Eine erneute Reise nach Atlantis –Teil drei Eine Kolumne von Olaf Brill und Ben Calvin Hary zu PERRY RHODAN-Atlantis

17. Mai 2023

Am 6. April 2023 wurde der PERRY RHODAN-Band mit der Nummer 3216 veröffentlicht: »Eine neue Zeit«, verfasst von Kai Hirdt. Der Roman enthielt den aktuellen PERRY RHODAN-Report, in dem sich ein interessanter Artikel befand, den Olaf Brill und Ben Calvin Hary gemeinsam verfasst hatten.

Diesen Beitrag wollen wir unbedingt an dieser Stelle präsentieren. Wegen ihres Umfangs bringen wir die Kolumne in drei Teilen – vorgestern brachten wir den ersten, gestern den zweiten Teil, heute kommt der dritte Teil als Abschluss.

Neue Regeln für Atlantis

Aus diesen Überlegungen heraus beschloss Hary, die Atlantis-Schilderungen aus den Sechziger- und Siebzigerjahren sanft neu zu interpretieren. Für die neue Atlantis-Miniserien postulierte er folgende Regeln:

»Erstens: Wir orientieren uns optisch an Hoffmans Atlantis. Der Kontinent sieht also aus wie auf der Karte in ATLAN 300, die auch Grundlage der Abbildung in der Perrypedia war.

Zweitens: Wo diese Karte mit den Schilderungen aus PR 60/70 und ATLAN 300 vereinbar ist, bringen wir sie in Einklang. Den Rest unterschlagen wir stillschweigend, und die Landbrücken, die 1600 ›zusätzlichen‹ Kilometer und Pthor erwähnen wir nur im Nebensatz. Atlans Kuppel liegt bei uns, wie von Scheer geschildert, im Süden, nicht im Norden des Kontinents. Prinzipiell gilt: Wo nichts explizit erwähnt wird und Interpretationsspielraum besteht, bauen wir auch keinen Widerspruch ein.

Werden wir anhand eines Beispiels konkreter: In PR 60/70 wird erwähnt, dass Atlan mit einem Tauchboot von Atlopolis zur Kuppel unterwegs ist – aber streng betrachtet steht nirgends, wie lange diese Tauchfahrt dauert. Er steigt ein, Scheer macht einen Absatz, und der Held kommt an. Wir behaupten nun einfach, dass zwischen beiden Absätzen Stunden verstreichen, die unser Ich-Erzähler in seinem Bericht der Stromlinienförmigkeit halber einfach weglässt! Dann kann die Kuppel nämlich weiter vor den Azoren liegen, die Azoren aber im Norden sein wie auf der Hoffmann-Karte dargestellt und die Hauptstadt weiter auf ihrem Südküstenplateau mit Meerblick liegen.

Damit haben wir das Plothole gestopft; wir müssen nur die Landbrücken sowie die Realwelt-Existenz von Santa Maria ignorieren, und Scheers Schilderung funktioniert wieder halbwegs. Dramaturgisch hat das den Vorteil, dass dazwischen rund 3600 km liegen – viel Platz für Abenteuer und Geschichten.«

So entstand also im Jahr 2022 die Miniserie PERRY RHODAN-Atlantis – mit einer klassischen, aber neu durchdachten Atlantis-Karte, die auf der vorderen Umschlaginnenseite von Band 1 abgedruckt und der ersten Lieferung für Abonnenten als Poster beigelegt war (siehe letzte Doppelseite). In den Heften lernten wir die tapfere Atlanterin Caysey kennen und die kampferprobte Kralasenin Rowena. Wir haben erfahren, was sich einst auf dem Gipfel der Arkonspitze abgespielt hat, was im Innern dieses Berges versteckt ist, der an einen Saurierzahn erinnert, und welches Geheimnis Jahrtausende lang unter Atlans Tiefseekuppel verborgen war.

Die Miniserie kam überall gut an, und so stand auch im Verlag schnell die Entscheidung fest: Wir machen im Jahr 2023 weiter mit PERRY RHODAN-Atlantis 2. Aber aus welchem Grund sollten Perry Rhodan und seine Gefährten auf den untergegangenen Kontinent zurückkehren?

In einem Chat entstand die entscheidende Idee: Wie wäre es, wenn unsere Helden zwar zurück in ihre eigene Zeit kommen, aber auf eine Welt, auf der sich alles verändert hat – und auf der Atlantis niemals untergegangen ist? So kam es, dass Ben Calvin Hary Atlantis nicht nur einmal, sondern zweimal neu erfunden hat.

PERRY RHODAN-Atlantis 2 spielt also im Jahr 2085 NGZ – aber in einer veränderten Zeitlinie, in der unter anderem Atlantis niemals untergegangen ist. In dieser Parallelwelt ist Atlantis im Lauf der Jahrtausende zu einem dichtbesiedelten Kontinent geworden, auf dem viele Völker und Kulturen zu Hause sind.

Hauptstadt dieses Atlantis ist Can Coronto, erbaut auf den Ruinen der arkonidischen Stadt Arkonis. Gleichzeitig ist Can Coronto die Hauptstadt der Druuf-Allianz und der Haupthandlungsschauplatz unserer Miniserie. Es ist das Terrania der neuen Zeitlinie: das Zentrum eines Sternenreichs ebenso wie das kulturelle Zentrum einer faszinierenden Mischkultur.

Eine Hauptstadt der Farben

Doch wie hat sich Ben Calvin Hary die Hauptstadt von Atlantis vogestellt? Machen wir einen kleinen Spaziergang durch die Hauptstadt des eben nicht versunkenen Kontinents!

»Aus dem Orbit, vom Meer und dem Land aus stellt sich Can Coronto als eine Stadt aus Licht und strahlenden Holos dar. Vor allem nachts leuchtet die Stadt in allen Farben, vorherrschend sind Cyan, Indigo und Pink – eine sehr charakteristische Ästhetik, die dem hohen druufschen Bevölkerungsanteil geschuldet ist (Druuf, so legen wir hier fest, empfinden diese Farben als besonders ästhetisch).

Aus holografisch verschönerten Fassaden, Werbeeinblendungen und der (ebenfalls neonbunten) holografischen Straßenbeleuchtung ergibt sich eine stetig wechselnde, pulsierende Aura aus Farben und Licht, die aus dem Orbit gut sichtbar ist und die das Land weithin illuminiert. Aufgrund seiner farbenfrohen Erscheinung gilt Can Coronto unter Lemuriden als Juwel des Korrelats. Die Stadt wird von ihren Bewohnern liebevoll das ›Kaleidoskop der Galaxis‹ genannt.

Die Stadt gliedert sich in sieben Stadtteile, die sich in grob halbkreisfömiger Anordung um den Stadtkern mit dem historischen Arkonis anschließen. Von Norden nach Süden sind dies (im Uhrzeigersinn): Gonhar, Mandrogal, Nestorr, Yenthur, Exnir, Nethallar und Lydion. Außerhalb der Stadt erstreckt sich eine Agglomeration aus Vorstädten und Dörfern.

Der Stadtkern (Can Coronto Zentrum) ist ein achtes, verwaltungstechnisch unabhängiges Viertel, das der Allianzregierung vorbehalten ist. Hier befindet sich außerdem der Botschaftsbereich, in dem die Repräsentanten des Korrelats und die nicht-irdischstämmigen Abgeordneten der Zivilregierung residieren.

Gonhar ist das Viertel der Bessergestellten. Wer hier lebt, hat es geschafft! Die Bevölkerung besteht zu etwa gleichen Teilen aus Druuf und Menschen, aber an der Peripherie zum Zentrum haben sich einige von Außerirdischen bewohnte Enklaven gebildet. Die Bebauung ist weniger dicht als in den übrigen Stadtvierteln und besteht aus vornehmen Wohnkomplexen und Villen. Yachthäfen reihen sich an Küstenstreifen mit Strandhäusern und edlen Bungalows. Standpromenaden laden zum Flanieren ein und weite Parks und Plätze zur Freizeitgestaltung.

In Gonhar leben Rowena und Caysey mit Tyler, sowie Dante mit seiner (Adoptiv-)Familie.«

Wer Tyler und Dante sind? Oh, ich glaube, dafür müsst ihr schon mal einen kleinen Blick in die zwölf Romane werfen, die wir über dieses neue Atlantis geschrieben haben.