Leser als Romanfiguren – Teil zwei Eine Kolumne von Roman Schleifer über die Leser, die in Romanen einen Auftritt haben

27. Juni 2021

Der PERRY RHODAN-Roman »Die Gilde der Kidnapper« (Band 3120, geschrieben von Susan Schwartz), enthielt einen Beitrag von Roman Schleifer – als Teil des aktuellen PERRY RHODAN-Reports. In seinem Artikel erzählt der Autor von Lesern, die sich als Personen in einem Roman des Perryversums wiederfinden.

Wegen seines Umfangs kommt der Text in zwei Teilen: gestern der erste Teil, heute der abschließende zweite Teil.

 

Ein Gastauftritt für den Stammtisch

Manchmal bauen die Autoren auch ganze Gruppen von Fans in ihre Romane ein, so geschehen in Band 2284 von Leo Lukas. Seine jahrzehntelange Verbundenheit mit dem Wiener PERRY RHODAN-Stammtisch führte zur Erwähnung von vier Mitgliedern.

»Ich denke, dass Leo, der den Roman in Wien spielen ließ, den Stammtisch als Insidergag in die Handlung bringen wollte«, vermutet Hermann Urbanek, der sich als »Uherman« im Roman wiederfand. »Dafür schuf er eigens den Geologischen Stammtisch, der sich im Hinterzimmer eines Caféhauses trifft und dort seine kürzlich erworbenen Schätze bestaunt.« Zeichner Michael Wittmann fertigte die passende Innenillustration dazu an.

Ein weiterer Wiener Fan, Charly Ohri, wurde von Michael Marcus Thurner in die Handlung von Band 2834 hineingeschrieben – nämlich als Tiuphore, in Unkenntnis des Fans. Obwohl er das Heft in den Händen hielt und im Namenskästchen über die Figur »ccalrc Ohri« staunte, wartete er mit dem Lesen, bis ihm Michael das Heft signiert hatte: »Für Charly, einen treuen Perry-Fan, den ich leider, leider in diesem Roman töten musste. Sorry – und noch ein langes Leben.«

Charly lachte darüber. »Trotz dieser betrüblichen Nachricht las ich das Heft mit Vergnügen. Richtig kurios wurde es durch einen Zeitungsartikel von Uwe Mach. Etliche Freunde zeigten sich entsetzt vom Ableben meines literarischen Alter-Egos, ließen mich aber dennoch den Band signieren. Seither dürfen sie mich Ccarlc nennen.«

Wer nicht durch die Fan-Szene in den Genuss einer Erwähnung kommt, kann sein Glück bei Figuren-Versteigerungen auf Cons versuchen. Einer der Glücklichen schlug beim PERRY RHODAN-WeltCon 2011 in Mannheim zu.

»Mein Wunsch, persönlich auf Perry Rhodan zu treffen, wurde zumindest literarisch in Band 2638 wahr«, erzählt Martin Felten. »Dass Uwe Anton und Marc A. Herren noch Gucky und Mondra Diamond zu dem Treffen hinzunahmen, war ein echtes i-Tüpfelchen. Dass ich mich in der Innenillustration wiederfand, war das Highlight für mich als jahrzehntelangen PERRY RHODAN-Leser. Mir ist etwas zuteilgeworden, das man sich normalerweise für Geld nicht kaufen kann!«

Band 2638 liegt nun in vielen Haushalten, denn Martin hat den Band an Kinder, Geschwister und Freunde verschenkt. »Ich war im Hyperraum, ich habe Perry die Hand gegeben – und ich bin glücklich!«

Ein weiterer Fan, der sein Glück bei einer Versteigerung versuchte, kommt ebenfalls aus dem Dunstkreis des Wiener PERRY RHODAN-Stammtischs. Am AustriaCon 2001 ersteigerte er sich einen Auftritt und bat Ernst Vlcek, ihn in Szene zu setzen, wie er Perry Rhodan die Hand schüttelte. Prompt erhielt der Autor kein Exposé mehr, in dem Rhodan auftauchte.

Die Jahre zogen ins Land, und Ernst Vlcek ging in Pension. Also bat der Fan Leo Lukas, ihn einzubauen. Man ahnt die Pointe: Auch Leo Lukas erhielt schlagartig kein Exposé mehr, in dem Rhodan eine Rolle spielte. Das hielt ihn nicht davon ab, den Fan – nämlich den Autor dieses Artikels – gleich zweimal in die Handlung aufzunehmen. Erst als Namor, den Schleifer. Ein zweites Mal als Dank für die Hilfe bei Recherchen über die SOL. Mein neues Alter Ego war Sinco Venethos, ein Mom’Serimer, der Ronald Tekener die Hand schüttelte.

Weitere Jahre vergingen, doch noch immer hatte kein Herr Schleifer dem Herrn Rhodan die Hand geschüttelt. Da übernahm Uwe Anton die Exposés. Also klagte ich ihm mein Leid, und er hatte Erbarmen.

Michael Marcus Thurner setzte mein Figuren-Datenblatt in Band 2545 um und schuf dabei die Figur Roman Schleifer, der den Durchbruch bei der Vatrox-Forschung einleitete. Horst Gotta war so nett und zeichnete die Innenillustration, deren Original seither in meinem Wohnzimmer hängt.

 

Fan als Rekordhalter

Der Fan mit den meisten Auftritten als Figur – nämlich sechs – ist Udo Claßen. Der Autogrammsammler aus Dormagen wurde sowohl in der Erstauflage (Band 1177, 1297 und 1310), in den Jubiläumsbänden 5 und 6 und im Werkstattband »verbraten«. Der Grund: Er schickte sämtliche Hefte mit der Bitte um ein Autogramm an ihre jeweiligen Verfasser. Mit Horst Hoffmann, H. G. Ewers und Kurt Mahr hat er auch die meisten Autoren inspiriert, ihn als Figur zu verwenden.

»Kurt Mahr hat sogar eine Stelle aus einem meiner Briefe an ihn wortwörtlich in ein Heft übernommen«, deckt er auf: »Wie ein Freund des Arnulf Höchstens namens Udorp Klas sich auszudrücken pflegte: dass für eine bestimmte Summe Geldes eine alte Frau lange stricken muss.«

Auch der vielen Fans als »rasender Reporter« bekannte Robert Vogel wurde in der Serie verewigt. Seinen Auftritt verdankte er Uwe Anton, der sich so dafür revanchierte, dass er ihm Anfang der Neunzigerjahre als Fragesteller bei einer »Star Trek«-Convention zur Verfügung gestanden hatte.

»In Band 2104 ›Durch das Sternentor‹  – für mich als ›Stargate‹-Fan höchst passend – sammelte der Logistik-Experte Trebor Legov tausende schrottreife Raumschiffe für ein Ablenkungsmanöver.« Trebor Legov rückwärts gelesen ergibt Robert Vogel. Uwe zeigte dabei Liebe zum Detail, denn er beschrieb Robert, wie er seinerzeit auf Cons herumlief: gekleidet in eine ärmellose, mit Aufnähern vollgepackte Weste. »Er ließ mich Ascari da Vivo anbaggern und mich gemeinerweise scheitern.«

Den zweiten Auftritt hatte Legov in Band 2160, als er den Haluter Blo Rakane volllaberte. Auch darüber schmunzelt Robert. »Ich habe mich köstlich amüsiert, als ich den Band las, und weiß noch genau, dass ich damals etliche Mails von Fans bekommen habe, denen dieser schrullige Typ irgendwie bekannt vorkam.«

Auch in den STELLARIS-Kurzgeschichten fanden sich Fans und Autoren wieder. So baute ich den Kollegen Gerhard Huber in meine Folge 37 ein. Auch Dieter Bohn wurde von mir verbraten: Als Triebwerkstechniker unterstützte er in Folge 41 den Helden bei seiner Flucht aus einer Zeitschleife.

 

(Wer übrigens mehr über reale Personen in den PERRY RHODAN-Heften wissen möchte, schaut in der Perrypedia vorbei. Dort findet er eine Auflistung aller von den Fans wiedererkannten Menschen.