren in das »Regionalmagazin claaro« (www.claaro.de) umwandelte, das in Süd-Ost-Niedersachen verbreitet wird. Während meine Frau als Schulrätin arbeitet, kümmere ich mich um die Zeitung, erneut um den Haushalt und um die Verwirklichung meiner vor Jahren entwickelten Idee einer SF-Trilogie!

Klaus N. Frick: Vielen Dank für die Antworten und die schönen Erinnerungen!

Jürgen Sonnemann: Ich danke dir für die Möglichkeit, dieses Interview geben zu dürfen. Das hat unter anderem dazu geführt, dass die alte Mannschaft im Laufe des Jahres zu einer außerplanmäßigen »Vorstandsitzung« zusammenkommen wird! Wie schön!