Logbuch der Redaktion: Eine literarische Tagung zu Andreas Eschbach

29. September 2017

Im Verlauf von knapp über zwanzig Jahren hat sich Andreas Eschbach zu einem der bekanntesten deutschsprachigen Unterhaltungsautoren entwickelt. Seine Romane belegen, dass es ausreichend Leser für gut geschriebene Unterhaltungsliteratur gibt, die es offenbar mögen, wenn der Autor sie überrascht oder ungewöhnliche Wege geht.

Andreas Eschbach schrieb zudem sechs PERRY RHODAN-Romane und einige Kurzgeschichten, was mich sehr freut. Mehrere Jahre lang wirkte er als Dozent an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel, ich durfte an seiner Seite arbeiten.

Die Bundesakademie veranstaltete am 24. und 25. September 2017 eine literarische Tagung. Mit dem ironisch klingenden Titel »Danke, Jesus!« spielte die Akademie auf den Roman »Jesus Video« an; der Untertitel »Andreas Eschbachs fantastische Welten« erklärte das Ganze.

Rund sechzig Besucherinnen und Besucher reisten in die schöne Stadt in Niedersachsen, hinzu kamen Referentinnen und Referenten. Weil ich gebeten worden war, einen Vortrag zu halten, fuhr ich ebenfalls nach Wolfenbüttel.

Im Tagungssaal der Bundesakademie eröffnete Dr. Olaf Kutzmutz, der Programmleiter für Literatur, am Sonntagmittag die Veranstaltung. Er stellte Andreas Eschbach vor, machte launige Bemerkungen und leitete rasch über zu Burkhard Spinnen.

Spinnen ist Schriftsteller und Seminarleiter, ein bestens vernetzter Mann, der auch jahrelang den Vorsitz bei den Klagenfurtern Tagen der deutschsprachigen Literatur innehatte. Wir hatten also einen sogenannten Literaturpapst vor uns. Er erzählte von seiner Vorliebe für Zeitreisegeschichten und stellte seinen Blick auf sogenannte Genre-Literatur vor, arbeitete sich so an dem Roman »Jesus Video« ab.

Nach ihm kam ein praxisnaher Vortrag: Leonhard Koppelmann ist Hörspiel- und Theaterregisseur. Er berichtete, wie er aus dem umfangreichen Roman »Eine Billion Dollar« ein Hörspiel machte, wie er den Text zusammenstrich und ummontierte – und zwar so, dass der »Geist« des Romans erhalten bleiben sollte und nicht verändert würde.

Nach einer längeren Kaffeepause kam Kathrin Lange an die Reihe. Mit ihr gestalte ich seit Jahren Seminare in Wolfenbüttel; den PERRY RHODAN-Lesern ist sie durch ihre Gastromane unter dem Pseudonym Cathrin Hartmann ein Begriff. Ihr Vortrag war kritisch – sie setzte sich mit den Enden in Eschbach-Romanen auseinander und kritisierte einiges in seinen Werken, stellte aber fest, dass mancher Roman beim aktuellen »Wiederlesen« doch anders auf sie wirkte als bei der Erstlektüre.

Allen Vorträgen folgten kurze Fragerunden, während in den Kaffeepausen diskutiert wurde. Vor allem nach Kathrin Langes Vortrag und während des Abendessens stand die Bundestagswahl im Zentrum; bei manchen Gesprächen verdrängte sie kurz die Literatur aus unserer Wahrnehmung.

Am Abend las Andreas Eschbach aus seinem Roman »Todesengel«, in der Folge wurde er von Olaf Kutzmutz befragt. Dabei kamen vielen Details aus seiner Autorenkarriere zum Vorschein, das Publikum lachte oft. Anschließend konnten die Anwesenden selbst weitere Fragen stellen, bevor eine Autogrammstunde folgte.

Der Abend endete spät; ich saß zuletzt in einer sehr netten Runde zusammen. Wir sprachen über Literatur im Allgemeinen, Science Fiction im Besonderen, natürlich über PERRY RHODAN und so gut wie nicht über Politik – das empfand ich als angenehm.

In aller Frühe ging es weiter. Der Bestsellerautor Wulf Dorn sprach in seinem Referat »Wie ein Buch dein Leben verändern kann« über den Eschbach-Roman »Ausgebrannt«; der gesellschaftskritische Vortrag erinnerte uns Zuhörer an unsere Verantwortung für die Erde.

Mein Vortrag danach stand unter dem Titel »Unendliche Weiten«; dabei stellte ich dar, wie sehr Andreas Eschbach und das Perryversum miteinander verbunden sind. Ich hatte ein Manuskript geschrieben, damit ich nicht gar zu sehr vom Thema abwich, ignorierte mein Manuskript allerdings einige Male. Danach beantwortete ich Fragen aus dem Publikum.

Zum Abschluss kam Regula Venske auf die Bühne; die Schriftstellerin ist Präsidentin des deutschen PEN-Clubs, der renommierten internationalen Autorenvereinigung. Sie berichtete von ihren aktuellen Reisen – unter anderem in die Ukraine – und ihre Gespräche mit Autoren und Politikern und wie sehr sie das alles mit dem Roman »Ein König für Deutschland« in Verbindung brachte.

Ein Mittagessen schloss die Tagung ab. Bei der Heimreise war ich in komplett positiver Stimmung: Es war eine Veranstaltung, an der literaturinteressierte Menschen teilnahmen, in der diskutiert wurde und in der es um einen Schriftsteller ging, der in seinen Romanen immer wieder zum Nachdenken anregt.

Ein Lob an die tolle Veranstaltung durch die Bundesakademie, in der – für uns als Referenten und für die Teilnehmer zumindest – alles wie am Schnürchen klappte!

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In Wolfenbüttel: Olaf Kutzmutz (links) von der Bundesakademie präsentierte den Schriftsteller Andreas Eschbach.

Foto: Peter Wayand