»Ich lese die Silberbände« – Teil 2 Ein Interview mit zwei jugendlichen PERRY RHODAN-Lesern

12. April 2020

Immer noch gibt es PERRY RHODAN-Leser im Teenageralter! Die Freunde Felix und Tom besuchten den 3. BrühlCon. Dort stellte der stolze Vater von Felix die beiden Elftklässler der Newsletter-Redakteurin der PERRY RHODAN-FanZentrale vor.

Das Interview, das zuerst im Newsletter 32 erschien, entstand per Mail, die Fragen stellte Alexandra Trinley. Wir finden, dass es auch an dieser Stelle interessant ist. Wegen seiner Länge veröffentlichen wir es in drei Teilen: gestern Teil eins, heute Teil zwei, morgen Teil drei.

 

Alexandra Trinley: Wie steht ihr zur Kosmologie der Serie? Also ES, die Superintelligenzen, die Stellung der Terraner im Kosmos?

Felix: Superintelligenzen geben ein wenig Würze in die Serie (mein Vater nennt das Sense of Wonder). Das beste Beispiel ist natürlich die Unsterblichkeit, die wäre sonst einfach nicht vernünftig zu erklären. Weil es Superintelligenzen wie ES gibt, sind die Menschen auf einmal gar nicht mehr so groß und wichtig. Es wird klar, dass die Menschen noch viel zu lernen haben, und dass es ein Ziel gibt, für das alle gemeinsam statt gegeneinander arbeiten können.

Der Stellung der Terraner im Kosmos wird in meinen Augen bis Silberband 40 nicht wirklich groß erklärt. Ich würde gerne mehr über die Terraner und ihre Kolonien erfahren. Ich lasse mich mal überraschen, was da noch kommt.

Tom: Ich hoffe, ich habe die Frage richtig verstanden. Ich denke, dass ES, und auch die anderen höheren Wesen den jeweiligen Geschichtssträngen eine gewisse Würze geben. (Felix lacht. Würze scheint gerade in zu sein). Es ist schwer, als Leser die Aktionen dieser Höheren zu interpretieren, aber genau das macht es erst spannend.

Die Position der Terraner im Kosmos? Schwierige Frage. Also ich denke, dass die Terraner als Galaktische Macht nur wenig beschrieben werden. Es wird zwar oft geschildert, wie weit der Einfluss der Terraner reicht, jedoch wünsche ich mir auch manchmal mehr Informationen über die Kolonien der Terraner, und wie genau die Beziehungen zwischen den einzelnen galaktischen Völkern sind.

 

Alexandra Trinley: Wenn ich aus der PERRY-Lektüre auftauche, scheint mir Rassismus und Staatendenken total grotesk zu sein, in meiner Jugend ebenso wie heute. Wie geht es euch damit?

Felix: Eine Welt ohne Staatendenken und Rassismus wäre wünschenswert, scheint aber eine Utopie zu sein. Also trenne ich Fiktion und reale Welt und bin ein bisschen neidisch auf das PERRY RHODAN-Universum, weil die Arkoniden leider nicht bei uns gelandet sind. Aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben ...

Tom: Ich empfinde das politische Handeln in der PERRY RHODAN-Serie als völlig utopisch. Ich versuche deshalb einfach, Fiktion von Realität strikt zu trennen.

Felix: Ja, aber schön wäre es doch, wenn sich hier nicht mehr alle gegenseitig bekriegen würden, nur wegen Geld, Macht, Glaubensvorstellungen, Hautfarben! Also ist PERRY RHODAN doch eine schöne Vorstellung!

Tom: Ja, schon. Aber ich fürchte trotzdem, dass es nur eine schöne Utopie ist.

 

Alexandra Trinley: In den Silberbänden gibt es Computer mit Lochstreifen, Schallplatten und weitere Technik, die heutzutage rettungslos veraltet ist. Stört euch das nicht?

Felix: Damals war das eben der Stand der Technik und wie man sich zukünftige Entwicklungen vorgestellt hat. Keiner hätte damals gedacht, dass es nicht mal 25 Jahre später Speichergeräte wie CDs und USB-Sticks oder etwas wie das Internet geben würde. Ich finde, es hat heute einen gewissen Reiz, darüber zu lesen, wie man es sich damals vorgestellt hat.

Tom: Damals kannte man es ja nicht anders. Deshalb nein. Außerdem ist es interessant zu lesen, welche Vorstellungen die Autoren damals über zukünftige technische Entwicklungen hatten.

Felix: Retro ist spannend. So etwas wie literarische Archäologie.

Tom: Aha, dann sind wir so etwas wie der Indiana Jones für das RHODAN-Universum?

Felix: Bestimmt! (beide lachen)

 

Alexandra Trinley: Wie fandet ihr die Individualverformer?

Felix: Die IVs sind als Bedrohung genial gewählt. Als riesige Insekten mit einer furchteinflößenden Begabung hatten sie großes Potential. Als Gegner waren sie so stark, dass die Menschen gemeinsam agieren mussten, um die von ihnen ausgehende Gefahr zu besiegen. Ich hätte gerne mehr darüber gelesen.

Tom: Interessant. Sie haben diese Arroganz, welche sie am Ende auch den Sieg gegen die Terraner gekostet hat. Sie waren aber kein Volk, das sich so in meinen Kopf festgebrannt hätte wie zum Beispiel die Akonen und die Haluter.

 

Alexandra Trinley: Die Anfangszeit der Serie zeigt uns die Menschheit, sobald sie geeinigt ist, als ziemlich straff und militärisch organisiert. Nun macht ihr beide einen recht selbstbewussten und intelligenten Eindruck, wirkt also überhaupt nicht wie junge Männer, die von einer Befehlskette träumen. Stört euch das nicht, und wenn ja, warum?

Felix: Es stört mich nicht so sehr. In einem Raumschiff muss es eine Kommandostruktur geben, ansonsten wäre ja überall nur noch Chaos. Außerdem gibt es bei RHODAN auch Charaktere, die sich gerne mal über diese Befehlskette stellen, z. B. Gucky.

Tom: Ich sehe das wie Felix. Außerdem gibt es ja diverse politische Organe auf Terra, welche Perry Rhodan gegenüberstehen. Ein Beispiel dafür wäre der Reichstag des Solaren Parlaments im Solaren Imperium.