»Andromeda Nachrichten« präsentiert ausführliches PERRY RHODAN-Interview Erster Teil des Interviews zu PERRY RHODAN NEO

22. Oktober 2012

Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse erschien die aktuelle Ausgabe der »Andromeda Nachrichten«. Auf mehreren Seiten präsentierte das Magazin unter anderem ein ausführliches Interview mit Klaus N. Frick, dem Chefredakteur der PERRY RHODAN-Serie.

In zwei Teilen veröffentlichen wir dieses Interview auf unserer Website – heute gibt's den ersten Teil. Er beschäftigt sich mit PERRY RHODAN NEO und der Vorgeschichte der neuen Serie. Die Fragen stellte Ralf Boldt.


Ralf Boldt: Hallo, Klaus! Wie oben schon erwähnt, läuft PERRY RHODAN NEO nun schon ein Jahr parallel zu der sogenannten Erstauflage. Die Diskussion, ob man die Serie einfach neu beginnen lassen darf, ist nun weitgehend abgeklungen und die Leser beschäftigen sich mit den Inhalten. Nach gut einem Jahr Laufzeit ist es sicher erlaubt, sich Zeit für einen ersten Rückblick und vielleicht ein paar Ausblicke in die Zukunft zu nehmen.

Klaus N. Frick: Komplett richtig – vor allem, weil es ja so aussieht, als ob wir noch eine Weile weitermachen könnten. Es gab da anfangs in unseren Reihen selbst einiges an Skepsis, ob das Projekt in der jetzt laufenden Form überhaupt Anklang finden könnte.


RB: Ihr habt ja sicher eine ganze Weile am »Geheimprojekt X« – so der damalige geheimnisvolle Projektname – gearbeitet.

Klaus N. Frick:
Erste Überlegungen gab es schon zu Beginn der Nuller-Jahre, ausgelöst durch amerikanische Comics und deren Neustart-Bemühungen. Mit Frank Borsch diskutierte ich schon damals immer wieder darüber, inwiefern man PERRY RHODAN komplett neu starten könnte. Den eigentlichen Anstoß gab aber tatsächlich ein Gespräch mit dem Science-Fiction-Buchhändler, -Übersetzer und -Verleger Hannes Riffel; seine Idee ging zwar in eine völlig andere Richtung, sie förderte aber unsere Pläne. Mein erstes Arbeitspapier zu dem Thema stammt von 2006 ...


RB: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, die Geschichte von PERRY RHODAN neu zu schreiben und damit einen neuen Kanon zu begründen?


Klaus N. Frick:
Wie schon angedeutet, waren die amerikanischen Comics ein Ausgangspunkt. BATMAN wird schließlich heute nicht mehr so erzählt wie in den dreißiger Jahren, es gibt keine echte »Continuity«. Wie wäre es, so überlegten wir, wenn wir die Geschichte von Perry Rhodan in einer nahen Zukunft – rund 25 Jahre von heute entfernt – noch einmal starten würden?
Es war dann recht schnell klar, dass ein Umschreiben der alten Romane nicht gut wäre: Die alten Romane aus den 60er-Jahren haben ihre Stärken und ihren Charme; es wäre nicht gut gewesen, diese Romane durch einfaches Umformulieren ins Jahr 2030 oder so zu verlagern. Wir mussten die Ideen und Motive von damals nehmen und die Geschichte einfach neu erzählen.


RB: Hat euch die teilweise harsche Ablehnung von NEO und die Frage, ob man PERRY RHODAN neu definieren kann, überrascht oder hattet ihr im Vorfeld schon mit solchen Reaktionen gerechnet? Oder habt ihr die Kritik anders empfunden?


Klaus N. Frick:
Uns war bewusst, dass der Versuch, die Serie quasi neu zu schreiben, nicht jedem gefallen kann. Ich bekam ja mit, wie die Fans teilweise auf die Versuche reagiert haben, die »Star Trek«-Saga neu zu erfinden und gewissermaßen von vorne zu starten. Das fand ja nicht gerade jeder gut, um es vorsichtig zu formulieren.
Was mich dann aber überraschte, war teilweise der Tonfall. Ich meine: Wenn jemandem das nicht gefällt, was wir machen, ist das völlig in Ordnung. Manche Leser reagierten aber geradezu beleidigend, und das verstand ich nicht. Unterm Strich waren die meisten Resonanzen aber positiv – übrigens gerade von Lesern, die bei PERRY RHODAN teilweise seit Jahren ausgestiegen sind und die PERRY RHODAN NEO als eine willkommene Neu-Interpretation sahen.


RB: NEO erscheint als Taschenheft. War die Neuauflage der Planetenromane bereits ein Test dafür? Wie sah das Feedback seitens der Leserschaft für dieses Format aus?

Klaus N. Frick:
Ich persönlich finde das Format eines Taschenheftes schon immer super – als vor vielen Jahren die Bastei-Kollegen mit den »Ufo-Akten« einen Versuch mit Taschenheften versucht haben, hatten wir eigentlich darüber nachgedacht, eine Nachauflage aufs Taschenheft umzustellen. Das Format ist handlich, es wirkt wie ein Taschenbuch und damit für viele Leser wohl seriöser. Die Bastei-Kollegen sind damals gescheitert, wir haben es dann gelassen.
Als wir die Planetenromane im Taschenheft gestartet haben, war uns klar, dass das nicht einfach sein wird. Es ist für den Handel ein unübliches Format, und man muss sich klar machen, dass die Verkäufer in den Einzelhandelsgeschäften teilweise nicht wissen, wohin sie so einen Roman stecken sollen. Die Leser haben damit keine Probleme – das Problem ist ja eher, dass man ihnen auch eine Möglichkeit geben muss, einen solchen Roman kaufen zu können ...