Anfang Mai 2022 erschien der Roman »Haus der Maghane« von Wim Vandemaan mit der Bandnummer 3168. Als redaktionelle Beilage enthielt er einen PERRY RHODAN-Report. In diesem kam ein Artikel von Rainer Nagel – mit einem Überblick zu den PERRY RHODAN-Spielen.
Diesen Beitrag dokumentieren wir an dieser Stelle. Wegen seines Umfangs bringen wir ihn in drei Teilen: Gestern kam Teil eins, heute haben wir den zweiten Teil, und morgen bringen wir den Abschluss.
Monopoly und Rollenspiele
Der letzte bislang bekannte Brettspielanlauf war eine Monopoly-Variante, 2008 von PERRY RHODAN-Fan Bernd Hubig und Grafiker Andreas Resch entworfen und schließlich von Ferdinand de Cassan vom Österreichischen Spielemuseum ungesetzt. Die Auflage betrug fünftausend Exemplare.
Zum Spielen wurde ein Standard-Monopoly-Spiel benötigt, über das dann der PR-Spielplan aus etwas dickerem Papier gelegt wurde. Zudem waren mehrere DIN-A4-Bögen mit Besitzrechts- sowie den Gemeinschafts- und Ereigniskarten enthalten. Diese aufwändig gestalteten Karten waren vorgestanzt und konnten aus den Bögen herausgebrochen werden. Ansonsten wurden die Spielsteine und Figuren des Standardspiels benutzt.
Die Terminologie war ebenfalls angepasst: Man ging nicht einfach zu einem Ort, sondern flog, sagen wir, zum Planeten Gom, die Bahnhöfe trugen Namen wie »Bahnhof der Friedensfahrer« oder »Bahnhof Quinto-Center«, das Geld erhielt man von der Galaktischen Zentralbank auf Maverick, der Weg ins Gefängnis führte über einen Transmitter, für Häuser zahlte man »Wartungskosten«. Allerdings zahlte man in Euro, was wohl der besseren Verwendbarkeit des Grundspielmaterials geschuldet war. Das Spiel war nie käuflich erhältlich, die Auflage wurde kostenfrei abgegeben.
Die Geschichte der PERRY RHODAN-Rollenspiele führt uns zurück zum Agema-Verlag. Dort erschien 1990 mit dem »Combatsystem« eine Ergänzung, in der man nicht mehr Auseinandersetzungen zwischen Raumschiffen, sondern zwischen einzelnen Personen ausspielte. Die Regelmechanismen waren kompatibel zur Raumkampfsimulation. Neben dem Grundregelwerk gab es einen Ergänzungsband zu Robotern sowie mit einem Spielfeldraster überzogene Deckpläne eines topsidischen Gila-Kreuzers, einer terranischen Kaulquappe, des Spezialkreuzers CALIFORNIA sowie eines Pedlar-Handelsraumers der Springer.
Das Combatsystem wuchs sich 1993 zum »SF-Rollenspiel« aus; Autor war Detlef Wenzlik unter Mitarbeit von Jens Bauer und Tobias Padberg. Hauptinhalt der großformatigen Schachtel war (neben Spielsteinen, Hilfsblättern und einem Einführungsabenteuer) das 177-seitige Regelwerk, das alle Informationen enthielt, die benötigt wurden, um zur Zeit des »MdI«-Zyklus die Rolle einer Person im Perryversum zu übernehmen und so spannende Abenteuer zu erleben. Es erschienen zwei Ergänzungsbände, einer zum Solaren Imperium und einer zum Protektorat Norgas. Das Rollenspiel erlaubte die Integration von Raumkampfsystem und Combatsystem.
Zu den Agema-Spielen erschien zwischen 1994 und 1996 ein Fanzine des »Perry Rhodan Clubs Zeitschatten« unter dem Titel »Terrania im Schatten«, das es auf drei Ausgaben brachte und sich hauptsächlich mit dem Rollenspiel befasste. Herausgeber war Nos Vigeland aus Dormagen; Sachen gibt’s …
Im Jahr 2004 wagte sich die »edition DORIFER« an einen zweiten Versuch. Der Kleinverlag aus Stelzenberg bei Kaiserslautern war von Elsa Franke und Alexander Huiskes gegründet worden, das Grundregelwerk entwickelten Huiskes und Jürgen E. Franke unter Mitarbeit des Chronisten, der auch für einige der späteren Produkte verantwortlich zeichnete. Rainer Castor wirkte verlagsseitig als Berater und später auch als Autor mit.
Das auf den Regeln des Fantasy-Rollenspiels »Misgard« basierende Spiel erschien im Oktober 2004 mit einem 344-seitigen Regelwerk im Hardcover mit einem eigens angefertigten Titelbild von Swen Papenbrock und einem vierfarbigen Poster, das die unterschiedlichen spielbaren Völker zeigte. Es war im Jahr 1332 NGZ angesiedelt, also vom Hintergrund her mit dem damals gerade beginnenden Zyklus »Der Sternenozean« kompatibel.
In rascher Folge erschienen 2004 ein 136-seitiger Quellenband zur BASIS sowie 2005 und 2006 die »Sternenwächter-Kampagne«: eine Reihe aus vier Abenteuern, die sich mit den Umtrieben der Galactic Guardians befassten und auch sonst allerlei lose Enden und alte Elemente der Serie aufgriffen. Sie bestand aus »Kinder der BASIS« (80 Seiten), »Die Fährte der Eloxima« (80 Seiten), »Wächter der Dunkelheit« (76 Seiten) und »Finale für die Guardians« (80 Seiten). Alle diese Bände wurden vom Chronisten verfasst.
Später, schon 2008, kam parallel zur ersten Staffel von PERRY RHODAN-Action der Quellenband »Demetria« heraus, verfasst von Alexander Huiskes und Rainer Nagel und bearbeitet von Rainer Castor (108 Seiten). Die letzte gedruckte Veröffentlichung war 2009 der Quellenband zur Liga Freier Terraner (verfasst von Alexander Huiskes, Rainer Castor und Rainer Nagel, 216 Seiten), der bereits 1344 NGZ angesiedelt war, um das Spielen im Großzyklus um die Terminale Kolonne zu ermöglichen. Rainer Castor steuerte viele »kanonische« Informationen bei, die sonst nirgends zu finden waren. Alle Titelbilder wurden von Swen Papenbrock speziell für das Rollenspiel gestaltet.
Gleichwohl »PERRY RHODAN – Das Rollenspiel« überwiegend gute Kritiken erhielt und wegen seiner PR-Detailgenauigkeit gelobt wurde (gleichwohl manche Rezensenten – durchaus zu Recht – die Regeln für zu komplex hielten), konnte es auf Dauer seine Produktionskosten nicht »einspielen« und musste eingestellt werden.
Im Jahr 2012 kam es zu einer kurzzeitigen Wiederbelebung des Spiels durch den Münchener Verlag Games-In, der, auf einer Neuausgabe des »Demetria«-Quellenbands aufbauend, in kleinen Auflagen den zweiten Zyklus von PERRY RHODAN-Action (»Kristallmond – Ekhas im Schatten der Opulu«) und danach einen Doppelband zum Zyklus »Das Zweite Imperium« auf den Markt brachte: Teil I: »Bedrohung aus der Eastside« und Teil II: »Die Westside am Rande der Vernichtung« (alles 2013).
Federführend waren Dieter Fuchs und ich; Alexander Huiskes, Rainer Castor und Swen Papenbrock waren nicht mehr beteiligt. Aber auch dort schlossen die Verkaufszahlen weitere Produkte aus (ein Quellenband zum »MdI«-Zyklus war bereits angedacht).
Rainer Nagel
