Werkstattbericht Hubert Haensel Wünsche zu »Der Einsame der Tiefe«

3. Februar 2020

Hin und wieder werde ich gefragt, wie die Auswahl der in die Silberbände aufgenommenen Romane erfolgt. Dabei stellt sich dann heraus, dass sich die Leserschaft grob gesprochen in zwei Gruppen einteilen lässt: Die einen legen Wert darauf, möglichst nah am Original zu bleiben, die anderen sind daran interessiert, die Handlung voranzutreiben. Das trifft jedenfalls für die Leser zu, die PERRY RHODAN schon von der Heftserie kennen. Und ich als Bearbeiter stehe mittendrin.

Wie sagt ein altes Sprichwort? »Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.« Trotzdem versuche ich es, indem ich nur selten ein Heft auslasse, dafür aber Unnötiges kürze.

Ich denke, dass in den Silberbänden beide Gruppen etwas von ihren Wünschen wiederfinden. Nicht, weil dies der einfachste Weg wäre, ganz im Gegenteil, sondern weil ich selbst als Leser und Fan zu PERRY RHODAN gekommen bin und miterleben durfte, wie sich die Serie und der Literaturmarkt im Lauf der Jahrzehnte gewandelt haben. Zudem spielen die technischen und wissenschaftlichen Veränderungen eine entscheidende Rolle.

Ein Beispiel gefällig? Würde jemand heutzutage den guten alten Karl May neu bearbeitet herausgeben, er würde gewiss nicht die berühmte Silberbüchse oder den Bärentöter durch ein Schnellfeuergewehr ersetzen. Weil Winnetou und Old Shatterhand Figuren sind, die in der Vergangenheit lebten. Aber Perry Rhodan, Bully und Atlan sind Protagonisten, die von Heft 1 an in unserer Zukunft existieren. Der Abstand zwischen unserer Gegenwart und ihrer Zukunft ist sogar immer größer geworden, während in unserer Gegenwart die Technik aufgeholt hat.

Da gab es in den vergangenen Jahren beispielsweise eine Szene, in der hochmoderne, von einem Menschen kaum zu unterscheidende Kampfroboter mithilfe von Disketten programmiert wurden – geschrieben zu einer Zeit, als Disketten für jedermann tatsächlich noch halbe Zukunftsmusik waren. Kann, soll oder muss ich so eine Passage ins Buch übernehmen? Ich habe diese Szene abgeändert, weil sie unserem technischen Verständnis schon heutzutage widersprechen würde, erst recht für ein Geschehen, das noch in der Zukunft liegt.

Gleiches galt für eine Szene, in der auf einem fremden Planeten Filmaufnahmen gemacht wurden. Soweit so gut, nur dass die entwickelten Filme, sorgfältig in Metallschachteln verpackt, an Bord einer Space-Jet verstaut wurden. Diese Passage flog gnadenlos raus. Weil heutzutage kein Zweitklässler mehr mit Filmen hantieren würde, sondern schlicht und einfach sein Handy zückt und fotografiert oder filmt, ohne das Material anschließend bis zur Entwicklung gegen äußere Einflüsse sichern zu müssen.

So kommen gleichermaßen angepasste Szenen und gelöschte Passagen zum Zuge. Wenn dabei nicht auffällt, was verändert oder gelöscht wurde, bin ich zufrieden.

Das war ein kurzer Schwenk zu den Feinheiten, die jedes einzelne Romanheft betreffen können. Zum etwas größeren Zusammenhang schreibe ich in einem anderen Werkstattberichts ein bisschen mehr.

Perry Rhodan 149: Der Einsame der Tiefe (Silberband)
H. G. Ewers; Arndt Ellmer; Peter Griese; H. G. Francis
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845331485
9,99 €
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