Logbuch: Blick auf den Alpha-Asteroiden

17. April 2012

(Das nun folgende Logbuch der Redaktion ist eine gekürzte Fassung des Nachwortes, das Rainer Nagel zum PERRY RHODAN-Planetenroman »Der Alpha-Asteroid« verfasst hat.)

Am 30. Januar 1987 erschien in der Erstauflage der PERRY RHODAN-Heftromanserie der Roman eines bis dahin kaum bekannten Autoren: Band 1328, »Die Harmonie des Todes«, stellte mit dem Ophaler Salaam Siin einen einfühlsam und einprägsam beschriebenen neuen Hauptcharakter vor.

Der Name des neuen Autoren war Robert Feldhoff.
Seinerzeit hieß es, er habe durch die (unverlangte) Einsendung eines Manuskriptes für einen Planetenroman die Aufmerksamkeit der Redaktion geweckt. Drei Monate später, im April 1987, erschien das Manuskript unter dem Titel »Der Alpha-Asteroid« als Band 289 der PERRY RHODAN-Planetenromane.

Der Roman, technisch gesehen sein Erstlingswerk, bestach durch eine logische und atmosphärische Handlung, die sauber in das auch zu diesem Zeitpunkt schon sehr komplexe »Perryversum« eingebunden war. Sie griff eines der Themen aus der Frühzeit der Serie auf, das zu diesem Zeitpunkt unauffällig in den Hintergrund und damit aus dem Fokus der aktuellen Handlung getreten war: die Hinterlassenschaften der sogenannten Oldtimer, denen Perry Rhodan zuletzt in Band 164 der Heftromanserie begegnet war.

Die Oldtimer hatten sich der Bändigung des Suprahet verschrieben - einer Gefahr, die man serienintern damals als so groß ansah, dass sie als Auslöser für die Flucht der Superintelligenz ES galt. Viel mehr wusste man über diese Wesen aber auch 1987 nicht, und so hatte der Autor freie Bahn für die Ausarbeitung des Hintergrundes seiner Geschichte.

Weitaus beeindruckender als seine Kenntnis der PR-Historie erwies sich in »Der Alpha-Asteroid« aber Feldhoffs sehr empfindsamer Umgang mit den beiden Hauptfiguren: Fellmer Lloyd und Sonja Conchal.

Lloyd, der 1945 geborene Mutant, ist seit den Anfangszeiten der Serie dabei, stand als Telepath immer im Schatten anderer. Robert Feldhoff schafft es, Fellmer Lloyd als das darzustellen, was er im Handlungsjahr 2810, also im Alter von fast neunhundert Jahren, sein muss: eine erfahrene Führungskraft, die fast alles erlebt hat, was man erleben kann. Eine Person, die auch in scheinbar aussichtslosen Situationen die Ruhe und die Übersicht behält - und somit letztlich das Problem lösen kann. Zugleich hat Lloyd die Fähigkeit, über sich selbst, seinen Status und seine Stellung in einer Gesellschaft, zu der er nur noch teilweise gehört, nachzudenken.

{{image::tl_files/comic/images/cover/planetenromane/PRTH_17cover.jpg?width=178&alt=Planetenroman 17&class=coverbild&mode=crop&rel=}}Fellmer Lloyds »Gegenpol« in diesem Roman ist Sonja Conchal, eine Zivilistin, die es aufgrund ihrer technischen Leistung vorübergehend in seinen Dunstkreis verschlägt. Sonja sind die Unsterblichen suspekt und unheimlich, sie zweifelt ihren Führungsanspruch an und hält die Langlebigkeit für unnatürlich. Gerade in den aus ihrer Sicht geschriebenen Kapiteln erhalten wir einen der in der Serie viel zu seltenen Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt »normaler« Menschen, was die Stellung der Zellaktivatorträger angeht.

Nach diesem Erstlingsroman wurde Robert Feldhoff zu einem Stammautoren bei PERRY RHODAN. Es folgten 97 Heftromane sowie elf Planetenromane, dazu Kurzgeschichten und Beiträge für andere Serien des Verlages. Feldhoff wurde 1993 in die »Expo-Factory« aufgenommen; er war ab diesem Zeitpunkt mitverantwortlich für die Planung der Handlung der Romanserie.

Seine Tätigkeit begann während des Abruse-Zyklus, also um Band 1700; ab Band 1800 und dem THOREGON-Zyklus war er offizieller »Expokrat«. Als sich Ernst Vlcek Ende des Jahrtausend im Vorfeld von PR-Band 2000 aus der Exposé-Redaktion zurückzog, übernahm Robert Feldhoff sie allein.

Feldhoff prägte die Serie im folgenden Jahrzehnt entscheidend. Seiner planerischen Feder entstammten die Zyklen zur Solaren Residenz, zum Reich Tradom und zum Sternenozean. Die Krönung seines Schaffens war der »Großzyklus« TERRANOVA/Negasphäre, in dem die PERRY RHODAN-Serie in ganz neue kosmische Dimensionen vorstieß. Auch die Grundlagen des Stardust-Zyklus waren noch von ihm erarbeitet.

Am 17. August 2009 verstarb Robert Feldhoff nach schwerer Krankheit. Sein Verlust für die PERRY RHODAN-Serie ist nicht auszugleichen.

Der vorliegende Roman legt erneut beredtes Zeugnis davon ab, wie hoch die literarische Qualität von Robert Feldhoff bereits zu Beginn seiner Karriere war, und wie groß seine Wichtigkeit für PERRY RHODAN war.

Klaus N. Frick