Erinnerung an Peter Griese – Teil zwei Eine Kolumne von Falk-Ingo Klee über den PERRY RHODAN-Schriftsteller

30. April 2021

Am 29. April jährt sich der Todestag des Science-Fiction-Schriftstellers Peter Griese zum fünfundzwanzigsten Mal. Sein Kollege Falk-Ingo Klee, der jahrelang für die ATLAN-Serie schrieb, erinnert sich in seiner Kolumne an den Autor.

Wegen ihres Umfangs kommt die Kolumne in zwei Teilen: gestern war es Teil eins, heute bringen wir den zweiten Teil.

 

Nur ein »scheinbarer« Nachteil

Im 1986 veröffentlichten Werkstattband »Die ersten 25 Jahre« (gemeint ist natürlich die PERRY RHODAN-Serie) erschien ein Beitrag von Peter Griese mit dem Titel »ATLAN – die Schwesterserie von PERRY RHODAN«. Darin schrieb Peter unter anderem: »Zurück zum ›scheinbaren Nachteil‹. Er erlaubt den Exposé-Machern etwas, was die PERRY RHODAN-Serie nicht immer geben kann, nämlich totale ›Action‹. Wir wollen ATLAN, die Schwesterserie, als ›Action-Serie‹ verstanden wissen. Dass da ein Hauch von Mariannes (Anmerkung des Verfassers: gemeint ist Marianne Sydow) ›Fantasy‹ eingeflossen ist, hat nur geholfen. Denn einseitig wollten wir nie werden. Und der PeGe (Anmerkung des Verfassers: Peter benutzte das als Namenskürzel) allein ist auch auf andere Impulse angewiesen, seien es die des Ewersschen Ursprungs (Anmerkung des Verfassers: gemeint ist H. G. Ewers), dem Kleeschen Robotik-Biologikum oder Mariannes Sanftheit entsprungen.

Die ATLAN-Serie erlaubt Experimente. Und das hat sie der Schwesterserie PR voraus. ATLAN wirkt dadurch bisweilen lebendiger. Die Serie kann eigentlich gar nicht anders sein, denn die Person Atlans ist nicht nur aufgrund ihres Alters vielschichtiger, sondern vor allem durch den von Eigenwilligkeiten und Erfahrungen geprägten Charakter.«

Wie etlichen Leserbriefen auf der ATLAN-Leserseite zu entnehmen war, gab es durchaus Romankäufer, die nur die Abenteuer des unsterblichen Arkoniden verfolgten. Andere Fans, die beide Serien lasen, erklärten die ATLAN-Serie zu ihrem Favoriten, weil die Handlung spannender, abenteuerlicher und actionreicher war.

Obwohl Peter und ich durchaus Kontakt hatten und einen guten dazu (in der Regel schriftlich, weil das damals wesentlich billiger war als Ferngespräche), lernte ich ihn erst 1986 beim PERRY RHODAN-WeltCon in Saarbrücken persönlich kennen. Auch da war er mit Engagement im Einsatz. Ich erinnere mich noch deutlich, wie wir Autoren uns alle zum Mittagessen versammelt hatten, als Peter plötzlich wegmusste, um einer Regionalzeitung oder dem Saarländischen Rundfunk ein Interview zu geben. Damals war noch nicht absehbar, dass die ATLAN-Serie zwei Jahre später mit Band 850 eingestellt werden sollte.

Nach dem Ende der ATLAN-Serie war Peter weiterhin als PERRY RHODAN-Autor tätig. Als Kurt Mahr überraschend starb, übernahm er im Jahr 1993 die Rubrik »PERRY RHODAN-Computer« und war bis zur Nummer 267 auch für den PERRY RHODAN-Report zuständig.

Seinen letzten PERRY RHODAN-Roman »Flucht durch Bröhnder« konnte Peter leider nicht mehr zu Ende bringen. Robert Feldhoff vollendete damals das Manuskript. Dieser Band erschien drei Monate nach Peter Grieses Tod.

Ich habe mit Peter gerne und gut zusammengearbeitet. Er war ein humorvoller Kollege, den ich geschätzt und gemocht habe.

Als meine Tochter 1983 im Alter von drei Jahren an Krebs erkrankte, bot Peter spontan an, den ATLAN-Roman, den ich gerade in Arbeit hatte, für mich ohne Honorarminderung zu Ende zu schreiben. Ich habe den Band dann selbst fertiggestellt, aber allein der Umstand, dass mir Peter so selbstlos und ohne zu zögern seine Hilfe anbot, schuf natürlich eine Verbundenheit, die deutlich über die übliche Kollegialität hinausging.

Schade, dass Peter viel zu früh von uns ging!

 

Falk-Ingo Klee