Im Namen der Möhre – Teil 2 Eine 80er-Jahre-Kolumne von Falk-Ingo Klee

29. Dezember 2017

Fortsetzung von »Rettung in letzter Minute«:

In dieser Stunde höchster Not hatten Hage Nockemann und Blödel, die mit von der Partie waren, einen rettenden Einfall: Sie setzten als biologische Waffe die terranische Möhrenfliege ein. Was außer den Scientologen niemand für möglich gehalten hatte, trat ein. Das Schlachtenglück verließ die Carotinesen, gleich reihenweise wurden sie Opfer der gefräßigen Insektennachkommen. Schon zeichnete sich ein Sieg über die Invasoren ab, als Gucky von einem herben Schicksalsschlag getroffen wurde.

Wie immer kämpfte der Mausbiber heldenhaft in der ersten Reihe. Im Getümmel der Auseinandersetzung bemerkte er nicht, dass er in der von der Gewerkschaft IG Kampf, Krieg und Sieg verordneten Mittagspause etwas Karottensaft verschüttet und damit auch seinen Zellaktivator benetzt hatte. Und wie es das Unglück wollte, fielen mehrere Maden der Möhrenfliege über das nun schmackhafte Kästchen her und zerfraßen es. Der unsterbliche Multimutant vom Planeten Tramp wurde damit wieder zu einem ganz gewöhnlichen Mausbiber, dessen Tage gezählt waren.

Die Milchstraße konnte aufatmen, die Gefahr einer Invasion durch die Horden von Anti-ESS-Möhre war noch einmal abgewendet worden. Als letzter der eingesetzten Raumer war der Schwere Kreuzer CARROT in den Überraum hinübergewechselt und hielt nun mit maximaler Leistung auf Terra zu.

Verständlicherweise konnte Gucky über den mühsam errungenen Erfolg keine rechte Freude empfinden, zu schwer wog der persönliche Verlust. Griesgrämig hockte er in seiner Kabine und blies Trübsal.

Das Angebot von Hage Nockemann, ihn von Zeit zu Zeit zu klonen und ihm so eine relative Unsterblichkeit zu verleihen, hatte er abgelehnt. Der Retter des Universums konnte nur ein Original sein und keine noch so identische Kopie.

Ohne recht an einen Erfolg zu glauben, hatte er auf Blödels Vorschlag hin per Hyper-Fax bei der »Galactic News« eine Kleinanzeige unter der Rubrik »Vermischtes« aufgegeben: »WER TAUSCHT ZELLAKTIVATOR (NEU ODER GEBRAUCHT) GEGEN ANDERE GÜTER DES TÄGLICHEN BEDARFS? ANGEBOTE AN GUCKY, MILCHSTRASSE.«

Der Mausbiber horchte in sich hinein. War er wirklich müde, oder waren das Anzeichen des körperlichen Verfalls? Wirkte sich das Fehlen der lebenserhaltenden Schwingungen so in der Anfangsphase aus? Schwerfällig stemmte er sich von der Liege hoch und watschelte zum Servo, als Blödel in den Raum stürmte.

»Es hat geklappt!«, trompetete der Roboter und schwenkte triumphierend eine Folie. »Hyper-Fax für den Retter des Universums!«

»Was hat geklappt?«, knurrte Gucky verständnislos und ungehalten zugleich.

»Die Sache mit der Kleinanzeige«, freute sich Blödel. »Hier, lies selbst.«

Er reichte dem Mutanten das Hyper-Fax. Der beugte sich darüber und studierte es aufmerksam. Mit ungläubigem Staunen ließ er das Blatt sinken.

»Ich werde verrückt«, krächzte Gucky ergriffen. »Mein Gott, Walter!«

»Ja, unser Walter«, seufzte Blödel gerührt, griff nach dem Hyper-Fax und wiederholte den Text. »Tausche meinen Zellaktivator gegen zehn Hektoliter irischen Whiskey. Gruß Walter Ernsting, Terra.«

ENDE

 

Lieber Walter, herzlichen Glückwunsch zum 70. Geburtstag wünscht Dir Falk-Ingo Klee aus dem Ex-Atlan-Team

PS: Donnerwetter, da habe ich Walter ja vor fast dreißig Jahren einen Glückwusch gewünscht. Hoffentlich hat er das damals überlesen, obwohl: Es hat ja gewirkt, das Glückwunsch wünschen. Über 50 andere Gratulanten in dem Buch haben es ja getan ...